Der Bonifatiusweg

Auf der Elisabethenstraße, der rechten Nidderstraße über die Höhen des Vogelsbergs und dem Ortesweg - auf diesen uralten Fernwegen soll der Leichenzug des 754 in Dokkum ermordeten heiligen Bonifatius von Mainz nach Fulda gezogen sein, um Bonifatius zu seiner letzten Ruhestätte im Fuldaer Dom zu geleiten. Die Straßenverläufe können heute nur vermutet und anhand der schriftlich überlieferten Rastplätze (Bonifatiusbrunnen, -quellen und -äcker), Beschreibungen alter Straßen, Flurnamen und charakteristischer Altstraßenmerkmale (Hohlwege, Rinnen etc.) nachvollzogen werden, da es die rechte Nidderstraße heute so nicht mehr gibt. Ganze Straßenabschnitte sind überbaut oder verlaufen heute als einsame Wald- oder Feldwege durch Hessen.

Zum 1250. Todestag des Heiligen wurde im Sommer 2004 der 180 km lange Wander- und Pilgerpfad "Bonifatius-Route" eingerichtet und ausgeschildert, der in einem Korridor nahe der antiken Handelsroute verläuft, aber gleichzeitig den Belangen des Wanderers Rechnung trägt und Naturdenkmäler entlang des Weges berücksichtigt.

In einer sehr interessanten Abhandlung von Christian Vogel "Via Antiqua: Bonifatius letzter Weg" wird die tatsächliche Route der Überführung anhand alter Urkunden, Schriften und Geländemerkmalen detailgenau rekonstruiert.

Demnach zog sich der Weg von Mainz - Hochheim - Bonifatiuskapelle Kriftel - Bonifatiuskreuz Eschborn/Sossenheim - Bonifatiusbrunnen Kalbach - Schäferköppel - Bonifatiusacker Nidderau - Glauberg - Schafskirche Lißberg - Stumpe Kirche Burghards - Bonifatiusquelle Grebenhainer Berg - Kreppelstein Blankenau - nach Fulda.

Die Route des Leichenzugs

Eckpunkte für die Routenfestlegung sind die überlieferten Rastplätze des Leichenzugs, die ich nach und nach aufsuchen möchte:

In Kalbach soll an der Stelle, wo einst der Leichenzug des Bonifatius Nachtruhe gehalten hat, eine Quelle entsprungen sein. Hier ist noch heute der Bonifatiusbrunnen mitten im Neubaugebiet Riedberg zu sehen. Nicht weit davon ist mit Steinen das Fundament der alten Crutzenkirche markiert, die dort zuerst aus Holz, später auch aus Steinen zu Ehren des Bonifatius gestanden haben soll.

An der alten Römerstraße, die die Kastelle in Okarben und Heldenbergen verband, wurde an einem weiteren Bonifatius-Rastplatz ein iro-schottisches Bonifatiuskreuz errichtet.

Der Bonifatiusbrunnen in Kalbach
Die Bonifatiusruhe - ein Iro-schottisches Kreuz

Weiter zog sich der Weg über Windecken und den Bonifatiusacker weiter nach Altenstadt, wo der Limes überquert wurde.

Der Bonifatiusacker in Nidderau-Heldenbergen

Am Glauberg, dem keltischen Zentrum mit dem Hügelgrab des Keltenfürsten aus der Latenezeit wurde die Nidder überquert, um an ihrem rechten Ufer den Anstieg des Vogelsbergs zu bezwingen.

Der Glauberg. Ein mystischer Hügel mit lange reichender Vergangenheit

Von Glauburg aus zog die alte Glauburgstraße über Effolderbach und Eckardtsborn die westlichen Ausläufer des Vogelsbergs über die Furt des Hillersbachs hinab nach Lißberg.

Die Ruine der Schafskirche in Lißberg

Die Ruine der Schafskirche in Lißberg wurde häufig mit dem Leichenzug des Bonifatius in Verbindung gebracht. Tatsächlich verläuft ganz in der Nähe davon ein alter Hohlweg. Als Rastplatz für Bonifatius wird sie nicht in Verbindung gestanden haben, da sie erst viel später errichtet wurde, wohl aber als Gedenkstätte zu Ehren Bonifatius an der alten Wegstrecke.

Weiter führte der Weg nach Burghards, vorbei an den Mauerresten der "Stumpfen Kirche" und weiter über Kaulstoß nach Crainfeld, wo sich am Grebenhainer Berg die Bonifatiusquelle (Quelle der Schwarza) befindet. Von hier aus fand der Leichenzug vermutlich Anschluß an den Ortesweg und erreichte über Schlirf, Schlechtenwegen, den Kreppelstein und Blankenau Fulda.