Historische Wegsteine als Zeugen alter Verkehrswege
Wer die Augen offenhält, kann sie zuweilen neben Landstraßen oder auch weit abseits der heutigen Verkehrswege im Wald entdecken: Alte Wegsteine. Verwittert und vom Zahn der Zeit gekennzeichnet wollen diese steinernen Kleindenkmäler nicht mehr so recht in unsere heutige Zeit passen. Doch gerade sie bezeugen auf großartige Weise den Verlauf historischer Straßen und Wege oder auch besondere Vorkommnisse aus der Zeit unserer Vorfahren.
Leider sind viele dieser Zeitzeugen heute verschwunden. Sie sind der Flurbereinigung zum Opfer gefallen, gestohlen und als Gartendekoration benutzt oder einfach mutwillig zerstört worden. An uns allen liegt es, diese Kleindenkmäler zu schützen und für unsere Nachkommen zu erhalten.
Stundensäulen oder Stundensteine
In den vergangenen Jahrhunderten flankierten sie die wichtigsten Heer- und Handelsstraßen in Massen:
Alte Stundensteine in Form von Meilen- oder Stundensäulen, Distanzsäulen oder Wartbäumen.
Sie dienten Händlern und Reisenden mit der Angabe der Reisezeit zum nächsten Ort jahrhundertelang zur Orientierung und sind heute leider weitgehend verschwunden oder durch Kilometertafeln ersetzt worden.
Alte Kilometersteine
Auf alten Kilometersteinen war zumeist die Entfernung zur nächsten Ortschaft angegeben. In vielen Ortschaften in der Wetterau sind auch noch alte weiße Kilometersteine mit den Buchstaben "OD" zu sehen, was Ortsdurchfahrt bedeutet, bzw. der Anfang einer geschlossenen Ortschaft.
Hessische Meilensteine
Im Internet fand ich bei der Forschungsgruppe Meilensteine noch ein interessantes Dokument über alte Meilensteine in Hessen.
Postmeilensäulen
Kursächsische Postmeilensäulen oder Distanzsäulen wurden während der Regierungszeit Augusts des Starken und seines Nachfolgers an zahlreichen alten Post- und Handelsstraßen und in fast allen Städten des Kurfürstentums Sachsen zur Entfernungsangabe aufgestellt. Es sind sich nach oben hin verjüngende vierseitige Säulen (Obelisken), die als Meilenstein amtlich ermittelte Entfernungsangaben in Stunden Wegzeit oder Bruchteile davon anzeigten und aus behauenem Sandstein bestanden. Noch heute sind sie in Sachsen, Thüringen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und im heutigen Polen zu sehen.
- Postmeilensäule in Moritzburg
Foto: Kristin Puley
- Inschrift der Postmeilensäule in Moritzburg
Foto: Kristin Puley
Römische Miliaria und Leugensteine
Die Meilensteine des Römischen Reiches sind heute noch vereinzelt erhalten und wurden nach der gallischen Längeneinheit Leuga auch Leugensteine genannt.
Ein aufgefundener Leugenstein aus der Zeit der römischen Besatzung ist heute im Museum in Friedberg ausgestellt.
Verbotssteine
Rund um Münzenberg am alten Judenpfad, einer historischen Wegeverbindung zwischen Friedberg und Münzenberg, sind noch heute Verbotssteine zu finden, die den Durchgang bei Geldstrafe verbieten. Der Pfad zog von Friedberg nach Steinfurt und von dort über die Höhen östlich von Oppershofen und Rockenberg hin nach Münzenberg. Angeblich nutzten ihn vornehmlich Juden, um ihre Tiere dorthin zum Viehmarkt zu treiben.
Die Inschrift auf dem Verbotsstein bedeutet: "Verbotener Weg (VBW), zu gehen bei 30 Kreuzer (ZGB 30), zu reiten bei 45 Kreuzer (ZRB 45), zu fahren bei 1 Gulden (ZFB 1G) und 30 X Kreuzer Strafe (30 X ST)".
Auch am östlichen Ortseingang von Dorf Güll nördlich von Münzenberg befindet sich noch heute ein alter Verbotsstein.
Die Inschrift lautet: "Verbot ner Weg bei 1 fl 30 k Strafe"
Weitere Wegsteine, Wegkreuze und Grenzsteine
Weitere Wegsteine - und als solche überwiegend an alten Verkehrsrouten oder -kreuzungen anzufinden - sind steinerne Wegkreuze, Sühne- oder Mordkreuze, alte Grenzsteine und Ruhen.
- Alte KorbRuhe bei Münzenberg