Originalquelle zu Altstraßen in Hessen

Diese Quelle fand ich im Internet und habe die Auszüge so gut es ging, zusammengepuzzelt. Diese alten Schriften sind für die Altstraßenforschung deshalb so wertvoll, da vor über hundert Jahren viele Altstraßenreste, die heute überbaut oder der Flurbereinigung zum Opfer gefallen sind, noch zu erkennen waren.

Alte Strassen in Hessen.

Von Friedrich Kofler in Darmstadt
aus: Westdeutsche Zeitschrift f. Geschichte u. Kunst, 1893

Verzeichnis der Straßen (und Seiten):

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Die Strassen und Wege eines Landes legen Zeugnis ab für seine Kultur. Je ausgedehnter das Wegenetz ist, desto reger sind Handel und Verkehr, desto blühender der Wohlstand, desto entwickelter das Staatswesen. Jäger und Hirten streifen durch Wald und Flur, sie brauchen keine Strassen und keine Brücken, ihnen genügt der von dem Wilde getretene Wechsel, die von der Herde eingestampfte Fährte; die Furt dient ihnen statt der Brücke. Die Ackerbautreibenden aber, die ihr Erzeugnisse verwerten, die sie entweder verkaufen oder gegen eigene Bedürfnisse umtauschen wollen und dem Händler das Land erschliessen müssen, sehen sich genötigt, Wege zu bauen, um fremden Waren Eingang und den eigenen Erzeugnissen Ausgang zu verschaffen. Wir sehen daher schon in halbcivilisierten Ländern Verkehrswege entstehen, die, wenn auch wenig gepflegt, doch häufig betreten werden und in ihrer Nähe finden wir die zahlreichsten und grössten Niederlassungen. Es wird schwer halten anzugeben, zu welcher Zeit in unserem Lande die ersten Verkehrswege entstanden sind. Gut gebaute und gepflegte Wege, Strassensysteme in unserem Sinne, setzen ein geordnetes Staatswesen voraus. Zustände, wie sie ein solches mit sich bringt, können wir erst zu der Zeit annehmen, da das Land unter römische Botmässigkeit gekommen war. Aus dieser Zeit können wir auch ganze Strassensysteme in Hessen nachweisen. Dass dies die ersten Verkehrswege in unserem Lande gewesen seien, wie viele behaupten, beruht auf einem Irrtume. Es liegen Beobachtungen vor, welche zeigen,

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dass das Land schon vor der Ankunft der Römer eine so hohe Stufe der Kultur erreicht hatte, dass wir es uns nicht gut mehr ohne Verkehrswege denken können. Auch bringt uns die Geschichte zahlreiche Mitteilungen, dass zwischen den Völkern des Südens und des Nordens Handelsverkehr stattfand, und wir finden den Beweis dafür in den Gräbern der vorrömischen Zeit, welche unter ihren Beigaben Kunstprodukte enthalten, die in Stoff, Form und Verzierungen mit denjenigen Gegenständen übereinstimmen, welche in südlichen Kulturländern, namentlich in Italien, ebenfalls als Grabbeigaben angetroffen werden und nur als Handelsware zu uns und höher nach dem Norden gekommen sein können.

Doch fehlt es auch nicht an anderen Beweisen. In den letzten Jahren glang es mir durch das Auffinden und die Aufdeckung einer grösseren Anzahl von Kastellen den Limes in der Wetterau festzulegen.

Die schwierige Aufgabe war mir dadurch erleichtert worden, dass ich im Taunus die Beobachtung gemacht hatte, dass fast alle grösseren Limes-Kastelle an Gebirgsübergängen liegen. Dies führte mich auf den Schluss, dass zur Zeit, als der Pfahlgraben angelegt wurde, bereits Wege über das Gebirge führten, und dass man die Kastelle, wie in neuerer Zeit die Sperrforts, an denjenigen Stellen erbaute, wo diese Wege oder Strassen gesperrt und überwacht werden konnten. (Man vergl. meine Abhandlung über die alten befestigten Wege im Hochtaunus in der Westdeutschen Zeitschrift II, 1883 S. 407 ff.). Meine Vermutung, dass auch in der Wetterau die Limes-Kastelle in der Nähe alter Verkehrswege errichtet gewesen seien, fand darauf ihre Bestätigung durch meine Ausgrabungen und Untersuchungen. Weitere Beweise, dass die Römer schon bestehende Verkehrswege öfters benutzten und sogar nach ihrer Art umbauten, finden die geneigten Leser in nachfolgenden Mitteilungen.

1. Bei dem Bau der Homburg-Frankfurter Eisenbahn fand sich, nach einer Mitteilung des Herrn Baumeister Jacobi in Homburg, in der Nähe von Weisskirchen das Pflaster der römischen Strasse, welche von Heddernheim aus nach dem Feldberg-Kastelle zog und im Hochtaunus unter dem Namen Pflasterweg bekannt ist, in einem Hohlwege. Es ist doch nicht anzunehmen, dass sich das Pflaster bei dem Gebrauche des Weges gesenkt hätte und noch weniger ist anzunehmen, dass so vorzügliche Bautechniker, wie die Römer waren, ihre Heerstrasse in einen Wasserriss gelegt hätten. Ich möchte hierbei bemerken, dass bei Hammeran, Urgeschichte der Stadt Frankfurt etc. S. 26 mitgeteilt wird, dass die bei dem Bahnbau aufgefundene Strasse die Fortsetzung

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der sog. Weinstrasse gewesen wäre. Wie dem auch sei, so ändert das nichts am Thatbestand.

2. Die von Kastel aus unter dem Namen Elisabethenstrasse und später unter dem Namen Steinstrasse nach dem Limes führende Römerstrasse zeigt in der Nähe von Okarben und auch weiter nördlich das Pflaster ebenfalls wieder in einem Hohlwege.

3. Die Weinstrasse, welche nach Dieffenbach, Urgeschichte der Wetterau, S. 255, bei Hofheim oder Diedenbergen von der Elisabethenstrasse abzweigen und an Ober-Eschbach-Gonzenheim vorüber einerseits nach Friedberg und anderseits nach Butzbach geführt haben soll, zeigt in einem Hohlweg unweit Ober-Eschbach ihr römisches Pflaster.

Es wird zwar von Professor Dr. Miller in Stuttgart, der sich speziell mit Untersuchungen römischer Strassen beschäftigt, angenommen, dass die römischen Strassen überhaupt eingeschnitten seien, allein dem widerspricht der Umstand, dass sich die drei erwähnten Strassen nicht allerwärts in Hohlwegen sondern vielfach in gleicher Höhe mit dem umgebenden Gelände befinden, wie dies auch bei anderen römischen Strassen nachgewiesen ist.

Aber auch in anderen Ländern hat man die Beobachtung gemacht, dass die Römer an Orten, wo sie Strassen antrafen, sie entweder so, wie sie waren, benutzten, oder zweckentsprechend umbauten. J. Rancke sagt in seiner "Anleitung zu wissenschaftlichen Beobachtungen auf Alpenreisen" in dem Abschnitt über Strassen, S. 393 : „Doch unterliegt es keinem Zweifel, dass die Römer bei dem Bau ihrer Strassen und Saumwege innerhalb des Gebirges sich vielfach an die alten Verkehrsbahnen angeschlossen haben. Es scheint dies daraus hervorzugehen, dass die Römerstrassen und Wege mit so vollkommener Kenntnis der Alpennatur angelegt sind, wie sie nur die Alpenbewohner selbst besitzen können, welche alle Anforderungen an solche Verbindungen zwischen den einzelnen Ansiedelungen in guter wie schlechter Jahreszeit vollkommen kennen".

Die römischen Strassen sind nicht überall auf gleiche Weise gebaut. Manche sind nach Art unserer Chausseen in festem Steinbau aufgeführt, d.h. unten gestückt, oben mit Kleinschlag überfahren, der bei verschiedenen Strassen mit Mörtel durchsetzt ist. Andere sind nur mit Kies überfahren und wieder andere zeigen unten eine Stückung von Kalk-, Schiefer- oder Kieselsteinen, die durch Mörtel mit einander verbunden sind, darüber eine festgestampfte Lehm- oder Lettschicht und darauf entweder ein Pflaster oder mit Mörtel verbundenen Schotter.

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Die meisten Strassen sind sanft gewölbt und auf beiden Seiten mit Gräben versehen. Selten trifft man römische Strassen in unserem Lande von vollkommen gleicher Beschaffenheit an.

Die Elisabethenstrasse besteht bei Nieder-Erlenbach, wo sie bereits Steinstrasse genannt wird, nach Römer-Büchner, Beiträge zur Geschichte d. St. Frankfurt a. M. S. 89: 1) das stratumen, die unterste Lage aus grossen Silex; 2) der rudus aus klein zerschlagenen Feldsteinen, acht Zoll hoch; 3)die crusta aus einer einen Fuss hohen Lage von kleinen Steinen über 5 Zoll hoher gestampfter Erde (Hammeran, Urgeschichte von Frankfurt S. 23.) - Die Herren Prof. Riese und Wolff hatten bei ihrer Untersuchung andere Ergebnisse. Die Strasse innerhalb der grossen Römerstätte in Gernsheim enthält 3 übereinander liegende Schichten: a) aufrecht gestellte, mit Mörtel verbundene Kalksteine, b) handhoch aufgetragener, wahrscheinlich mit Letten vermischer zäher Mörtel, c) flache rote Sandsteine, welche mit Mörtel mit einander verbunden sind (Qrtlbl. des histor Vereins 1885 Heft II S. 11.) - Die Strasse, welche von Gemsheim nach Dieburg zog, wurde im Jahre 1885 von mir an verschiedenen Orten aufgedeckt und zeigte ein in Sand gesetztes Pflaster von Kalksteinen (ibidem). Eine gleiche Anlage ergab die von mir aufgefundene Römerstrasse „das Breulpflaster" bei Echzell.

„Die Steinerstrasse" im Jägersburger Walde besteht nach meinen Untersuchungen aus einer Sand- und Kiesaufschüttung über Lettboden. Die Dieburg-Stockstädter Strasse ergab bei Untersuchungen, die ich in der Nähe von Hergershausen anstellte, keinerlei Stein- oder Kiesanschüttung und kennzeichnet sich nur durch die zu beiden Seiten liegenden römischen Gräber. Die Breite der römischen Strassen wird von manchen Forschern zu 5 m angegeben, doch stimmt dies nur teilweise für unsere Gegenden. Die oben erwähnte Elisabethenstrasse hat eine Breite von 11 m; die Steinerstrasse bei dem Jägersburger Forsthaus 10 m. Das Breulpflaster 5,25 m und die Gernsheim-Dieburger Strasse misst oben auf dem Damme, im sogenannten alten Neckarbett, 5 m.

Bei den wichtigeren Strassen finden sich öfters in Entfemungen von je 1000 röm. Schritt, einem Milliarium = 1/5 geogr. Meile, kleinere oder grössere Befestigungen und Türme, die aber bis jetzt in Hessen noch nicht durch Grabungen nachgewiesen, mir aber teilweise, namentlich in Oberhessen bekannt sind.

Man vergl. ebenfalls Hammeran, zur Urgeschichte von Frankfurt, S. 23. Auch trifft man an manchen Strassen behauene Steine, Meilensteine, welche die Entfernung von den Hauptorten angaben. In unserem Lande

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haben sich meines Wissens bis jetzt nur zwei derselben, der eine bei Kastel, Arch. IV, S. 254 *), der andere an der Strasse von Dieburg nach dem Maine, "der hohen Strasse", in der Nähe von Langstadt, Nass. Ann. VIII, S. 579, Arch. I, S. 329, vorgefunden. Ein Bezirk in Nieder-Erlenbacher Gemarkung soll sich nach Römer-Büchner, Beiträge zur Geschichte d. St. Frankfurt, S. 88 an "der Säule" benennen. Er liegt in der Nähe der Steinstrasse und mag seinen Namen einem römischen Meilensteine verdanken. - Auch in dem Odenwald, in der Nähe der Mümlinglinie, begegnet man mehrmals dem Namen "die Saul", welches an vielen Orten gleichbedeutend ist mit Säule, hier aber so viel wie Suhle heisst.

Auf diesen Strassen, die zuweilen heute noch benutzt werden, bewegte sich der Hauptverkehr im Mittelalter, denn von ihren Endpunkten aus zogen andere Strassen über die ehemalige römische Reichsgrenze nach den Standplätzen Frankens, Thüringens und Sachsens. Es fehlt auch hier nicht an Andeutungen, dass manche dieser Strassen schon während der römischen Occupation benutzt worden sein mochten, z.B. das vereinzelte Vorkommen von römischen Münzen und Geräten; die Zeit ihrer Entstehung dürfte aber, vielleicht für immer, in Dunkel gehüllt bleiben. - Viele alte Strassen des Vogelsbergs ähneln in ihrer Anlage, in dem gewölbten Steinpflaster, in ihrer Breite und in den sie begleitenden Gräben so sehr den Römerstrassen, dass man sie kaum unterscheiden kann. Auch im Süden und namentlich im Südwesten des Grossherzogtums bildeten, beinahe bis zum Beginn dieses Jahrhunderts, die Römerstrassen die eigentlichen Verkehrswege und sie führen, gleich den mittelalterlichen Strassen, die Namen: alte Strassen, hohe Strassen, Hoch-, Heer- und Steinstrassen, manche heissen auch Geleitsstrassen, weil auf ihnen die Kaufleute, geschützt von einem bewaffneten Geleite, nach Frankfurt zu Messe zogen. Manche alte Wege führen auch den Namen Rennsteig oder Rennweg und man nimmt im Allgemeinen an, dass dies so viel wie Grenzweg bedeute und dass diese Wege Länder und Völker von einander abgegrenzt hätten.

Der bekannteste Weg dieses Namens ist der Rennsteig oder Rennweg in Thüringen, der auf der ehemaligen Grenze zwischen Franken und Thüringen hinläuft. Der Rennpfad im Hochtaunus ist eine uralte Fahrstrasse, welche aus dem früheren Kronberger Markwald kommend und den römischen Pflasterweg überschreitend in

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*) Arch. bedeutet stets Archiv für hessische Geschichte und Alterthumskunde.

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die hohe Mark eintritt. Am östlichen Hange des grossen Feldberges hinziehend, geht er darauf bei dem ehemaligen Wachtturme am Stockplacken durch den Limes und zugleich über den Kamm des Gebirges; er mündet etwa nur 500 m von diesem Orte entfernt in die "hohe Stresse" ein, welche auf der nördlichen Abdachung des Gebirges, "der Höhe", in der Richtung von SW. nach NO. hinzieht und bei dem Rehköpfchen aus dem Gebiete der ehemaligen hohen Mark wieder austritt. Der Weg bildete, so weit wir die geschichtlichen Ereignisse überblicken können, niemals eine Stammes- oder Gaugrenze. In Hessen gibt es eine grössere Zahl dieser Wege, welche teils Rennwege und Rennstrassen, teils Rinnweg, Rinnbahn, Rinnhohl und Runweg genannt werden. Sie sind fast alle von untergeordneter Bedeutung, keiner bildet eine alte Grenze und ich brauchte sie nicht aufzuführen, wenn ich nicht befürchtete, dass meine Wegkarte durch Weglassung derselben der Vorwurf der Unvollständigkeit treffen könnte.

Rennwege sind in den Gemarkungen von Alzey, Borsdorf, Büdesheim, Erzhausen, Klein-Rohrheim, Messel, Rüdingsheim und Viernheim; eine Rennstrasse läuft durch die Gemarkungen von Harpertshausen, Hergertshausen, Babenhausen; eine Rennbahn ist in der Gemarkung von Eisenbach (fraglich ob gleichbedeutend mit Rennweg!);
Rinnwege findet man in den Gemarkungen von Allendorf an der Lumda, Blofeld, Dauernheim, Lauterbach, Nieder-Weisel, Ober-Mörlen (der letztere wird anno 1371 "der rinneweg" genannt), Ober-Ohmen und Sauerschwabenheim; eine Rinnhohl kommt vor in der Gemarkung von Ostheim und ein Runn- (vielleicht verschrieben für Renn-) weg in der Gemarkung von Rüdingshausen. Anno 1250 wird ein ryntweg bei Bergheim und 1397 ein Rintweg bei Kloppenheim erwähnt, die wohl auch hierher gezählt werden können. Möglich wäre es, dass einige der Rinnwege nichts Anderes bedeuten als Wege entlang der Rinne.

Andere alte Wege führen den Namen Hühnerpfad. Der bekannteste in Hessen ist der Weg, welcher unweit Köppern von der Weinstrasse abzweigt und fast in gerader Linie bis zum Limes-Kastell Capersburg führt, dieses links liegen lässt, dann den Pfahlgraben schneidet, in kurzer Entfernung von demselben an dem Kamme des Gebirges hin und dann abwärts bis nach Langenhain weiterzieht. Auch bei Stammheim in Oberhessen ist ein Hühnerpfad, bei Scharfheim an der bayerischen Grenze ein "Hühnerweg" u. s. f.

Mit dem Beginne diese Jahrhunderts war man allerwärts bestrebt, den Handel und Verkehr durch die Anlage guter, bequemer

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Fahrstrassen zu heben und zu beleben. Die uralten Verkehrsstrassen sanken zu Feldwegen herab, auf denen man nur höchst selten eine Fuhre oder einen Wanderer erblickte, sie wurden später ganz überflüssig, wurden entweder aufgepflügt, oder zugeworfen und verschleift. Die charakteristischen Merkmale vieler Gegenden, die breiten, tiefen Hohlwege mit ihren dickstämmigen, schattigen Nussbäumen und ihren undurchdringlichen, von Vogelscharen belebten Hecken von Haselsträuchern, Schwarzdorn und wilden rosen sind jetzt fast alle verschwunden und es ist kaum mehr ihre frühere Richtung zu erkennen. Auf den Bergen und in den Wäldern haben die geraden Strassen der alten Zeit, die sich wenig an die Höhenkurven kehrten und bergab, bergauf in gerader Richtung dem fernen Ziele zustrebten, schönen breiten Kunststrassen Platz gemacht, die in sanften Windungen und kaum bemerkbaren Steigungen den Berghängen hinaufziehen. Nur noch in seltenen Fällen werden sie benutzt, meist sind es einsame grasbedeckte Waldwege, die noch als Viehtrieb dienen, oder sie sind zugepflanzt und hundertjährige Eichen und Buchen schlagen ihre kräftigen Wurzeln auf dem und unter das ehemalige Strassenpflaster. Bei dem seit einigen Jahren in Kraft getretenen Feldbereinigungsgesetz ist wohl die Zeit nicht mehr fern, da die noch einzig übrigen Zeugen des früheren Verkehrs ebenfalls beseitigt werden und jede Spur von ihnen verwischt sein wird.

Professor Dieffenbach hatte bereits vor 45 Jahren versucht, nach eigener Anschauung und fremden Mitteilungen das alte Strassennetz Oberhessens zusammenzustellen, um der Nachwelt ein Bild desselben zu erhalten. Am Schlusse seiner Abhandlung sagt er: „Niemand fühlt mehr als ich, wie mangelhaft diese Nachrichten sind, indessen ist doch damit der Anfang gemacht. Wer aber weiter forschen will, bedarf vor allen Dingen genauer Ortskarten mit Bezeichnung der einzelnen Felder und Distrikte; er wird alsdann, da er nicht überall selbst an Ort und Stelle nachzusehen vermag, die Richtungen der alten Strassen am sichersten kennen lernen."

Seit jener Zeit ist aber in dieser Hinsicht so viel wie nichts geschehen. Was von Dr. Hammeran in der Urgeschichte der Stadt Frankfurt und v. Cohausen in "Der römische Grenzwall in Deutschland" gegeben wird, stützt sich hauptsächlich auf Dieffenbachs Mitteilungen. Zahlreiche Strassen und Wege sind seit Dieffenbachs Zeit verschwunden und die jüngere Generation kann sich weder ihres Laufes noch ihres Namens erinnern. Das von Dieffenbach für die Strassenforschung vorgeschlagene Hülfsmittel, die Orts- oder Flurkarten, ist seit seiner Zeit vervollständigt worden und es liegen auf dem Grossherz. Katasteramte die in kleinem Massstabe verfertigten Kopien der Flurkarten fast aller Gemeinden vor, allein sie werden nach geschehener Feldbereinigung durch neue ersetzt werden, in welchen die geschleiften Wege nicht mehr aufgeführt sind. Ein anderes Hülfsmittel, die im Grossherz.

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Staats-Archive befindlichen Karten über Geleitsstrassen, liefern nur ein spärliches Material zur Beurteilung der ältesten Strassen.

Die älteste Nachricht über eine Strasse in Oberhessen findet sich bei Pertz, Mon. Germ. II, 369 im Leben des heil. Sturmius vom Jahre 736 „Tunc pervenit (Sturmius) ad viam, quae a Turingorum regione mercandi caasa ad Magontiam pergentes ducit". Es ist dies eine Strasse, welche aller Wahrscheinlichkeit nach über den Vogelsberg führte. In der Grenzbeschreibung des Klosters Fulda vom Jahre 747 werden wieder in dem nördlichen Teile des Grossherzogtums zwei alte Strassen genannt "inde trans uiam que dicitur Antsanvia usque in uiam que nocatur Orteswehe". Antsanvia, welcher Weg (nach Gegenbauer, Das Kloster Fulda) in späterer Zeit am rechten Ufer der Fulda auch Königsweg (kuningesvueg) genannt wird, lief aller Wahrscheinlichkeit nach durch die Gemarkung von Frauenrombach; der Ortisweg findet sich heute noch in der Gemarkung von Schlechtenwegen, Flur 11.

In der vita Bonifacii wird erwähnt, dass die Leiche des Heidenbekehrers und Märtyrers zu Schiffe nach Hochheim und von dort nach dem Kloster Fulda gebracht worden sei. Bei villa Caltebach auf einem Acker wurde über Nacht die Leiche aufgestellt und später an dieser Stelle eine Kapelle erbaut. Die Kirche zu Crutzen stand neben dem Bonifaciusbrunnen auf der Höhe des Feldes zwischen Bommersheim und Niederursel. Man vergl. über die genannten alten Strassen auch Corr.- Bl. d. Ges.-Ver. 1876, S. 4 ff.

Die Grenzbeschreibung der Heppenheimer Mark vom Jahre 795 nennt eine "strata publica, quae ducit de pago Lobodonense et sie pervenit in Wisgoz",

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unter welcher wohl nur die Bergstrasse verstanden sein kann, Arch. II, XV S. 223 *).

Bei der Grenzbeschreibung des Kirchspiels Schlitz vom Jahre 812 wird unweit Hopfgarten, in der Nähe der Schwalm, zwischen Lauterbach und Alsfeld eine "heristrazza" genannt. Zugleich wird eine steinerne Brücke zwischen Angersbach und Landenhausen erwähnt.

In der Grenzbeschreibung des Kirchspiels Schlirf kommt eine landesstrazza vor zwischen den Orten - jetzt Wüstungen - Liebolfes und Sterrenrodes. Beide Wüstungen liegen in der Gemarkung von Rudlos und die Strasse führte von Thüringen nach dem Rheine. In Cod. Lauresh. I, S. 48 wird bei der Grenzbeschreibung von Michelstadt, der Schenkung Eginhards an das Kloster Lorsch, 918, in der Nähe von Ulenbuch (Eulbach) eine "platea" erwähnt, unter der vielleicht die von Schlossau über Würzberg und Eulbach führende „hohe Strasse", wahrscheinlicher aber die von Michelstadt nach Amorbach führende Strasse zu verstehen ist.

Im Jahre 1016 erscheinen in der Grenzbeschreibung des Kirchspiels Wingershausen zwei Strassen mit Namen „howistrazun" am Schweher- oder Schweberfeld, worunter viele die Hochfläche östlich des Taufsteins und Hoherodskopfes im Vogelsberg verstehen und "Fuldere strazun", welche zwischen der Bracht und der Nidder genannt wird. Weiter wird 1071 eine Strasse erwähnt, auf der König Heinrich IV von Hersfeld aus zur Synode nach Mainz zog. Er speiste damals in dem Dorfe Udenhausen zu Mittag. 1073 begab sich Heinrich auf seiner Flucht von der Harzburg nach Hersfeld und von da nach einem Dorfe „quae dicitur Capella haud procul ab Herveldia". Dieses Capella legt Dr. G. Freiherr Schenk zu Schweinsberg nach Grebenau, das früher Kappel geheissen haben soll. Die Strasse wäre also in der Richtung Grebenau - Udenhausen zu suchen. Der Knotenpunkt der römischen Strassen in unserem Lande ist Mainz, das nach dem Abzüge der Römer die Empore des mittleren und westlichen Teiles von Deutschland geblieben ist und von dem die mittelalterlichen Verkehrswege strahlenförmig auseinander liefen.

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*) Die erste Zahl bedeutet stets den Band, die zweite die Nummer der Abhandlung, die dritte die Seite.

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Bereits im 12. Jahrhundert wurde es bereits von Frankfurt überflügelt und der Zug der Kaufleute wandte sich nun mehr dem Maine als dem Rheine zu. Viele der nach Mainz führenden Wege wurden aufgegeben und werden in Urkunden aus dem Beginn des 14. Jahrhunderts schon "alte Strassen" genannt. Diejenigen Wege aber, die man beibehielt, und benutzte oder damals neu anlegte, führen häufig noch heute den Namen "Frankfurter Strassen".

Ich habe die alten Strassen je nach den Provinzen in drei Abteilungen gebracht: a) Oberhessen, b) Starkenburg, c) Rheinhessen. Zum besseren Verständnis habe ich eine Karte der Strassenzüge entworfen und mit den Nummern des Textes versehen.

Oberhessen.

I. Mainz - Frankfurt - Marburg bez. Giessen.

Vom Maine zur Lahn und Weser.

Von Kastel aus führt die Elisabethenstrasse nordöstlich fast in gerader Richtung nach der ehemaligen römischen Reichsgrenze bei Echzell. Sie ist eine Römerstrasse, deren Bau schon Seite 123 besprochen wurde. Den Namen Elisabethenstrasse soll sie erhalten haben, weil im Mittelalter die vom Rhein und Main kommenden Pilger auf ihr nach dem Grabe der heiligen Elisabeth in Marburg wanderten. Dr. Hammeran glaubt, (vergl. dessen Urgeschichte von Frankfurt etc. S. 23) und wohl mit Recht, es könnte, wie dies häufig der Fall sei, ein verderbtes Wort in diesem Namen stecken. Vergl. auch Schmidt, Localunters. über den Pfahlgraben S. 71.

Etwas über 14 Kilometer weit läuft sie fast in gerader Richtung bis dicht vor Hofheim, wo sie sich in mehrere Arme zu teilen scheint, denn es tritt in einiger Entfernung rechts und links je eine Strasse auf, deren Verlängerung die Befestigung bei Hofheim, das Hofheimer Kastell, ziemlich genau trifft. Wir betrachten uns zunächst die linker Hand abzweigende.

Ia. Holzhausen - Ockstadt - Obermörlen,

welche erst zwischen Oberursel und Bommersheim ihre Anwesenheit verrät, und von welcher Dieffenbach glaubte, dass sie schon in Diedenbergen von der Hauptstrasse abzweigte. Es läuft in der Richtung Hofheim-Bommersheim zwar ein alter Hohlweg, welcher südwestlich von Sulzbach beginnt, sich bis östlich von Weisskirchen verfolgen lässt und die "Friedberger Strasse" genannt wird, allein seine Richtung weist auf Ober-Erlenbach-Petterweil, und sie kann, wenn nicht in der Nähe von Weiss-

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-kirchen eine andere Strasse von ihr nördlich abzweigt, als ein Teil der Mainzerstrasse angesehen werden. Die Mainzerstrasse bildet streckenweise die Grenze zwischen Preußen und Hessen. Sie führt unter dem Namen Weinstrasse bei Ober-Eschbach, auf hessischem Gebiete am "Steinkritz", einer bedeutenden römischen Niederlassung, vorüber, zieht zwischen den Dörfern Gonzenheim und Ober-Eschbach hindurch, an Seulberg vorüber nach Holzhausen und zeigt an vielen Orten ihr römisches Pflaster. Sie wird in einer Urkunde vom Jahre 1329 "Mainzer Strasse" genannt (Holzhusin super stratam mogunt. ante montana (Baur)). Bei Holzhausen teilt sich dieselbe; der eine Zug geht in der Richtung nach Nieder-Rosbach und wird auf den Flurkarten "Mainzerstrasse" benannt; der andere wendet sich mehr nördlich und führt auf den Flurkarten den Namen Wein- oder Butzbacher Strasse.

Ib. Holzhausen - Obermörlen. Die Mainzer- oder Marburger Strasse,

zwischen Holzhausen und Obermörlen, ist auf den Flurkarten nur noch bis zur Holzhäuser Grenze eingezeichnet und in der anstossenden Rodheimer Gemarkung überbaut. Ihre Richtung weist nach Nieder-Rosbach, wo sie sich mit einer Strasse vereint, welche von Nieder-Eschbach aus, in dessen Gemarkung sie dem Anscheine nach sich von der Steinstrasse abzweigt (vergl. S. 134) und unter dem Namen "Frankfurter Strasse" nach Ober-Erlenbach, von hier ab unter dem Namen „Rindstrasse" nach Rodheim und dann als „Marburger- oder oder Frankfurter Hohl" über Nieder-Rosbach, wo die Vereinigung stattfindet, nach Ockstadt zieht.

Der Name verrät, dass wir auf der Frankfurt-Marburger Strasse sind, die aber nun nicht als selbständige Strasse weiter zieht, sondern sich im Norden von Ockstadt nordwestlich wendet und bei Ober-Mörlen mit der "Weinstrasse" vereinigt. Sie war nach Dieffenbach eine Geleitsstrasse Arch. IV S. 256; ihre Richtung ist eine auffällig gerade, ob Römerstrasse, ist nicht nachgewiesen. 1377 wird sie in "Oxstätter Terminei" als "Marpurger Strazzin" aufgeführt.

Ic. Holzhausen (Mainz) - Butzbach.

Sie geht zunächst am Beinhards vorüber nach Ober-Rosbach, berührt den Ober-Strassheimer Hof, läßt den Hof "Hasselheck" und das Dorf Ober-Mörlen rechts liegen, vereinigt sich hier mit der Marburger Strasse, geht durch Ostheim nach Butzbach und scheint ursprünglich nach dem LimesKastell "Hunnenburg" bei Butzbach, geführt zu haben. Sie wird auf den Karten abwechselnd Wein- und Butzbacher Strasse

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genannt. Dieffenbach sagt in seiner Urgeschichte, "man bemerkt die Reste einer alten Weinstrasse, der Wellerweg genannt, zwischen Issel und dem Hausberge bei Butzbach. Sie soll nach dem Westerwalde hinziehen." Die Flurkarten enthalten in der genannten Gegend keine derartige Bezeichnung, dieselbe findet sich aber in der Gemarkung von Maibach und Langenhain und es scheint diese Weinstrasse nicht nach der Issel, sondern nach Ostheim oder sogar nach Ober-Mörlen gegangen zu sein und sich dort mit der Weinstrasse vereinigt zu haben. Diese setzte sich von Butzbach aus in zwei Richtungen fort, nämlich in der Richtung Pohlgöns-Giessen-Marburg mit einer Abzweigung nach Wetzlar und in der Richtung Grüningen-Giessen-Marburg. Beide Strassen laufen zusammen bis zum Windhofe, wo sie sich trennen; der Name ist "alte Strasse". Die Strasse

Id. Butzbach - Wetzlar

ging an Pohlgöns vorüber nach Niedercleen und dann weiter nach Wetzlar. Sie wird 1315 und 1349 urkundlich erwähnt. "In campo versus Eberhardsgunse apud stratam" und "vor dem bohele hyndir der strazen". Der Bühel liegt an der Grenze der Fluren l, 2 und 7, also von Pohlgöns aus hinter der Strasse. Der bei dem Windhof südöstlich von von Pohlgöns abzweigende Weg führt als „alte Strasse" an dem letztgenannten Orte vorüber nach Kircbgöns und über Langgöns und Grossenlinden nach Giessen. 1340 wird er „lindirweg" genannt.

le. Butzbach — Grüningen — Giessen — Marburg "Heerstrasse".

Diese Strasse läuft an Griedel vorüber nach Norden und wird im Jahre 1351 als "alte strasse" bezeichnet. "In dem velde gein Gridele vndir der aldin strazen". Es scheint mir, dass diese Strasse in ihrem Anfang ursprünglich eine Römerstrasse ist, welche an Griedel und Gambach vorüber nach Oberhörgern und dann an Eberstadt vorbei nach dem Limes-Kastell Altenburg bei Arnsburg zog und diese mit dem Kastell Hunnenburg verband, doch fehlen mir dafür bis jetzt noch die Beweise. Die mittelalterliche Strasse zog westlich an Griedel und Gambach vorüber, berührte nur die letzten Häuser auf der Westseite von Holzheim und ging dann an Grüningen vorüber.

Auf den Flurkarten wird sie Heerstrasse genannt, unter welcher Bezeichnung sie auch häufig in mittelalterlichen Urkunden vorkommt. So erscheint

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unter Bockinheim 3) bei Gambach, 1358 eine Flurbenennung "an der Herstrazin", und unter Nyderen Hergeren, bei Gambach gelegen, anno 1363 die Bezeichnung "hindir der herstrazin". Dicht bei Gambach ging von der Heerstrasse ein Weg ab in der Richtung nach der Strasse Butzbach-Giessen-Wetzlar, welcher 1362 der „Wetzflar-Weg" genannt wird. Von Grüningen aus teilt sich die Strasse, der eine Arm läuft über Giessen, der andere über Beuern weiter. Die über Giessen führende Strasse teilt sich etwa 500 m von dieser Stadt entfernt in zwei Arme, von welchen der zur rechten Hand über Wieseck, Altenbuseck, Climbach, Allendorf unter dem Namen Climbacher- und dann Rabenauer- Strasse über die Grenze geht, während die Hauptstrasse etwa 1000 m von der Stadt sich von der jetzigen Lollarer Chaussee trennt und als "alte Strasse" durch das Badenburger Wäldchen hindurch nach Lollar und weiterhin nach Marburg zieht, von welcher Strasse dicht vor Staufenberg eine Seitenstrasse, die „Hachenbörner Strasse" in der Richtung nach Amöneburg abzweigt. Bei Grüningen vermutet man ein grösseres Limes-Kastell und es wäre möglich, dass die Heerstrasse von Butzbach bis nach Grüningen bei Untersuchungen eine römische Besteinung zeigte. Eine Verbindung dieser Strasse mit Friedberg wird unter VI besprochen werden.

II. Mainz (Frankfurt) - Grünberg.

Es wurde schon oben erwähnt, dass die Elisabethenstrasse in der Nähe von Hofheim anscheinend zwei Arme aussendet, von denen der eine unter I soeben beschrieben ward. Die Hauptstrasse, welche den Namen Elisabethenstrasse beibehält, läuft in ziemlich gerader Richtung nach der Praunheim-Heddernheimer Römerstätte, in welcher verschiedene römische Strassen ihren Anfang nahmen.

IIa. Die Strasse Heddernheim - Feldberg-Kastell,

welche an Weisskirchen vorüber nach dem Hesselborn und von dort ab in sanften Windungen zwischen Altkönig und weisser Mauer hinauf, sowie zwischen grossem und kleinem Feldberg hindurch als "Pflasterweg" hinab nach dem Limes-Kastell an der Quelle der Weil zieht. Scharff (vergl. Frkfrtr. Mitt. 6.1. S. 200) untersuchte ihre römische Anlage, von Cohausen, in Lotz, Baudenkmale S. 471, gibt ihre Breite zu 7 1/2 m an.

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3) Eine Wüstung in Gambacher Gemarkung.

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IIb. Die Strasse Heddernheim - Saalburg

zieht von Heddernheim in gerader Richtung an Nieder-Ursel, Bommersheim, Knobelsmühle, Homburger Alleehaus, Dornholzhausen vorüber bis zur porta decumana der Saalburg. Sie hat nach meinen Untersuchungen eine Breite von 5 m. Ihre Besteinung ist sowohl bei der Knobelsmühle wie bei ihrem Austritt aus dem Walde unterhalb der Saalburg, bei den Röderwiesen deutlich sichtbar.
Dr. Hammeran zeichnet auf seiner der Urgeschichte beigegebenen archäologischen Karte noch eine römische Strasse

IIc. Eschersheim, also Heddernheim - Berkersheim - Vilbel

ein, allein mir fehlen bis jetzt alle Anhaltspunkte. Grössere Wahrscheinlichkeit, eine römische Anlage zu sein, hat die von Dr. Hammeran angedeutete Strasse

IId. Heddernheim - Preungesheim - Bergen - Marköbel,

welche bei dem Heiligenstock unweit Preungesheim und Seckbach eine von Nied kommende mutmassliche Römerstrasse, von welcher weiter unten berichtet werden wird, sowie die von Bürgel am Maine mit seinen alten im Flusse stehenden Mauerresten, kommende „alte Strasse" aufnimmt und dann als „hohe Strasse", vgl. Localu. etc. S. 33, an Kilianstädten vorüber nach dem Limes-Kastell bei Marköbel zieht. Sie wird in verschiedenen Urkunden des 14. Jahrh. erwähnt. In der Gemarkung von Seckbach wird sie 1340 „hohe Strasse" genannt "in campo versus Bergen .. by der hohin strazen", ebenso 1342 in der Nähe von Kilianstädten "an der hohin strassen".

Auch bei Wachenbuchen in Kilianstädter Gemarkung wird in derselben Urkunde eine straze erwähnt, unter der aber, aller Wahrscheinlichkeit nach, die jetzige grüne Strasse (S. 135) zu verstehen ist.
Die Elisabethenstrasse führt von Heddernheim aus den Namen "Steinstrasse". An Bonames, Kloppenheim, Okarben, (von hier ab wird sie "alte Strasse" genannt) und Bruchenbrücken vorüber, führt sie weiter nordöstlich durch die Dornassenheimer und Reichelsheimer Gemarkung nach dem von mir angenommenen größeren Kastelle bei Echzell. In ihrer unmittelbaren Nähe liegen zahlreiche Römerstätten. Bei Okarben wird sie 1397 (Baur, Urk. I Nr. 1193 2. Anmerk.) "die strasse" genannt; bei Hülzhofen, einer Wüstung in Okarbener Gemarkung, dicht bei Kloppenheim gelegen, 1395 die "steynen strassin" und in gleicher Gemarkung in demselben Jahre "vff die strassen" Wagner, Wüstungen, S. 336. Im Jahre 1456 wird in Reichelsheimer Terminei ein "steinwegk" erwähnt, unter dem wohl die Steinstrasse verstanden sein kann.

Seite 134:

Nach Hammeran, Urgesch. S. 26, zweigt von der Steinstrasse bei Bonames eine Römerstrasse ab

IIe. Bonames - Homburg - Saalburg,

welche "die lange Meile" genannt wird. Sie war früher Geleitsstrasse, ist jetzt zum Teil überpflügter Fusspfad und bis zur Stunde ihre römische Anlage nicht nachgewiesen. Sie wurde als Geleitsstrasse benutzt.

IIf. Steinstrasse - Vilbel.

Zwischen Nieder-Eschbach und Nieder-Erlenbach führt von der Steinstrasse ein alter Weg fast in gerader Richtung nach Vilbel und bildet eine Stecke weit die Grenze zwischen Harheim und Nieder-Erlenbach. Es wäre gut, wenn derselbe einmal untersucht werden würde.

IIg. Steinstrasse - Ober-Erlenbach - Nieder-Rosbach.

Einer Strasse, welche bei Nieder-Rosbach in die Mainz-Marburger Strasse einmündet, ist schon oben S. 130 gedacht worden. Sie scheint sich einst südlich oder südöstlich von der Steinstrasse abgezweigt und als "Frankfurter Strasse" nach Ober-Erlenbach geführt zu haben. Hier nimmt sie den Namen "Rindstrasse" an und läuft über Rodheim nach Nieder-Rosbach. Sie war nach Dieffenbach, Arch. IV S. 256 Geleitsstrasse; ihre Richtung ist eine auffällig gerade.

Dicht bei der Niedereschbach-Kloppenheimer Grenze zweigt eine Strasse von der Steinstrasse ab:

IIh. „die Heerstrasse" Mainz (Frankfurt) — Friedberg,

welche an dem Petterweiler Galgen vorüber nach Petterweil und von hier ab als "Heerstrasse" an Ober-Wöllstadt und der Friedberger Warte vorüber nach Friedberg zieht, Schmidt, Localu. etc. Dieffenbach sagt in seiner Urgeschichte der Wetterau, dass Philipp von Falkenstein 1393 von Kaiser Wenzel das Recht erhielt, hier einen Weinzoll zu erheben, dass die Strasse auch den Namen Mittelstrasse führte, ehemals Geleitsstrasse war und als solche stark besucht wurde. Diese und nicht wie Dieffenbach meinte, die Strasse Holzhausen, Rodheim, Nieder-Rosbach kann nur in der Urkunde vom Jahre 1336 (Senkenberg) erwähnt sein. Ihre Fortsetzung über Friedberg hinaus war wohl einerseits die Römerstrasse "alte Strasse" bis Butzbach (S. 138) und andererseits die "alte Strasse" über Nauheim, Rockenberg und Holzheim, welche vereinigt auch noch die Heerstrasse genannt werden. Über mutmaßliche Fortsetzungen nach Nordosten vergl. Va. Butzbach - Muschenheim - Laubach.

Seite 135:

IIi. Okarben - Marköbel.

Bei der Römerstätte Okarben, welche vor mehreren Jahren von dem Giessener Verein durch mich nachgewiesen ward, besteht in dem "grünen Weg" eine Verbindung mit der Römerstätte (Kastell?) am Marienhof bei Büdesheim und weiter an Heldenbergen und seiner röm. Niederlassung vorüber mit Marköbel. Ob die Strasse, wie ich vermute, römischen Ursprungs ist, konnte noch nicht nachgewiesen werden. Dieffenbach erwähnt in der Urgeschichte, dass in einer Urkunde von 1425 in dem Gebiete von Ostheim eine "steynen strasse" und eine Honnstrasse (hohe Strasse) genannt werden und hält beide für identisch. Es kommen in der Wetterau in mittelalterlichen Urkunden wiederholt zwei verschiedene Strassen in einer Gemarkung vor, wie z.B. bei Echzell, Trais-Münzenberg, Gambach etc. Sorgfältige Untersuchungen zeigten mir, dass eine und dieselbe Strasse in einer Urkunde nicht mit zwei verschiedenen Namen aufgeführt wird. Darum glaube ich auch, dass die genannte Honnstrasse die "hohe Strasse" zwischen Bergen und Marköbel ist, während die "steynen Strasse" der vom Marienhof kommende in die hohe Strasse einmündende alte Weg ist, unverkennbar die bei Römer-Büchner S.89 und Hammeran S. 27 erwähnte Strasse, welche in der Gegend von Kloppenheim von der Steinstrasse abzweigen und durch den Wald bei Kaichen nach Altenstadt führen soll.

IIk. Die grüne Strasse.

Dicht von dem Marienhof zweigt von dem vorher beschriebenen Wege die "grüne Strasse" ab, welche in schnurgerader Richtung an Büdesheim, Oberdorfelden und Wachenbuchen vorüber Kesselstadt und dem Maine zustrebt und wahrscheinlich Friedberg mit dem von Professor Wolff entdeckten großen Kastelle bei Kesselstadt verbindet.

IIl. Nächstestrasse.

Bei der Neuherberge, südwestlich von Nieder-Wöllstadt, geht ein alter Weg in nordwestlicher Richtung ab, welcher zunächst eine Verbindung mit der Heerstrasse bei Ober-Wöllstadt, weiterhin mit der Marburger Hohl bei Nieder-Rosbach herstellt und in den Flurkarten aber auch „hohe Strasse" genannt wird.

IIm. Weinstrasse.

Zwischen Nieder-Wöllstadt und Bruchenbrücken wird die Steinstrasse von einer, anscheinend aus Ilbenstadt kommenden Strasse geschnitten, welche auf der Generalstabskarte "Weinstrasse", auf den Flurkarten aber auch „hohe Strasse" genannt wird.

Seite 136:

Sie mündet dicht vor Friedberg in die Frankfurter Chaussee ein. Eine Fortsetzung scheint diese Strasse in der Richtung Grosskarben, dass sie nur berührt, und Klein-Karben zu haben, die bei Dieffenbach schon als "alte Strasse" bezeichnet wird, während die Flurkarte sie bei dem letzteren Orte "Ilbenstädter Strasse" nennt. Von hier ab führt die "Kärber Hohl" nach Rendel und ihre Fortsetzung, ein alter Weg, über Niederdorfelden auf die "hohe Strasse" Bergen-Marköbel.

IIn. Hohe oder Malstätter Strasse.

800 m nordwestlich von Assenheim und 1200 m nordöstlich von Bruchenbrücken zweigt sich links von der Steinstrasse eine Strasse ab, welche die "Münzenberger Strasse" (dies zeigt zugleich ihre Richtung), auf den Flurkarten aber bis nach Ossenheim hin "die Strasse" genannt wird. Bei ihrer Abzweigung trennt sich zugleich ein, noch vor kurzer Zeit begangener Pfad, welcher in den Flurkarten als "Frankfurter Strasse" bezeichnet wird, zieht in beinahe gerader Richtung am Bauernheimer und Dorheimer Braunkohlenbergwerk vorüber und an Beyenheim vorbei nach Melbach. Sie wird von Beyenheim aus die "Malstätter Strasse" und bei Ossenheim auch die "hohe Strasse" genannt. Die Generalstabskarte hat bei dem Ossenheimer Wäldchen, westlich von unserer Strasse, einen im Zickzack laufenden Weg als hohe Strasse bezeichnet; es widerspricht dies aber den Benennungen in den Flurkarten sowohl wie im Volksmund. Dieffenbach möchte, wie er sagt, fast schliessen, dass die hohe Strasse der Generalstabskarte (er kannte die der Flurkarten nicht!) eine alte Befestigungslinie war, welcher entlang ein Weg zog, der bei grösserer Frequenz nach und nach eine Landstrasse wurde. Urgesch. d. W. Arch. IV S. 261.

IIo. Steinstrasse - Oberflorstädter Kastell.

Etwa 3250 m nordöstlich von Bruchenbrücken, bei einer Römerstätte "die Altenburg" zweigt sich ein jetzt teilweise überpflügter Hohlweg ab, „das Höhlchen", das an mehreren Römerstätten vorüber bei Nieder-Florstadt in einer Furth über die Nidda und dann nach dem Kastelle bei Ober-Florstadt führt.

IIp. Nieder-Florstadt - Echzell.

In Nieder-Florstädter Gemarkung wurde im letzten Herbste eine "gepflasterte"! Strasse gefunden, welche in Niederflorstadt von der Oberflorstädter Strasse abzweigt und anscheinend an mehreren Römerstätten vorbei nach Echzell führt.

Seite 137:

Auffällig bleibt es, dass bis jetzt keine Römerstrasse sicher nachweisbar ist, welche das in Friedberg allgemein angenommene Kastell und die daselbst befindliche ausgedehnte bürgerliche Niederlassung mit Heddernheim oder Mainz verband. Man könnte allenfalls die bei Nieder-Erlenbach von der Steinstrasse abzweigende Heerstrasse als eine solche Verbindung ansehen, allein es fehlen noch die Untersuchungen über ihre römische Anlage. Dieffenbach glaubte, dass die über Ober-Erlenbach und Rodheim kommende Strasse römischen Ursprungs sei. Allein auch hier fehlen die Beweise und die Strasse führt nicht nach Friedberg, sondern nach Ockstadt. Wahrscheinlicher ist es, dass die Mainzerstrasse, welche sich in Holzhausen von der Weinstrasse trennt, von den Römern angelegt ward. Allein diese führt ebenfalls nach Ockstadt, in dessen Nähe wir eine Verbindung mit Friedberg suchen müßten. Dass eine solche wirklich besteht, wird sich aus dem Nachfolgenden ergeben.

Fehlen, wie bemerkt wurde, von Friedberg aus die römischen Verbindungen mit dem Süden, so finden sich ausgeprägte römische Strassenzüge, welche nach NW., N. und NO. zu den zu den Grenz-Kastellen führen, nämlich

III. Die Strasse Friedberg - Capersburg.

Der "grüne Weg" kommt aus der Stadt Friedberg, wendet sich bald südwestlich, bildet die Grenze zwischen Strassheimer und Ockstädter Feld, und zieht in ziemlich gerader Richtung nach der Capersburg. Dieffenbach: "Auch dieser Weg scheint römischen Ursprungs, aber zunächst wohl keine Strasse, sondern Befestigung gewesen zu sein. Ich schliesse dies daraus, weil sie erstlich an mehreren Stellen noch so vertieft erscheint, wie gewöhnliche Wege in Flächen nicht sind und zweitens in dem Grävengericht zu Assenheim (1409) "Schutzhude" genannt wird." Dies spricht nun gerade nicht gegen die Annahme, dass er eine Strasse sei, da er doch auf eine grosse Strecke hin die Grenze der beiden Gemarkungen bildet.

Der grüne Weg schneidet etwa 900 m südlich von Ockstadt die von Holzhausen kommende Marburger Straße und es ist damit die oben erwähnte Verbindung zwischen Friedberg und dieser von Holzhausen kommenden Straße hergestellt. Unweit der Kreuzungsstelle lag der ausgegangene Ort Strassheim, der als Römerstätte bekannt ist. Der grüne Weg führt auf den Flurkarten auf der Strecke zwischen der Marburger Hohl und dem Walde den Namen Wehrheimer Hohl. 1347 wird unter Wehrheim ein Friedeberger Weg genannt. Arnsb. Urk. Nr. 742.

Seite 138:

IV. Friedberg - Hasselheck - Weinstrasse.

Dieffenbach sagt Arch. IV S. 257: "Im Westen der Stadt Friedberg zieht wieder eine alte Strasse westlich nach der Gebirgshöhe hin. Auch sie bildet eine geraume Strecke eine ziemlich gerade Linie: auch sie macht die Grenze zwischen zwei Ortsgebieten, Ockstadt und Nauheim und auch auf ihr bemerkt man hier und da die Spuren eines Steindammes. Aus diesen Gründen möchte ich sie ebenfalls für eine Römerstrasse halten. Auf dem Gebiete des Hofes Hasselheck verschwindet sie zwar, man bemerkt aber dort einen alten Graben mit Gebüsch, welcher mit dem früheren Wege eine und dieselbe Linie bildet und wohl eine Fortsetzung desselben gewesen sein kann." Wollte ich mich in Mutmassungen über eine Strasse ergehen, deren römischer Ursprung angenommen aber nicht nachgewiesen ist, so könnte ich hier noch erwähnen

IVa. Friedberg - Hasselheck - Limeskastell bei Langenhain,

dass ihre Richtung nach dem jetzt aufgedeckten Kastelle „die Burg" bei Langenhain weist, in welcher auch auf der Generalstabskarte ein Fusspfad zu bemerken ist. Vgl. auch Schmidt, Localu. etc. S. 44.

V. Friedberg - Limes-Kastell Hunnenburg bei Butzbach.

Die alte Landstrasse nach Butzbach, die „alte Strasse" der Generalstabskarte, bildete im Mittelalter von Friedberg aus eine Verbindung mit der Weinstrasse. Sie läuft von dem Friedberger Chausseehaus aus in gerader Richtung ohne einen Ort zu berühren nach dem Limes-Kastell Hunnenburg nordwestlich von Butzbach. Dieffenbach sah seiner Zeit darauf, an irgend einem Orte, die Reste einer alten Steinlage, Arch. IV S. 261. Dieffenbach sagt, dass glaubwürdige Männer bei dieser Strasse eine doppelte Steinschicht beobachtet hatten. Sie wird 1362 steinerne Strasse genannt. "In der Termenie der dorfere Treise vnd Ebbirstad - vffe dem velde gen dem walde an der Steynen strazin". Ich zweifle nicht an ihrem römischen Ursprung. Sie ist jetzt fast allerwärts überbaut. Die Strasse geht nach meinen neuesten Ermittlungen nicht direkt zum Kastell Hunnenburg, sondern in unmittelbarer Nähe westlich daran vorüber. Bei Anlage des sog. kleinen Exerzierplatzes und bei Errichtung des Zellengefängnisses wurden zur Seite derselben römische Brandgräber gefunden. Sie führt hinter dem Degerfeld, in der Richtung von Ebersgöns durch den Limes, wurde von mir in diesem Herbste untersucht und ihr römischer Ursprung nachgewiesen. Vergl. auch Haupt's Abhandlung im 5ten Jahresbericht des oberhess. Vereins für Lokalgeschichte S. 106 sowie Schmidt Localu. etc. S. 43.

Va. Butzbach - Muschenheim - Laubach.

Von Butzbach aus zog eine "alte Strasse", Römerstätten berührend, an Oberhörgern und Muschenheim vorüber in die Gegend von Laubach.

Seite 139:

VI. Friedberg - Nauheim - Holzheim - Grünigen.

In Holzheim mündet in die Heerstrasse I eine andere, von Süden kommende alte Strasse ein, die vielfach überpflügt und deren Richtung aus diesem Grunde schwer zu bestimmen ist. Da jedoch verschiedene Benennungen, welche auf alte Strassen hinweisen, so ziemlich in einer geraden Linie zwischen Holzheim und Friedberg liegen, so nehme ich an, dass sie eine Verbindung des letzteren Ortes mit Friedberg bildete. Zwischen Holzheim und Gambacher Mühle heisst sie "alte Strasse", von dort bis Rockenberg "Grasweg". Zwischen Oppershofen und Steinfurth ist ihr Name wieder "alte Strasse", der ihr auch bis Nauheim bleibt, wo sie aber auch "hohe Strasse" genannt wird. Sie scheint dicht bei dem Bahnhofe von Nauheim aus der Friedberger Chaussee herauszukommen und in Friedberg ihren Anfang zu nehmen.

VII. Friedberg - Limes-Kastell Alteburg bei Arnsburg. Hohe Strasse.

Die Generalstabskarte zeigt nördlich von Friedberg einen Hohlweg, welcher von der Stadt aus in mehrfachen Windungen an der Warte, der Bornmühle und dem Schwalheimer Sauerbrunnen hinauf nach den Dorheimer Weingärten zieht. Dieffenbach beobachtete an ihr noch an mehreren Stellen die Spuren eines alten Steindammes. Nördlich von Dorheim teilt sich dieser sich dieser Weg in zwei gesteinte römische Strassen. Wir verfolgen den Arm, welcher unter dem Namen "hohe Strasse" fast in einer geraden Linie und Gemarkungsgrenzen bildend, an zwei oder mehr Römerstätten vorüber nach Norden zieht und keine der heutigen Ortschaften berührt. Haben wir etwa 8900 m auf dieser Strasse zurückgelegt, so gelangen wir an eine Stelle, wo eine von Echzell kommende röm. Strasse, die "Echzeller- oder Römerstrasse", im Volksmund "Wohnbacher Strasse", in sie einmündet. Von hier ab biegt die Strasse etwas mehr nach West ab, geht in Trais-Münzenberg auf einer alten Brücke über die Wetter und läuft dann wieder mehr in nördlicher Richtung bis vor das Limes-Kastell Alteburg.

VIIa. Trais-Münzenberg - Eberstadt (Heerstrasse III)

Nördlich von Trais-Münzenberg geht in nordwestlicher Richtung eine Strasse von ihr ab, welche auf den Flurkarten als Heerstrasse

Seite 140:

eingezeichnet ist. Zwischen Eberstadt und Trais-Münzenberg wird 1302 eine Heerstrasse erwähnt "abene by der Hyrstrasse", worunter wohl diese Strasse verstanden werden muss. Dieffenbach sagt zwar, dass die von Butzbach über Oberhörgern kommende Strasse sowie die nach der Altenburg führende Linie nach der Versicherung des Herrn Rentamtmann Fabricius zu Arnsburg in alten Flurbüchern besonders ausgesteint sind und darin "Heerstrassen" genannt werden. Allein ich glaube, es ist dies eine Verwechslung mit zwei Heerstrassen in Eberstädter Gemarkung, von denen die soeben beschriebene von Trais-Münzenberg aus nach Eberstadt, die andere aber, als Fortsetzung der sog. Wohnbacher Strasse, an Münzenberg vorüber ebenfalls nach Eberstadt zieht.
Nach Nr. 1138 der Arnsb. Urk. worin in der Nähe der Heege ein schlag vff dem steynwege hynder Kolnhusen erwähnt wird, scheint es, dass eine hohe Strasse das Kastell Altenburg rechts liegen liess und bis zum Limes oder sogar über diesen hinaus weiter lief. Der Limes heisst noch heute daselbst die Heege. Dieser Weg müsste dann nach Lich geführt haben.

In Trais-Münzenberg trennt sich jedoch von der Römerstrasse ein alter Weg, welcher als die Hauptstrasse des Mittelalters angesehen werden muss. Er läuft zunächst südöstlich von Muschenheim an dem Vorderwald hin, kreuzt die Bettenhausener Chaussee macht eine Strecke weit Grenze zwischen Langsdorf und den Gemarkungen von Birklar und Lich und nimmt westlich vom Rehkopf einen von Muschenheim kommenden Weg, genannt „die Heerstrasse", auf. Beide vereint ziehen in der Richtung nach Münster weiter, während ein Arm als „Laubacher Strasse" an Bessingen und Röthes vorüber nach Laubach zieht. Zwischen Muschenheim und Ober-Bessingen wird diese Hauptstrasse „die Heerstrasse" genannt. Vor zehn Jahren ward sie streckenweise noch als Fusspfad benutzt; nach den Aussagen der Landleute soll sie gepflastert gewesen sein.

Sie läuft in ziemlich gerader Richtung von Trais-Münzenberg nach Grünberg. Die Heerstrasse aber, welche in der Nähe des Rehkopfes von ihr aufgenommen wird, ist die direkte Verbindung von Butzbach über Ober-Hörgern und Muschenheim mit Grünberg.

VIIb. Arnsburg - Grüningen.

Von Kloster Arnsburg aus läuft ein alter Weg, genannt „die Strasse" an der Warthe, Flur 4 von Dorfgüll vorüber nach Grüningen.

Seite 141:

VIIc. Hohe Strasse - Ober-Wöllstadt. Heerstrasse IV.

Vom südlichen Ende der hohen Strasse läuft ein alter Weg in südlicher Richtung über Dorheim, Fauerbach II und Ober-Wöllstadt nach der Heerstrasse. Er schneidet südlich von Fauerbach die von Ilbenstadt kommende Weinstrasse. Dieffenbach, Arch. IV. S. 202, nennt ihn eine alte Landstrasse.

VIId. Hohe Strasse - Melbach - Malstätter Strasse.

Westlich vom Commenthur-Berg geht von der hohen Strasse in südöstlicher Richtung eine Strasse aus, dicht an einer von Dieffenbach beobachteten Römerstätte vorüber am Rothsberg (D. nennt ihn Reutsberg) nach Wölfersheim, welche in den Flurkarten mit "Steingasse" benannt wird. Sie scheint, wie auch D. annimmt, nach Melbach gegangen zu sein und mit der Malstätter Strasse in Verbindung gestanden zu haben.

VIIe. Lich - Giessen.

Die „alte Giesser Strasse" kommt von Lich, läuft westlich am Albacher Hof vorüber nach Steinbach und Giessen.

VIIf. Lich - Laubach.

Eine „alte Strasse" zieht von Lich aus östlich und vereinigt sich mit der von Trais-Münzenberg kommenden Heerstrasse.

VIIg. Grünberg - Amöneburg.

Von Grünberg aus läuft diese Strasse in Flur 8 der Stadt-Gemarkung am Warteturm vorüber nach Gemarkung Stangenrod, heisst hier „alte Hornberger Strasse", geht in Flur l an der "alten Warte" vorbei, tritt in die Gemarkung Atzenhain ein, lässt den Ort selbst rechts liegen, wird in Flur 5 von der alten Giessener Strasse gekreuzt, schneidet dann die Gemarkungen Weitershain und Bernsfeld ("Landstrasse" anno 1589 Wagner, Wüstungen, S. 88), Schadenbach und Büssfeld, zieht durch den Hornberger Stadtwald nach Homberg und von dort nach Amöneburg.

VIIh. Grünberg - Weitershain - Höingen - Amöneburg.

In Flur 5 von Weitershain zweigt von ihr ein Weg ab, der schon in sehr früher Zeit "die Heerstrasse" genannt wird (Wagner, Wüstungen S. 82). Er bildet die Grenze zwischen Schadenbach einerseits und und Weitershain, Rüdingshausen andererseits, geht dann über Höingen und Mardorf nach Amöneburg. Bei Höingen und im Walde nach Mardorf zu fand ich die Strasse gepflastert. Dicht bei dieser Strasse wurde 1881 der Massefund von Iriden oder Regenbogenschüsselchen gemacht.

Seite 142:

VIIi. Grünberg - Rabenau.

In Flur 5 von Weitershain zweigt zugleich die "Rabenauer Strasse" ab, welche von Grünberg aus nach der Lahn zieht.

VIIk. Grünberg - Burggemünden.

Von Grünberg aus läuft, ebenfalls am Warteturm, aber an dessen östlicher Seite vorüber, ein Weg, genannt "die Strasse" nach Burggemünden. Er bildet die Grenze zwischen Lehnheim und Stangenrod sowie Lehnheim und Atzenhain, tritt dann in die Gemarkung Nieder-Ohmen ein und zieht an Königsaasen vorüber nach Burggemünden.

VIIl. Grünberg - Nieder-Ohmen - Kirtorf.

Wagner, Wüstungen, S. 53, bestimmt nach dem Saalbuch des Amtes Kirtorf vom Jahre 1574, S. 82 und 113 etc. die Wüstungen Breidenthal, Gonzelrode und Habertshausen als neben der "Niedergemündener Strasse" gelegen. Die 3 Wüstungen liegen an den Grenzen der Gemarkungen von Erbenhausen, Helmertshausen und Obergleen und die Flurkarten zeigen die "Strasse" von Nieder-Ohmen, oder sagen wir Burggemünden, aus über Rülfenrod und Ehringshausen auf die Grenzen von Obergleen und Erbenhausen nach Kirtorf.

VIIm. Grünberg - Köddingen - Ulrichstein oder Alsfeld.

Ein in den Flurkarten als „alte Strasse" bezeichneter Weg führt von Grünberg nach Flensungen, Ilsdorf und Oberohmen. Diese Strasse scheint dann über Unter-Seibertenrod in „der Hohl" nach Stumpertenrod und Köddingen geführt geführt und sich in Stumpertenrod mit der Strasse Burggemünden-Ulrichstein vereinigt zu haben. Von Ober-Ohmen aus führt die Höhestrasse nach Zeilbach und Kleinfelda (siehe weiter unten Laubach-Alsfeld), von Unter-Seibertenrod aus läuft der Pflasterweg in derselben Richtung. Die Fortsetzung wäre, nach Landau-Wettereiba, S. 144: Strebendorf, Ober-Breitenbach, Oberrode, Alsfeld. Es soll nach Landau die Strecke sein, welche in der Beschreibung der Grenze der Kirche zu Schlitz aus dem Ende des 8. Jahrhunderts strata publica genannt wird.

Eine andere "alte Strasse", welche aus der Gemarkung von Heckersdorf und Ober-Seibertenrod kommt, geht durch den südlichen Teil der Gemarkung von von Stumpertenrod, begrenzt diese Gemarkung gegen Ulrichstein und mündet östlich von diesem Orte in die Engelröder Strasse ein. Sie scheint von Grünberg aus über Ilsdorf und Grossen-Eichen gelaufen zu sein; die Flurkarten geben keinerlei Anhalt.

Seite 143:

VIII. Burggemünden - Giessen.

Die alte "Giessener Strasse" geht an Bernsfeld vorüber durch Teile der Gemarkungen von Atzenhain und Weitershain (hier ist sie überpflügt), trennt die Gemarkung Weitershain von Atzenhain und Lumda und verliert sich vor Geilshausen, welches sie früher berührt haben muss. Südwestlich von diesem Ort findet man wohl ihre Fortsetzung in der „hohen Strasse" in der Gemarkung von Beuren, deren Richtung nach Grossen-Buseck weist. Von diesem Orte führte eine alte Strasse nach Giessen, welche an dem Punkte, wo die oberhess. Bahn die Chaussee nach Rödchen schneidet, in diese einmündet.

IX. Grünberg - Giessen.

Grünberg und Giessen waren durch einen Weg mit einander verbunden, welcher heute noch die „alte Strasse" heisst und über Göbelnrod, an Saasen und Reiskirchen vorüber, wo er in eine von Süden kommende von Lich über Albach und Burkhardsfelden, Reiskirchen, Reinhardshain ziehende „alte Strasse" schneidet, entweder über Grossenbuseck oder, was wahrscheinlicher ist, über die Gänseburg nach Giessen führte.

X. Grünberg - Bersrod - Giessen

waren auch durch die „Giessener Strasse" der Flurkarte, welche über Reinhardshain nach Bersrod führt, mit einander verbunden.

XI. Friedberg — Echzell — Laubach — Alsfeld — Grebenau.

Der Hohlweg, welcher von Friedberg aus nach der Höhe nördlich von Dorheim führt und sich dort teilt, zieht mit seinem östlichen Arme als "hohe Strasse" auf der Grenze von Beyenheim und Weckesheim gegen die Gemarkung Melbach in die Gemarkung von Gettenau und dann nach Echzell. Schmidt, Localu. etc. S. 36.

Sie wird öfters in Urkunden erwähnt, so z.B. 1359 in dem Gerichte zu Melbach: "hinder der Echzeller strazen"; im Echzeller Felde "stussit vff dy Echzeler strossen" anno 1383. Nach Dieffenbach wird sie in den Geleitsakten auch die „hohe Strasse" genannt. Als man vor drei Jahren die neue Kreisstrasse auf die Bahn der 1250 m langen Römerstrasse legte, wurde an vielen Orten das römische Pflaster der selben angetroffen.

Von Echzell aus zog einst eine römische Strasse, deren Pflaster sich an vielen Stellen erhalten hat, dem Ried entlang nach dem Limes-Kastelle „auf der Mauer" bei Inheiden (vergl. meine Berichte im Qrtlb. d. Hist. Ver. 1886, S. 18 u. 35). Eine Fortsetzung dieser Strasse überschreitet am Fusse des Grasser- und Schützenberges die Horloff und führt nach Hungen. Der Weg wird sehr frühe als Riedweg in Urkunden

Seite 144:

erwähnt. "Ame ritwege", anno 1371 Arnsb. Urk. Nr. 995. "ritweg - gen Swalheim" (Grundschwalheim) anno 1383. Sie wurde schon frühzeitig an ihrem oberen Laufe verlassen und von Berstadt aus die Richtung durch den Feldheimer Wald nach Hungen dafür eingeschlagen. Dieser Weg heißt heute die "alte Strasse". In einer Urkunde vom Jahre 1379, Arnsb. Urk. Nr. 885 heisst es: „vffe der alden strazen von Berstad gein Veltheim". In späterer Zeit bewegte sich der Verkehr gar nicht mehr über Echzell, sondern von Friedberg aus über Wölfersheim nach Berstadt, auf dem "frideberger Wege", der schon 1351 erwähnt wird. Über Berstadt fuhren noch bis zur Mitte dieses Jahrhunderts die Thurn- und Taxischen Posten; Berstadt war ein Hauptort für die Relais und es sollen nach Aussage des verstorbenen Postmeisters Pfalz oft 80-120 Pferde dort eingestellt gewesen sein. Dieffenbach sagt in seiner Urgeschichte, "Die alte Geleitsstrasse ging über Wohnbach, Obbornhofen, Bellersheim und Langsdorf".

Von Hungen aus läßt sich die Strasse mit ihren doppelten Gräben und Aufwürfen, die den Hanauer Forscher Arnd auf die unglückliche Idee des Probuswalles brachten, (vergl. meinen Bericht über denselben, Arch. XV, S. 678ff), im Hungener, Villinger, Ruppertsburger und Laubacher Wald noch deutlich bis in die Gegend von Laubach verfolgen. Sie wird "alte Strasse", "Frankfurter" und "Leipziger Strasse" genannt. 1375, vergl. Wagner, Wüstungen S. 154, wird bei Ober-Laubach, jetzt Wüstung, die „alde stresse" erwähnt. Sie läuft von Laubach aus durch die Gemarkungen von Freienseen und Oberohmen. Nach Wagner, Wüstungen S. 118, kommt in einer Urkunde vom Jahre 1558 vor: "und seien die hessischen Zöllner zu Freienseen an 2 Orten gelegen und den Zoll gehoben, nemlich an einer Landwehr Fortmannshausen, da denn alles, was vom Vogelsberg komme, (alter Weg von Ulrichstein!) verzollt werden, und die andere Landwehre Engelnhausen, so sei dasjenige, was von Alsfeld, Köddingen und Oberohmen kommen, den hessischen Zöllnern verzollt worden." Der erste Ort lag in Flur 16, Grenze von Flur 32 im Laubacher Wald, in dem Thale zwischen Gaulskopf und Heinzeberg, der letztere in Flur 10 von Freienseen, in der Nähe des Seesenkopfes.

Die Strasse nach Alsfeld geht durch Flur 10 und durch Gross-Felda nach Kestrich: sie bildet dann auf eine weite Strecke hin die Grenze zwischen Kestrich und Windhausen und nachdem sie an der Grenze von Windhausen und Ober-Breidenbach eine von Ulrichstein über Helpershain und Köddingen

Seite 145:

kommende alte Strasse aufgenommen hat, läuft sie nach Romrod. Sie ist als "alte Strasse" in die Generalstabskarte eingetragen.

Im Burgfrieden von Romrod vom Jahre 1344 heisst es: Derselbe solle anhaben "an Lyeprode (südlich von Romrod) dy Schantze vf vnd den Weg gerythte biz an dy Watten (Warte), von den Watten gerytlite dy Strazze hin vff dem Tyche biz czu Einhusen, durch Einhusen dy rechten Strazze vz biz czu Hittenrode (Harttenrod) an die Bruckin, von der Bruckin abir dy rechtin Strazze vz biz an die Hittenroder Bach (nördlich von Romrod), fon der Hittenroder Bach den Weg vz gein Lyderbach" etc., Wagner, Wüstungen S. 6. Wir erfahren hierdurch, dass zu Romrod eine Strasse war, die sich nördlich von der Warte teilte, und dass ein Arm derselben in der Richtung nach Alsfeld zog.

Diese Strasse läuft von Alsfeld aus als "alter Alsfelder Weg" nach Eifa, nimmt dicht vor der Eifaer Grenze die von Altenburg kommende Ochsenstrasse auf, geht dann in die Gemarkung Reimenrod, wo in Flur 3 die Bezeichnung "auf dem Berg an der Strasse" und "Warthügels Graben" vorkommt. Von hier ab findet sich wieder die Bezeichnung „alte Strasse" und später "Alsfelder Weg", der am Warthügel (Flur 3) vorüber nach Grebenau führt.

XIa. Echzell - Limes-Kastell Altenburg, Wohnbacher Strasse, auch hohe Strasse genannt.

Von Echzell aus führt eine Strasse nordwestlich in gerader Richtung, südwestl. an Wohnbach vorüber und vereinigt sich 2500 m südöstlich vou Trais-Münzenberg mit der von Friedberg kommenden „Hohen- oder Römer-Strasse" (VI), welche nach der Altenburg bei Arnsburg zieht. Sie führt die Namen: Wohnbacher-, Echzeller- und Römer-Strasse, und wird frühzeitig urkundlich erwähnt. 1363: "uff deme velde gen Wanebach .. 1 morgen vff die hohen strazen". Baur, Arnsb. Urk. Xr. 914 etc. Ihre römische Anlage ist wiederholt nachgewiesen worden.

XII. Mainz (Frankfurt) - Echzell - Fulda

Von Echzell aus führt eine Strasse nordwestlich in gerader Richtung, südwestlich an Wohnbach vorüber und vereinigt sich 2500 m südöstlich von Trais-Münzenberg mit der von Friedberg kommenden "Hohen- oder Römerstrasse" (IV), welche nach der Altenburg bei Arnsburg zieht.

Die "alte Bisser Strasse", früher auch "Schotter Landstrasse" genannt, war schon zu Dieffenbachs Zeit, vor 45 Jahren, "überall zu Feld und Wiese benutzt"; doch wissen sich alte Leute von Bisses und Echzell ihrer noch recht gut zu erinnern und bezeichneten sie mir als "Frankfurter Strasse". Hinter Ober-Widdersheim macht sie Grenze zwischen dessen Gemarkung und Steinheim, sowie zwischen Borsdorf und Rodheim, läuft an Glaubzahl vorüber, macht als „alte Strasse" Grenze zwischen Rabertshausen und Ulfa, geht durch Gemarkung Ulfa und östlich am Johannisküppel her, am Atzelberg und Dornberg vorüber

Seite 146:

bis zum Kohlhaag und wird allerwärts "Frankfurter Strasse" genannt. Bei Ulfa und beim Kohlhaag zweigen in östlicher Richtung Strassen ab, die wir später verfolgen werden. Die Hauptstrasse zieht nach der Kiliansherberge und von dort als "Frankfurter Strasse", begleitet von starken Gräben und Aufwürfen, dem Arndschen Probuswall, westlich und nördlich von Betzenrod vorüber nach Feldkrücken. Von hier ab führt sie, zunächst über den Selgenhof nach der "Reihe Bäume", dann durch die Fell in den heiligen Wald (hier heisst sie in Flur 13 von Engelrod "die Strasse", nach der Hörgenauer Gemarkung, wo sie in Flur 13 und 14 "alte Strasse" genannt wird. Von Hörgenau aus läuft sie an der Rothwiese hin, heisst an dieser Stelle in der Flurkarte "Strasse von Ulrichstein", wendet sich dann nach der Gemarkung von Dirlammen und geht als „Strasse" oder „Frankfurter Strasse" nördlich von Dirlammen hin nach der Almenroder Gemarkung und Lauterbach bzw. Fulda.

XIIa. Ulfa - Gackerstein.

Wie oben erwähnt, zweigt bei Ulfa eine Strasse ab, welche hinab nach Eichelsdorf geht, dort die Nidda überschreitet und den Hängen des Auerbergs hinauf nach dem Schuchhardsköppel, dann auf den Höhen hin am Eschenröder Wildhausküppel vorbei, über den Hasselskopf und dann an der Südseite des Gackersteins hin nach dessen Nordostseite läuft, wo sie sich mit der über Schotten kommenden Strasse vereinigt. Sie wird 1527 und 1537 urkundlich erwähnt und die "hohe Strasse" genannt. Wagner, Wüstungen S. 241 und 223.

XIIb. Kohlhaag - Schotten - Gackerstein.

Der im Kohlhaag von der Hauptstrasse abzweigende Weg, die Schotter Strasse, geht "an der Warte" vorüber nach Schotten, lässt den Steinbügel und Lughain rechts, die Arstruth links liegen, läuft an dem nördl. Hange des Gackersteins hin nach dem Taufstein zu, wo sie sich mit der sog. Bilstein-Strasse vereinigt, die wir später näher betrachten werden. Sie wird von Schotten ab die „alte Strasse" genannt. Es bestehen von hier aus Verbindungen mit Alsfeld, Grebenau, Lauterbach und Fulda. Die vereinigten Strassen laufen, nachdem sie einen Seitenarm nach Ulrichstein abgeschickt haben, nach dem „hohen Rain", der in einer Urkunde von 1016 "das Sweherfeld" genannt wird, und nehmen, nachdem sie Grenze zwischen Breungesheim und Lanzenhain gemacht haben, auf der nördlichen Seite des Nesselberges den Namen "alte Strasse" an. Unter dem Namen Frankfurter Strasse" tritt diese in die Lanzenhainer

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Gemarkung ein. Hier teilt sie sich; der eine Zug führt an Ilbeshausen und Altenschlirf vorüber nach Schlechtenwegen und Fulda, ist vielfach überpflügt, heisst aber noch allerwärts in den Fluren "Frankfurter Strasse". Die Strasse könnte der schon S. 127 erwähnte Orteswehe sein, von dem wir später noch reden werden (S. 152 und 154). Der andere Zug geht über den Hügel "auf der Wacht" nach Lanzenhain, Herbstein, Blitzenrod und Lauterbach. Ehe wir die Strasse Mainz-Echzell, Lauterbach (Fulda) verlassen, möchte ich noch die Strassen erwähnen, welche mir aus der Gegend von Echzell bekannt sind.

XIIc. Echzell - Limes-Kastell Haselheck.

Eine gepflasterte Strasse zieht von Echzell aus am Ganssteg über die Horloff, dann durch einen Wiesengrund die Gans, weiter an der Nordseite des Breulkopfes hin und dicht am Kastell Haselheck vorbei zum Pfahlgraben. Sie heisst im Volksmund "Breulpflaster". Obschon das heutige Breulpflaster bis dicht vor dem Kastell seitlich von der röm. Strasse zieht, so ersieht man doch aus dem Namen, dass der jetzige Weg erst nach der Erbauung der heutigen Brücke verlegt und der Name beibehalten wurde.*)

XIId. Limes-Kastell Haselheck - Limes-Kastell bei Inheiden.

Dieffenbach, Arch. V, XIII. S. 68 glaubte, dass ein links von der Horloff laufender Weg, genannt "der Burgweg", von der Haselheck oder Echzell aus nach der Burg von Unter-Widdersheim und darüber hinaus vielleicht bis nach der Römerstätte auf der Mauer ziehe. Dieser Weg ist, zwei kleine Strecken ausgenommen, allerwärts überbaut, wurde aber bis nach Inheiden hin von mir aufgefunden und an und an mehreren Orten sein Pflaster im Wiesengrund nachgewiesen. Er läuft zwischen der Horloff und den von mir aufgefundenen kleinen Kastellen östlich derselben bis nach der Neumühle, wo er sie in einer Furth, die durch auf Schwellen niedergelegte schwere Steine gebildet wird, überschreitet.

Er verband also die Kastelle auf der linken Seite der Horloff, während der Riedweg auf der rechten Seite des Flüsschens von dem mutmasslichen Kastelle zu Echzell nach dem Kastelle bei Inheiden führte.

Diese beiden Parallelstrassen nach Norden haben auch ihre Fortsetzung nach Süden auf beiden Seiten der Horloff.

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XIIe. Limes-Kastell Haselheck - Limes-Kastell Staden

Der Burgweg geht in seiner Verlängerung nach Süden an der Ostseite von Bingenheim an einem kleinen Kastelle auf dem Lugberg bei Bingenheim hin und weiter unter dem Namen "Herrnweg", Schmidt, Localu. etc. S. 35, an einem zweiten Kastellchen bei Leidhecken vorbei nach dem Kastelle bei Staden. Westlich davon mündet die Horloff in die an Staden vorüber fliessende Nidda ein und es befindet sich an diesem Punkte das grosse Kastell von Oberflorstadt. Dicht vor dem Stadener Kastelle aber führt ein mittelalterlicher Weg, die "Gelnhäuserstrasse", östlich vor dem Pfahlgraben her, den er südlich von dem Walddistrikt Lücke schneidet, nach Altenstadt. Man vergl. auch Arch. V, XHl, 30. Ich betone hierbei, dass Weg und Pfahlgraben nicht zusammen fallen.

XIIf. Echzell - Kastell zu Ober-Florstadt.

Für eine Strasse von Echzell aus nach dem Kastelle bei Oberflorstadt, auf dem rechten Ufer der Horloff spricht ein begangener Pfad, der durch die Heuchelheimer Gemarkung nach Reichelsheim und dicht vor Oberflorstadt über die Horloff und die Nidda zog. An den Übergängen liegen grosse schwere Steine auf dem Boden der Gewässer. In Gettenau hörte ich vor einigen Jahren, dass in der Gemarkung eine gepflasterte Strasse liege, welche an Heuchelheim vorüber südlich ziehe.

Von Echzell aus führte weiter eine „alte Strasse" nach Nidda und durch das Real nach Zwiefalten in die Bilsteiner Strasse. Ein „hoher Weg" führte von Echzell nach Wölfersheim.

XIII. Mainz (Frankfurt) — Altenstadt — Lauterbach — Fulda.

Wir hatten schon früher gehört, dass in der Gegend von Hofheim von der Elisabethenstrasse zwei andere Strassen abzuzweigen schienen, von denen ich die östlich laufende bis jetzt nicht erwähnt habe. Dieffenbach glaubte, dass sie von Hofheim nach der grossen Römerstätte bei Nied gegangen sei, dort die Nidda überschritten und und bis nach Bergen geführt habe, wo sie sich mit der hohen Strasse vereinigt hätte. Dr. Hammeran deutet auf seiner der Urgeschichte von Frankfurt etc. beigegebenen Karte eine in dieser Richtung ziehende römische Strasse an, welche mehrere römische Niederlassungen berührt, die aber erst bei Nied beginnt, durch Bockenheim in der Richtung nach dem Heiligenstock bei Preungesheim geht. Dort würde sie in die hohe Strasse einmünden, welche nach Marköbel zieht (vergl. IId). Bei den meisten Limes-Kastellen in der Wetterau ist bis jetzt eine rückwärtige Verbindung mit Kastellen oder grösseren römischen Niederlassungen nach-

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gewiesen worden. Bei der von mir geleiteten Ausgrabung des Kastells von Altenstadt wurde eine nach dem Kastelle führende Römerstrasse nicht aufgefunden, doch hörte ich, dass man vor einer Reihe von Jahren, als die Chaussee nach Heldenbergen gebaut wurde, dicht an und unter der jetzigen Strasse römische Gräber angetroffen habe. Hieraus wäre zu schliessen, dass in der Richtung derselben eine römische Strasse über Heldenbergen, Büdesheim, Nieder-Dorfelden nach Bergen führte, wo sie entweder in die hohe Strasse einmündete, oder ihre Richtung nach dem Maine fortsetzte. Vgl. Schmidt, Localu, etc. S. 35.

Über die hier genannten Orte lief im Mittelalter die von Fulda kommende Strasse nach Frankfurt. Die Flurkarten bezeichnen sie auf hessischer Seite noch heute als „Frankfurter Strasse". Von Altenstadt aus lief sie über Rodenbach und die Florathhöhe nach dem Hohlsachs und der Steinknorre, auf deren nördl. Hang sie von der Ranstädter Strasse geschnitten wird, während die Oberhessische Bahn darunter her in einem Tunnel durch den Berg geführt ist. Hier und bei dem etwas weiter gelegenen Bieberberger Hof führen alte Wege "die Hohle" abwärts nach Selters. Die Frankfurter Strasse aber, welche auf dieser Strecke von den Landleuten "Lauterbacher Strasse" genannt wird, zieht vom Bieberberger Hofe aus an Bobenhausen und Eckhardsborn vorüber über den Röder-, Kleekopf und Haselberg, und an dem Steinküppel hin nach Glashütten. Es ist dies der erste Ort, der von Rodenbach aus berührt wird. Von hier ab heisst sie wieder allerwärts die "Frankfurter Strasse", die sich nun zum Real und durch dasselbe hindurch nach Zwiefalten wendet, wo sich früher eine Warte befand. Im Real mündet die schon früher erwähnte von Ulfa über über Eichelsdorf führende "alte Strasse" in sie ein. An der Warte vorüber geht ihr Lauf zum Steinkopf, der Neuen Hecke und Antonsruhe. Vor dem Bilstein angekommen, wendet sie sich etwas mehr östlich an der Ostseite des Bilsteins her, zeigt sich hier mit starken Gräben und Aufwürfen (Arndt's Probuswall), schneidet den von Breungeshain nach Sichenhausen führenden Weg und zieht bis vor den Zwirnberg, wo sie sich teilt und einen Arm westlich um den Berg sendet, mit dem sich die von Schotten und von Eichelsdorf kommenden alten Strassen vereinigen und dann zum hohen Rain ziehen, wo sie sich mit dem östlich um den Berg führenden Arme verbinden. An diesem Punkte kreuzt sie sich mit einer von Ulrichstein südwärts nach Sichenhausen führenden Strasse. Ihre Fortsetzung nach Fulda und Lauterbach wurde schon bei XIb beschrieben. Urkundlich erwähnt wird dieser Weg, als „hohe Strasse" bei Streithain

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im Jahre 1572, Arch. XII, 207 ff., Wagner, Wüstungen S. 221. Im Volksmund heisst sie "Bilstein- oder Zwiefalter Strasse", gewöhnlich nur "die Strasse"; sie wird heute noch begangen und war vor 50-60 Jahren noch stark befahren. Wie mir der verstorbene Bürgermeister Becker in Busenborn erzählte, war Glashütten in früherer Zeit der Sammelplatz der nach der Frankfurter Messe ziehenden Fuhrleute und es mussten, selbst noch in diesem Jahrhundert, alle Waren, welche im südöstlichen Teile des Vogelsbergs von fremden Händlern gekauft wurden, dorthin geliefert werden.

XIIIa. Altenstadt - Selters - Lauterbach - Fulda.

Von Altenstadt aus zog eine zweite Strasse über Glauberg nach Stockheim, dann östlich an Selters vorüber durch die Hardt über den Kneckenberg, an den Höfen Breitenheide und Louisenlust vorüber nach Schönhausen, dann an dem westlich von Ober-Seemen gelegenen Hügel "die Schildwache" vorbei nach Ober-Seemen. Bei Glauberg war über Leustadt hin mit der Strasse Nr. XII eine Verbindung und bei Selters vereinigten sich die von der Steinknorre und dem Biberberge kommenden Wege. Zwischen Stockheim und Ober-Seemen läuft sie auf den Höhen hin, ohne ein Dorf oder eine Stadt zu berühren und wird entweder "alte Strasse" oder "Frankfurter Strasse" genannt. Beide Strassen, XII und XIIa, waren Geleitsstrassen und wurden früher stark befahren. Nach einer Notiz im Arch. VIII S. 458 hat der erste Posten der Geleitsreiter nicht weit von dem Biberer Hofe auf der Niddabrücke zwischen Conradsdorf und Selters gestanden. Es wäre leicht möglich, dass zur Zeit der Messe die auf der Zwiefaltener (Nr. XII) und Ober-Seemer Strasse ziehenden Kaufleute sich hier vereinigten, um unter dem Schutze des Geleits Frankfurt zu erreichen, während zu anderen Zeiten von den Reisenden, welche die Zwiefaltener Strasse zogen, die gerade Richtung über Hohlsachs nach Altenstadt eingehalten wurde. Von Ober-Seemen ab ist der Lauf dieser Strasse etwas unsicher. Nach der Versicherung eines alten Bekannten von mir, des Gastwirts Hölker in Gedern, hätte die alte Strasse von Oberseemen aus ihre Fortsetzung über den Altenfelder Hof, Völsberg, Ober-Moos, Gunzenau, Reichlos, Rommels (Rommerz), Fulderneuhof nach Fulda gehabt. Sie scheint eine Strasse aus der neueren Zeit zu sein.

Archivdirektor Dr. G. Freiherr Schenk zu Schweinsberg legt die Strasse nach Fulda in die Richtung Ober-Seemen, Volkartshain, Crainfeld. Nach der Grenzbeschreibung des Kirchspiels von Wingershausen de 1016 "usque in Brahtaha (die Bracht) et sic deorsum in Fuldere Strazun et per illam in Heistolves

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Eigen inde in Nitorn (der Nidderbach)", zieht die alte Fuldaer Strasse von der Bracht aus ein Stück Wegs in Richtung nach der Nidder. Decker legt bei der Bestimmung der Grenzen des Kirchspiels von Wingershausen dieselben auf die heutigen Südgrenzen der Gemarkungen von Hartmannshain, Kaulstoss und Burkhards. Angenommen, die Grenzen hätten sich mit der Zeit nicht verändert, so müsste die Strasse in diesem Zuge gelegen haben. Betrachten wir die Flurkarten, so finden wir, dass sie uns nach Osten hin im Stiche lassen und uns nur nach West und Nord Strassenbenennungen erhalten haben.
Von Ober-Seemen aus zieht eine alte Strasse am Halloh und der Alteburg vorüber rechts auf der Höhe hin nach Herchenhain und in dessen Gemarkung nördlich weiter bis zum "gleichen Platz", wo ein Seitenweg abgeht nach Feldkrücken, während der Hauptweg in der Nähe des hohen Raines in die Frankfurt-Fuldaer Strasse einmündet. Der Satz "et sie deorsum in Fuldere Strazun" würde für diesen Weg nicht passen. Vergl. Decker in Arch. VII S. 333 u. ff. Weiter kommt ein Weg, „die hohe Strasse", welcher fast durchweg Gemarkungsgrenzen bildet, von Lissberg her durch den Scheidewald, an Glashütten östlich vorbei durch den Schwarzwald, nördlich von Burkhards und Kaulstoss am Ilmenlug vorüber und endigt an der Grenze von Burkhards und Kaulstoss.

Die Flurkarte von Kaulstoss giebt keine Strassenbenennungen in der Richtung dieser Strasse, die am Rehberg vorüber in die alte Fuldaer Strasse (vergl. XIII) geführt zu haben scheint. In der Gemarkung von Kaulstoss befindet sich nach der anderen Richtung hin eine „alte Strasse", welche aus Burkhards kommt und südlich von Kaulstoss durch die Fluren 2, 3 und 4 an der Altenburg hin in die Gemarkung von Herchenhain führt. Diese Strasse bildet 1625 m weit die Grenze zwischen Kaulstoss und Ober-Seemen und schneidet den alten Weg, welcher von dem letzteren Orte aus an der Alteburg vorüber nach Norden zieht und das "usque in Brahtaha et sie deorsum in Fuldere Strazun Hesse" sich recht gut mit dem Thatbestande vereinigen, da die alte Strasse an dem Orte, wo sie die Bracht erreicht, sich nördlich wendet und sich in dem heutigen Wege von Gedern nach Hartmannshain verliert. Hartmannshain scheint entgegen Deckers Meinung nicht in das Kirchspiel Wingershausen gehört zu haben, denn sonst wäre die Strasse gewiss als Grenzpunkt zweimal erwähnt worden. Die Bezeichnung "an und auf der Strasse", die sich in den Gemarkungen von Bermuthshain und Crainfeld vorfindet, weist darauf hin, dass die Strasse nordöstlich nach Crainfeld zog; ob

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sie aber südwestlich lief und sich in der Gemarkung von Burkhards mit der dortigen alten, nach Lissberg ziehenden Strasse vereinigte oder ob sie sich von der Altenburg aus nach dem Heegköpfchen und nach Gedern wandte und sich in der Nähe von Schönhausen mit der Frankfurter Strasse vereinigte, das vermag ich nicht zu entscheiden.

In einem bei Landau, Beschreibung des Gaues Wetterau, aufgeführten undatierten Weisthum des Gerichtes Kreienfeld wird zwischen dem Strichborn und Frawhol (Frauenlochwald) eine "hohe Strass" genannt. Beide Ortsbenennungen kommen noch heute vor und die Flurkarten bezeichnen einen zwischen denselben hinziehenden Weg als „alte Strasse", welcher nach Steinfurt, dann südlich an Schlechtenwegen vorüber in der Richtung nach Fulda durch die Haardt und dann über die hessisch-preussische Grenze zieht. In Flur 11 wird diese Strasse heute noch "Ortisweg" genannt. Dieser wird, wie wir früher vernommen haben, in der Nähe des Himmelsberges von der Antsanvia gekreuzt.

Gegenbaur, das Kloster Fulda, Heft II, S. 27 ff., bestimmt den Lauf dieses Weges wie folgt: Von Erfurt aus nach Vacha, dort über die Werra nach Hersfeld, über den Bramforst, (zwischen Haun und Fulda), bei Hemmen über die Fulda, nun südlich über die Höhen von Grossenlüder und auf den Rücken der Zunderhart (zwischen Fulda und Lüder) bis in die Nähe des Himmelsberges. Gegenbaur lässt ihn hier in den "Orteswehe" einmünden, der, wie er sagt, über die östlichen Abhänge des Vogelsgebirges hinunter an den Main bei Hochheim und von da nach Mainz laufe. In der Nähe dieses Weges liegt nach ihm auch Kaltebach, Kahlbach bei Oberursel, das er nicht weit von Niederursel und Friedberg (V) annimmt.

XIIIb. Hersfeld - Fulda, Hersfeld— Himmelsberg.

Nicht gerade in der von Gegenbaur angenommenen Richtung der Antsanvia, auf der Höhe des Bramforstes, sondern etwas weiter westlich begegnen wir einem alten Wege, welcher in den Flurkarten sowohl „die Strasse" wie „die Fulder Strasse" genannt wird. Sie tritt aus der Gemarkung Solms im Preussischen, zieht durch die Gemarkungen von Unterschwarz, Rimbach, Queck, Frau-Rombach, Pfordt, Uellershausen, Hartershausen nach Hemmen und läuft von hier nach Fulda. Es wäre immerhin möglich, dass man diese Strasse, welche die Niederungen der Fulda umgeht, schon im frühen Mittelalter benutzt hätte. Da mir die kurhess. Flurkarten nicht zur Verfügung stehen, kann ich nicht angeben, wie weit sich diese Strasse von Hemmen aus, wo sie jedenfalls früher die Fulda überschritt, nach Süden hin verfolgen lässt.

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XIIIc. Grebenau - Lauterbach.

Von Grebenau zog, wie Eingangs bemerkt wurde, eine sehr alte Strasse in der Richtung nach Udenhausen. Südlich von diesem Orte heisst sie auf den Flurkarten "die alte Strasse" und in Flur 7 dieser Gemarkung „die Lauterbacher Strasse". Zwischen Udenhausen und Wernges wird sie auch "Grebenauer Strasse" und in Wernges selbst wieder Lauterbacher Strasse genannt. Ihre Fortsetzung ist die "alte Strasse" über Blitzenrod, Hebstein, Langenhain etc., die heute den Namen "Frankfurter Strasse" führt.

XIIId. Angersbach-Herbstein, Angersbach-Grebenhain.

In der Grenzbeschreibung des Kirchspiels von Altenschlirf kommt vor "inde ad Landesstrazun Liobolfes et Sterrenrodes". Landau, Wettereiba, S. 177, nimmt an, diese Strasse sei von Rudlos nach Altenschlirf gezogen. Dies stimmt auch im Vergleich mit der Lage der beiden Wüstungen. Darunter würde wohl auch die „hohe Strasse" zu verstehen sein, welche in einem Weistum über den Umfang der Mark Lauterbach im 15. Jahrh. dicht bei Rudlos erwähnt wird, Landau, Wettereiba, S. 150. Verfolgt man von der durch die Wüstungen gegebenen Örtlichkeit aus die Wege, so müsste die genannte hohe Strasse nördlich über Angersbach und Willofs nach Grebenau, südlich über Altenschlirf nach Grebenhain geführt haben. Doch ist über Bannerod und Gunzenau auch eine Verbindung mit Radmühl-Frankfurt oder Mainz möglich gewesen (vergl. S. 154).

XIV. Mainz - Frankfurt - Büdingen - Radmühl - Fulda.

Die zwischen Bergen und Marköbel ziehende hohe Strasse (vergl. IId) hat von letzterem Orte aus eine Fortsetzung nach Osten, welche in den Flurkarten "die Strasse" genannt wird. Sie läuft zunächst in die Gemarkung von Diebach am Haag, bildet die Gemarkungsgrenze von Lorbach und Vonhausen, geht über die "Reffe" und an dem Reffenkopf hin nach der Kapelle und an der Casimirshöhe vorbei durch den östlichen Teil des Büdinger Waldes nach der Gemarkung von Rinderbürgen, wo ein von Selters kommender Weg einmündet. In dem Büdinger Walde heisst sie die Reffenstrasse. Sie tritt, ohne den Ort zu berühren, hinüber auf preussisches Gebiet, das sie in nordöstlicher Richtung durchschneidet und erreicht an der Grenze von Ober-Reichenbach und Radmühl wieder hessische Landesteile. Sie zieht als "alte Strasse" durch Radmühl und teilt sich etwa 1800 Schritt nördlich von diesem Orte in zwei Arme. Der nach Ost abzweigende "die

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Fulder Strasse" geht durch Freiensteinau und tritt in der Nähe des preussischen Dorfes Weidenau über die Grenze. Der andere Arm "die alte Strasse" läuft bis vor die Naxburg, wo sie sich nochmals teilt. Der Arm rechts läuft an der Grenze von Gunzenau und Freiensteinen hin und geht über Reichlos nach der Grenze, in der Richtung von Brandlos. Sie wird sowohl „Langstrasse", wie „Weinstrasse" genannt. Dicht bei der Grenze nimmt diese Strasse einen von Metzlos kommenden Weg auf, welcher ebenfalls „Fulder Strasse" genannt wird. Von der Naxburg aus geht der andere Arm anscheinend nach Gunzenau oder Niedermoos und Bannerod, wo sie Anschluss nach Nord und Ost findet.

Von Gunzenau führt der "Ortgesweg" nach Niedermoos, der "Pflasterweg" nach Metzlos.

XV. Alsfeld - Fulda.

Auch von Alsfeld aus zieht eine "alte Strasse" nach Fulda, welche zuerst die Altenburger Strasse schneidet und dann zwischen dieser und der Hersfelder Strasse herläuft. Sie heisst an der Grenze der Alsfelder Gemarkung "der Fulder Weg", der als solcher aus Flur 49 in die Gemarkung von Hopfgarten eintritt. Als "Fulder Strasse", Wagner, Wüstungen S. 27, erscheint sie 1574 in der Gemarkung der jetzigen Wüstung Niederhopfgarten. In der Gemarkung von Wallenrod heisst sie "der Alsfelder Pfad", der an Rimlos vorüber nach Lauterbach zieht. Die Strasse überschritt den Lauterbach dicht bei dem Wartenberg und Landau, Wettereiba S.142, verlegt hierher die in der Schlitzer Grenzbeschreibung des 8. Jahrhunderts erwähnte Brücke "A lapideo ponte, qui est inter Lantenhusen et Zangeresbach." Der Wartenberg liegt dicht an der preussischen Grenze.

XVI. Ulrichstein - Alsfeld - Grebenau.

Am Seigenhof geht von der Feldkrücker Strasse eine „alte Strasse" ab nach Ulrichstein, eine andere trennt sich nördlich von Engelrod, führt nach Meiches und Stomdorf, dann zwischen Strebendorf und Obersorge hindurch östlich an Liederbach vorüber und mündet in die schon erwähnte Ochsenstrasse (S. 145) ein, welche ihrerseits nach der Grebenauer Strasse führt.

XVII. Ulrichstein - Oberseemen.

Der "alte Ulrichsteiner oder alte Herchenhainer Weg" läuft von Ulrichstein aus auf der Höhe hin zum Oberwald, über die sieben Ahorn nach dem Geiselstein und dem hohen Rain, wo er die Zwiefaltener Strasse schneidet. Er zieht dann in südlicher Richtung weiter und teilt sich vor dem Rehberg; der eine Arm „alte Hohl" geht nach Herchenhain, der andere zieht südlich nach Sichenhausen, wo auch er sich wieder teilt und einerseits als „alte Strasse" an Kaulstoss und Burkhards nach Lissberg andererseits an der Alteburg herauf und an dem Hailoh vorüber nach Oberseemen und Gedern zieht.

Sollten mit diesen Auszügen irgendwelche Urheberrechte verletzt werden, informieren Sie mich bitte.

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