Cölnische Hohe Heer- und Geleitstrasse

Die historische Handelsstraße Frankfurt - Köln, auch Cölnische Hohe Heer- und Geleitstraße, zog auf dem rechten Rheinufer von Frankfurt über Limburg durch den Westerwald nach Köln und den Niederlanden. Die ältesten Landstraßen führten in der Regel über die Gebirgsrücken, wo ein fester Untergrund das Fortkommen förderte, und wurden Hochstraße oder "Hohe Straße" genannt, da es in den Tälern noch selten fahrbare Wege gab.

Die "Cölnische Straße" wurde schon im Jahre 812 als Werisdorfer Strasse erwähnt, die zwischen Wörsdorf (gehört zu Idstein) und Walsdorf über die Höhen zog. Sie führte von Limburg auf dem Bergrücken zwischen Ems und Wörsbach bei dem Kastell Alteburg über den Taunus, weiter über Königstein und Schwalbach, das früher Klein-Schwalbach genannt wurde, und Eschborn nach Frankfurt. Urkundlich wurden 1540 auf dieser Straße im königsteinischen sechs Wagen, die Güter aus den Niederlanden für Straßburg, Augsburg und Nürnberg geladen hatten, überfallen und beraubt.

Vor der Posteinrichtung wurden alle Briefe der Landesherrn durch Boten besorgt, daher ritt wöchentlich von Frankfurt aus ein Bote, mit dem Stadtwappen bezeichnet, durch Nassau nach Köln. 1604 kam die kaiserliche Post nach Frankfurt, aber erst 1748 wurde der reitende Bote zwischen Frankfurt und Köln eingestellt und der Postverkehr an Thurn und Taxis übergeben.

Der älteste Zubringer aus Wiesbaden zu diesem Fernweg führte über den Höhenzug zwischen Wörsbach und Auroffenbach von Engenhahn nach Idstein und wurde als alte Idsteiner-, Trompeterstraße oder "Siebenkippelstraße" bezeichnet, da sie sieben Bergkuppen überschritt.

Weitere Zubringer von den Mainübergängen sammelten sich am Wörsdorfer Schlag, um dort in die Hohe Straße einzumünden.

(Quellen: Vogel, Christian Daniel: Beschreibung des Herzogthums Nassau, 1843 und Landau, Georg: Alte Heer- und Handelsstraßen in Deutschland, 1856)

Verlauf der Cölnischen hohen Heer- und Handelsstraße

Sie folgte weitgehend der heutigen B 8 und zog ursprünglich von Frankfurt, Solmsstraße über Rödelheim - Eschborn - (Klein-)Schwalbach - Königstein - Glashütten - Ems - Esch - Würges - Camberg - Erbach - Selters - Brechen - Lindenholzhausen - Limburg - Elz - Wallmerod - Freilinqen - Höchstenbach - Gieleroth - Altenkirchen - Weyerbusch - Uckerath - Siegburg - Köln und weiter in die Niederlande.

Der alte Handelsweg verlief ursprünglich über Eschborn, Klein-Schwalbach, das Krontal und Mammolshain; ab Anfang des 19. Jahrhunderts führte er unter Benutzung der Mainstraße bis Höchst und dann von dort über die neue Chaussee durch Soden und Neuenhain nach Königstein. Vom alten Rathaus in Königstein führte die alte Trasse der Hohen Straße durch den Wald über die "Alte Rodelbahn" teils als tiefer Hohlweg westlich des Rombergs hinauf zur Billtalhöhe. Über die Eselsheck und den Tränkebachsschlag zog der alte Fernweg weiter nach Glashütten, wo er den Limes am Kastell Maisel überquerte.

Auf dem Kupferstich von Homann "Pars Vederoviae Plurimas Ditiones", ersch. zw. 1715 u. 1724, ist noch der alte Streckenverlauf über Schwalbach zu erkennen, der jedoch eine starke Steigung aufwies und daher nur mit Vorspann zu bewältigen war. Noch bis Mitte des letzten Jahrhunderts waren dort mehrere parallele Hohlwege, u.a. die "Mannshohl" vorhanden.

Kartenausschnitt alte Karte von Hessen
Kartenausschnitt
"Pars Vederoviae Plurimas Ditiones"
v. Johann Baptist Homann 1715-1724
Quelle: Staats- und Universitätsbibliothek Bremen,
Historische Karten

Eine historische Routenbeschreibung

In einer schönen alten Reisebeschreibung von 1792 wird die Route wie folgt beschrieben:

"Von Frankfurt am Mayn nach Cöln, auf der Route über den Westerwald kommen zu bemerken:
Rödelheim, ein Gräflich Solms grosser Flecken mit einem Residenzschlosse, am Flusse Nid, 1 Meile von Frankfurt. Königstein, ein Churmaynz. Städtchen in der Grafschaft gleiches Namens mit einem festen Bergschlosse. Ohnweit Königstein liegt auch das Churmaynz. Städtchen Cronberg, dessen ehemalige Grafen 1704 abgestorben sind. Es giebt daherum eine Menge Obst und Castanien. Der hohe Berg Alt-Roerig [Altkönig] ohnweit Kronberg gewährt auf seinem Gipfel eine der schönsten Aussichten.
Limburg an der Lahn, eine nahrhafte Churtrier. Stadt, über deren steinerne Brücke aus Frankfurt und Wetzlar starke Passage nach Coblenz und Cöln geht. In dem hiesigen Amtsbezirke bey dem Dorfe Nieder-Selters befindet sich der Selzer-Brunnen oder das berühmte Selzer-Wasser, welches sogar nach Ostindien und wiederum von dort zurück ohne Schaden gebracht werden kann, und wegen seiner häufigen Ausfuhr jährlich über 20000 Rthlr einbringen soll. Von reichen Holländern wird es in Balavia zum ordentlichen Getränk getrunken. Wegen dem Anspruch, den Nassau-Diez über die Oberherrschaft dieses Ortes macht, wird es von Churthrier. Soldaten bewachet.
Die weitere Route bis Cöln macht über Walmeros 2M. Freylinq 2M. Gillerot 2 1/2M. Weyerbusch 2M. Uckerot 2M Siegberg 2M und Cöln 3M.! Will man aber von Limburg aus nach Coblenz, so gehet die ordinaire Post Strasse über die Churtrier. Stadt Montabaur, die ein hübsches Schloß und Franciscanerkloster hat. Der Weg über Dietz und Nassau ist etwas weiter.
Diez, die Nassau, Oran. Hauptstadt in der Grafschaft gleiches Namens, an der Lahn, 1 Meile von Limburg, hat ein Fürstl. Schloß, eine steinerne Brücke, und mehr Reformierte als Luther. Einwohner. Eine Viertelstunde davon liegt das Lustschloß Oranienstein. Nicht weit von Dietz ist der seit kurzem bekanntgewordene Fachinger Sauerbrunnen."

(Quelle: Krebel, Gottlob Friedrich: Die vornehmensten europäischen Reisen, 1792)

Die Strasse der Stundensteine

Teilstrecke dieses alten Höhenweges war die alte Poststraße Koblenz-Frankfurt, die auf der Strecke Koblenz - Montabaur - Limburg - Königstein - Frankfurt von ehemals 14 kurtrierischen Stundensteinen flankiert wurde.

Die Stundensteine wurden 1789 vom letzten Trierer Erzbischof und Kurfürsten Clemens Wenzelslaus (1768-1802) in Auftrag gegeben. Davon sind 8 Stundensteine heute noch erhalten. Sie bilden dreiseitige Obelisken und sind von zwei Seiten beschiftet. Ganz oben sind ein stilisierter Kurhut und die kunstvoll ineinander geschlungenen Großbuchstaben CT (Chur-Trier) abgebildet, darunter ist die Strecke Koblenz-Frankfurt angegeben, jeweils in Stunden und mit römischen Ziffern, ganz unten die Jahreszahl 1789.

Die Reise von Koblenz nach Frankfurt mit einem Wagengespann dauerte ungefähr 21 Stunden, dies ergibt die Summe des zurückgelegten und des noch zurückzulegenden Weges auf jedem Stundenstein (ca. 105 km). Da der Fernweg durch unterschiedliche Herrschaftsgebiete führte, war es von Vorteil, die Wegstrecke nicht in den jeweils differierenden landeshoheitlichen Längenmaßen anzugeben, sondern in Reisestunden; damit wurden komplizierte Umrechnungen vermieden.

Auf der Wegstrecke befinden sich auch noch zwei alte Steinkreuze, das "Spanierkreuz" und das "Kreuzchen".

Die alte Poststraße verlief von Koblenz - Thal-Ehrenbreitstein - Arenberg - Niederberg - Neuhäusel - Montabaur - Großholbach - Nentershausen - Görgeshausen - Elbbachbrücke - Limburg - Lindenholzhausen - Oberbrechen - Niederselters - Erbach - Bad Camberg - Würges (Grenze Kurtrier- Nassau/Usingen) - Walsdorf - Königstein (Kurmainz) - Rödelheim - Reichsstadt Frankfurt am Main.

8 alte Stundensteine befinden sich heute noch an folgenden Stellen

Quelle: Stundensteine entlang der Koblenz-Frankfurter Straße,
www.arenberg-info.de


Von Wiesbaden aus führte noch ein weiterer uralter Fernweg, die Kemeler- oder Bäderstraße über Kemel nach Nassau.

Als eine solche Landstraße (strata publica) wird auch die Bubenheimerstraza um 791 und dann 812 bezeichnet, die heutige Hühnerstraße. Sie führte nach einer Urkunde von 1043 von Wiesbaden in den Lahngau (platea, que de Wisebadon tendit in Logenahi) und wurde auch die "alte Mainzer Straße nach Limburg" genannt. Die Werisdorfer Strasse aber ist die alte Cölnische-Frankfurter Straße oder die Hohe Straße, die zwischen Wörsdorf (gehört zu Idstein) und Walsdorf über die Höhen zog.