Römische Miliaria und Leugensteine
Ein Miliarium (Plural: miliaria) war im Römischen Reich eine Distanzsäule an einer Römerstraße. Diese Meilensteine gab es bereits seit dem 3. Jh. v. Chr. Die Steinsäulen waren übermannshoch (teilweise bis zu 3m), hatten einen Durchmesser von 50-60 cm und trugen Orts- und Entfernungsangaben. Die Distanz wurde in römischen Meilen (1000 Doppelschritte, "mille passus") angegeben, was knapp 1,5 km entspricht. In einigen vormals keltischen Gebieten der gallischen und germanischen Provinzen wurde zeitweilig nicht mit Meilen gerechnet, sondern mit dem gallischen Wegemaß Leugen (1 Leuga = 2218 m). Daher spricht man hier von Leugensteinen.
Ein Leugenstein fand sich u.a. in Friedberg nahe der Klostergasse in der Altstadt. Ursprünglich stand er an der wichtigen römischen Straße von Nida (heute: Frankfurt-Heddernheim) nach Friedberg. Die Entfernung zum Civitas-Hauptort Nida betrug exakt 10 Leugen (22,18 km).
Heute befindet sich der Leugenstein, der im Jahre 249 von der Verwaltung der Civitas Taunensium errichtet wurde, im Wetteraumuseum Friedberg. Die Inschrift lautet:
[IMP[eratori] CAES[ari] MESS]IO
[QUIN]TO DECIO TRAI
[A]NO PIO F[E]L[ici] AUG[usto] P[ontifici]
[M[aximo] TR[ibunicia]
P[otestate] [P[ater]] P[atriae] PROCO[n]S[uli]
[ET] Q[uinto] [HERENNIO]
ETRUSCO M[E]SSIO DEC[IO]
ET C[aio] [VALE]NT[I] HOSTILI
A[N]O MESSIO [QUINTO]
NOBILISSIMIS CAE
SARIBUS C[ivitas] [T]aunensium A NIDA
[L(eugas)] X
- Quelle: Wetteraumuseum Friedberg
"Dem Imperator Caesar Messius Quintus Decius Traianus, dem frommen und glückhaften Augustus, dem Oberpriester, im ersten Jahr der tribunizischen Gewalt, dem Vater des Vaterlandes, dem Proconsul und den edelsten Caesaren Quintus Herennius Etruscus Messius Decius und Gaius Valens Hostilianus Messius Quintus gewidmet von dem Verwaltungsbezirk der Taunenser. Von Nida zehn Leugen".
Friedrich Kofler schreibt 1893 in seinem Aufsatz "Alte Strassen in Hessen" (S.124), dass sich ein Bezirk in Nieder-Erlenbacher Gemarkung nahe der römischen Steinstrasse "an der Säule" nenne und diese Bezeichnung vermutlich von einem römischen Meilensteine herrühren könne. Eventuell könnte es sich hier um den in Friedberg aufgefundenen Leugenstein handeln.