Alte Heerstrasse

Durch den Hinweis eines Forscherkontaktes, eine Altstraßenskizze von Georg Wolff und das Studium von Landkarten und Google Maps stieß ich auf eine noch unbenannte Altstraße "Heerstraße", die von Frankfurt kommend westlich an Dortelweil vorbeizog, über Petterweil und dann weiter zwischen Rodheim und Nieder-Wöllstadt nach Ober-Wöllstadt führte. Allein anhand typischer Straßen- und Flurbezeichnungen ist der Verlauf dieser Altstraße recht gut nachzuvollziehen.

Westlich von Dortelweil ist im freien Feld ein "Geleitsweg" zu finden, was auf eine alte Straße hinweist. Auf dem Galgenberg (der Galgen stand oft an wichtigen Straßen) kreuzt dieser Weg die Steinstraße, eine Römerstraße von Bonames nach Okarben. Römische Straßen waren üblicherweise mit Steinen befestigt und sind dadurch an ihrer Bezeichnung auch heute noch nachvollziehbar. An der Gemarkung "Am grauen Stein" (ein Hinweis auf einen alten Meilenstein oder Wegweiser?) führt die "Alte Heerstraße" geradeaus auf den Ortskern von Petterweil. Weiter nördlich vorbei an einem weiteren Galgenberg Richtung L3204 zwischen Rodheim und Nieder-Wöllstadt.

Nördlich der L3204 auf etwa halber Strecke heißt ein Weg "Neue Leicher Straße" und führt an der Flur "Hinter der Leicher Kirche" vorbei. Hier befand sich einst die spätmittelalterliche Ortswüstung Lichen (oder Leichen). Etwa ab der Flur "Am Rabenstein" ist dieser Weg als "Heerstraße" verzeichnet und führt über die Flur "Auf der Schanze" nahezu geradlinig nach Ober-Wöllstadt, wo er an den Taunusring anschließt.

Führt man diese Linie geradlinig weiter fort, so stößt man rechts der B3 auf einen imposanten Wartbaum mitten im Feld und dann auf die Verlängerung der heutigen Freseniusstraße im Friedberger Industriegebiet Pfingstweide. Dieser Weg hieß laut einer alten Flurkarte der Gemarkung Straßheim (eine weitere Ortswüstung) Steinbrücker Weg und könnte auf eine ehemalige steinerne Brücke über den dort verlaufenden Straßbach hindeuten. Weiter mitten durch das ehemalige US-Kasernengelände und über das Wartfeld führt diese Straße direkt in Richtung der Mainzer Toranlage und der Friedberger Burg.

Besonders interessant ist hier die Homannsche Karte "Pars Vederoviae Plurimas Ditiones", ersch. zwischen 1715 u. 1724, die Teile der Wetterau zeigt. Denn sofern auf historischen Karten auch Verkehrswege eingezeichnet sind, erhalten wir eine Momentaufnahme, welche Verkehrswege zu dieser Zeit bzw. auch schon früher genutzt wurden. Die Heerstraße ist auf dieser Karte ganz deutlich zu erkennen.

Kartenausschnitt alte Karte von Hessen
Kartenausschnitt
"Pars Vederoviae Plurimas Ditiones"
v. Johann Baptist Homann 1715-1724
Quelle: Staats- und Universitätsbibliothek Bremen,
Historische Karten