Keltische Strassen in Hessen

Keltische Volksstämme können in der Latènezeit um 500 v. Chr. nachgewiesen werden. Auch in Hessen wurden zahlreiche Siedlungen der Kelten, sog. Oppida, nachgewiesen und ergraben. Sie befanden sich, zumeist als Höhensiedlungen, geschützt durch Ringwälle am Altkönig - Burg (bei Seelenberg) - Butzbach (Hausberg) - Hühnerküppel (bei Langenbach im Hochtaunus) - Christenberg - Dünsberg (nordwestlich von Gießen)- Glauberg (Wetterau)- Heidetränke (Oberursel) - Milseburg (Rhön). Die Siedlung in Bad Nauheim hatte aufgrund der dortigen keltischen Salzsiedetätigkeit schon früh eine Bedeutung.

Die Siedlungen der Kelten zeichneten sich durch ihre strategische Lage aus; so lagen diese nicht selten an Kreuzungen von wichtigen Fern- und Handelswegen oder dort, wo es reiche Vorkommen an Erzen, Metallen und den für die Kelten so bedeutsamen Salzen gab. Mit dem Eindringen der Römer und Germanen bauten sie zunehmend befestigte Höhensiedlungen auf steil aufragenden Bergen mit schützenden umgebenden Ringwällen.

Ausgehend von der Lage keltischer Siedlungen sind, wenn man sie miteinander verbindet, doch erstaunliche Übereinstimmungen mit dem Verlauf nachgewiesener alter Fernwege zu entdecken. Es wird angenommen, dass die Römer am Limes genau dort ihre Kastelle errichteten, wo diese wichtigen vorgeschichtlichen Handelswege ihn kreuzten (Butzbach, Marköbel, Saalburg, Zugmantel), um ihre Grenzübergänge zu sichern.

Vorgeschichtliche Handelswege

Der Lindenweg

Diese vorrömische Altstraße führte von der Mündung der Nidda in den Main bei Höchst geradlinig über den Saalburgpass in den Hintertaunus. Der Name Lindenweg begegnet uns heute nur noch in Oberstedten und in Bad Homburg nördlich der Elisabethenschneise. Er wurde von einem der letzten Landgrafen mit Linden bepflanzt in Erinnerung an seinen alten Namen und war bei dem Walddistrikt "Heidengräber" (Hügelgräber mit Bronzefunden) noch vor 100 Jahren nachzuweisen. Im Maasgrund in Oberursel sind keinerlei Spuren mehr vorhanden.

Vom Lindenweg zweigte in Höhe der Kreuzung mit der Elisabethenstraße ein Wegstrang östlich der Taunusausläufer in die Wetterau ab, der noch tausend Jahre später als Weinstraße genutzt wurde.

Bei Wikipedia steht, dass sich hinter dem Heidenwald nach der Oberhöchstädter Waldsiedlung eine Forstschneise mit der Bezeichnung Lindenweg befindet, sie aber in eine andere Richtung weist. Ich vermute, dass sich hier um eine Abzweigung des Lindenwegs zum bedeutendsten keltischen Zentrum des Frankfurter Raums, des Heidetränk-Oppidums handeln könnte, denn dieses liegt genau in der weitergeführten Richtung der Schneise. So wäre das Heidetränk-Oppidum über den Lindenweg an die Weinstraße angeschlossen.

Die Hühnerstraße oder Alte Bubenheimer Straße

Die Bubenheimer oder Hühnerstraße zog von Nassau auf der Wasserscheide zwischen Wörsbach und Aar über das ehemals Bubenheim genannte Kirberg nach Wiesbaden und Mainz. Die Hühnerstraße begleiten zahlreiche Hünengräber; sie führt heute als B417 durch die Großgemeinden Hünfelden und Hünstetten sowie über den Hühnerberg, vorbei an der Hühnerkirche.

Die Hünerstraße oder Rennstraße

Die Hünerstraße verband vermutlich einst die keltischen Zentren des Taunus (Heidetränk-Oppidum, Altkönig, Burg) mit den keltischen Oppida Nordhessens am Dünsberg.

Sie zog vom Altkönig nordwärts über den Taunuspass Rotes Kreuz und den Hünerberg, vorbei am späteren Reifenberg und weiter über die Höhenzüge des Taunus vorbei an Mauloff und Riedelbach zum mittelalterlichen Eichelbacher Hof. Dann passierte sie Hasselbach und verlief weiter zwischen Emmershausen und Haintchen, vorbei an der wüsten Eisenschmelzersiedlung Grävenroth bis hin zur ehemals bedeutenden historischen Straßenkreuzung "Eiserne Hand" bei Langenbach. Dort vereinigte sie sich mit der aus dem Rheinland kommenden "Hessenstraße" und zog mit dieser auf der Höhe weiter Richtung Norden vorbei am Hühnerküppel und Riesenburg bei Rohnstadt bis hinab nach Weilmünster. Von dort aus führte sie vermutlich weiter bis zum Oppidum Dünsberg im Gießener Land.

Entlang der Hünerstraße finden sich noch Reste zahlreicher Hügelgräber und keltische Flurnamen, wie z.B. "Hühnerberg" und "Hühnerküppel".

Die Hessenstraße

Die Hessenstraße kam aus dem Rheinland von St. Goar über Lierschied - Nastätten - Katzenelnbogen - Zollhaus - Hahnstätten - Netzbach - Heringen - Neesbach - Dauborn - Niederselters - Haintchen und führte als Höhenstraße bis hin zur damals anscheinend sehr bedeutenden historischen Straßenkreuzung "Eiserne Hand" bei Langenbach.

Hier lief sie mit der vom Altkönig aus dem Taunus kommenden "Hünerstraße" zusammen, und führte gemeinsam mit dieser auf Höhenzügen weiter nördlich, vorbei am Hühnerküppel (mit Spuren keltischer Befestigungsanlagen), an Rohnstadt und der "Riesenburg" (keltische Ringburg) bis hinab in das Weiltal nach Weilmünster, wo die Weil überschritten wurde. Von dort aus führte die Hessenstraße über Möttau - Kraftsolms - den Köhlerberg (hier früher auch "Heerstraße" genannt) - Oberquembach - Oberwetz am Napoleonstock - Volpertshausen - Weidenhausen - Rechtenbach (noch heute Hessenstraße) zum Dünsberg (keltische Siedlung) und vermutlich weiter bis nach Kassel. Anderen Quellen zufolge endete sie in Wetzlar.

Die Weinstraße

Die Weinstraße zog vom Abzweig der Elisabethenstraße bei Höchst nach der Wetterau. Dort führte sie zu den für die Kelten wichtigen Salzsoden Bad Nauheims (in Nieder-Mörlen wurden schon früh Bandkeramiker nachgewiesen) und weiter nach Butzbach, wo sich auf dem Hausberg eine weitere keltische Siedlung befand. Nordwestlich von Gießen gab es noch ein weiteres Oppidum der Kelten auf dem Dünsberg.

In der südlichen Wetterau mag es noch einen Abzweig der Weinstraße Richtung Vogelsberg zum keltischen Zentrum am Glauberg gegeben haben. Von dort aus führten die "rechte Nidderstraße" und die Antsanvia über die Vogelsberghöhen ostwärts.

Die Antsanvia und der Ortesweg

Im Fuldaer Becken kreuzten sich zwei wichtige Fernstraßen, die Antsanvia, die vom Untermaingebiet über den Vogelsberg zog und nördlich der Rhön weiter über Hünfeld und Großentaft zum Werra-Übergang bei Vacha führte, und der Ortesweg, der aus der nördlichen Wetterau kam und westlich von Fulda bei Kleinheiligkreuz die Antsanvia querte. Der Ortesweg verlief weiter über die Milseburg, den Weiherberg und die Wasserkuppe zum Heidelstein über die Hohe Rhön und folgte dann der Brend zur Saale in Richtung Grabfeld. Mittelpunkt der keltischen Besiedelung in der Rhön war die Milseburg, wo heute noch mehrere Ringwälle zu beobachten sind.

Literatur

www.hassiaceltica.de