Römerstrassen im Limesbogen

Während der römischen Besatzung des heutigen hessischen Gebiets legten die Römer ein großflächiges Netz von Heerstraßen an, die zum Teil heute noch erkennbar sind. Aufgrund der Tatsache, dass der Limes in Hessen in seiner nördlichsten Ausdehnung einen großen Bogen beschrieb, führten vom Kohortenkastell Friedberg aus sternförmig Heerstraßen zu den umliegenden Limes-Kastellen zur Grenzsicherung. Weitere wichtige Straßenkreuzungen befanden sich in Nida, Okarben und Nidderau.

Um das System der römischen Straßen im obergermanischen Limesbogen zu verstehen, ist es sinnvoll, sich einen Überblick über den Limesverlauf und die Standorte der Limeskastelle zu verschaffen.

Römische Altstraßen heute

Teilstücke des römischen Straßennetzes sind heute noch erkennbar; manche wurden überbaut und werden bis heute intensiv als moderne Verkehrswege genutzt, andere fristen als einsame Wald- oder Feldwege ihr Dasein. Einige wurden durch die Flurbereinigung der letzten zwei Jahrhunderte untergegraben und vergessen oder sind unter Wohnbebauung komplett verschwunden.

Anhand historischer Karten sind römische Altstraßen z.T. noch eingezeichnet, andere sind heute noch durch überlieferte oder übernommene Straßen- und Flurnamen (z.B. Römer- oder Steinstraße) nachvollziehbar. Hier konnte ich mit der Forschung ansetzen.

Bedeutende Straßen im Limesbogen

Elisabethenstraße

Anzuführen sind hier zunächst die Elisabethenstraße auch Mainzerstraße genannt, die den vicus Mogontiacum (Mainz) mit dem vicus Nida (heute Frankfurt-Heddernheim) verband und weiter nach Friedberg führte. Sie verlief ziemlich genau unter dem Teilstück der heutigen A66 zwischen Mainz und Eschborn und weiter über die "Heerstraße" nach Frankfurt-Heddernheim.

Von Nida aus führte sie weiter nach Bonames, hier heißt heute ein Feldweg "Auf der steinernen Straße" und "Alte Römerstraße" nach Nieder-Erlenbach (hier heißt sie Steinstraße), über den Schäferküppel - Kloppenheim - Okarben (vorbei am sog. Heidenschloß)- Wöllstadt - Friedberg.

Lange Meile

Eine Römerstraße verlief von Preungesheim über Bonames nach Gonzenheim und weiter zur Saalburg. Noch im 19. Jahrhundert war dieser Streckenabschnitt als "Lange Meile" bekannt. In Gonzenheim kreuzte sie die vorgeschichtliche Weinstraße, die vom Mainübergang bei Höchst durch die Wetterau führte. Der Straßenname Lange Meile ist in Bad Homburg noch erhalten und zeigt an, wo die alte Straße am Hohlebrunnen auf den heutigen Europakreisel trifft. In der Fortführung zog sie, als Hohlweg in Gonzenheim beginnend, durch die heutige untere und obere Promenade Bad Homburgs, weiter über die Höhestraße und den Gluckensteinweg, wo sie in Höhe der Saalburgchaussee auf die Saalburgstraße traf. Der Gluckensteinweg wurde nach einem uralten zwischen Kirdorf und Homburg gelegenen ca. 2 m hohen Monolithen und Grenzstein benannt, was für einen schon vorrömischen Ursprung dieses auf einem Höhenrücken verlaufenden Pfades spricht.

In einem alten Frankfurter Heimatbuch fand ich einen Hinweis darauf, dass sich südlich der Saalburg drei römische Straßenzüge trafen. Neben der Saalburgstraße und der Fortführung der Langen Meile dürfte die dritte Straße der vorgeschichtliche Lindenweg gewesen sein, der von dem Mainübergang bei Höchst durch Oberursel zum Saalburgübergang zog.

1873 wurde zudem eine alte Straße wiedergefunden und festgestellt, die die römischen Niederlassungen Seulberg, Erlenbach und Petterweil miteinander verband und über den oberen Rotlaufweg oberhalb des Kirdorfer Feldes (sylva lothari) ebenfalls in Richtung Saalburgkastell weist.

Saalburgstraße

Von Nida (Heddernheim) aus führte die Saalburgstraße 14 km lang schnurgerade zum Saalburgkastell. Reste davon sind noch als "Steinstraße" im Mertonviertel zu finden. Ein kurzer Abschnitt zwischen der A661 und der Zeppelinstraße in Bad Homburg ist auch in heutigen Karten noch als "alte Römerstraße" bezeichnet. Weiter führte sie nach Jacobi an Niederstedten (ausgegangen) und am Platzenberg vorbei und kreuzte in Höhe des "Homburger Alleehauses" (ein Gasthaus) die Tannenwaldallee. Weiter zog sie über die heutige PetersPneu-Kreuzung durch den alten Dornholzhäuser Ortskern östlich vorbei an Reisberg, Balzer Höhlchen und Hammelhans zur porta decumana des Saalburgkastells.

Pflasterweg

Der sogenannte Pflasterweg führte vom vicus Nida in Heddernheim über Ober-Höchstadt (Heckstadt) und den Hesselborn nördlich des Altkönigs über den Fuchstanz zum Feldbergkastell.

Straßen, die sternförmig auf Friedberg zulaufen

Das Kohortenkastell in Friedberg war nach Westen über die alte Wehrheimer Straße mit dem Limeskastell "Kapersburg" verbunden, nordwestlich mit dem Kohortenkastell "Hunneburg" in Butzbach, östlich mit Ober-Florstadt, südöstlich mit dem Kastell Hanau-Kesselstadt und südlich mit dem Kastell Okarben. Das Butzbacher Kastell Hunneburg sicherte den Grenzübergang einer wichtigen frühzeitlichen Nord-Süd-Fernstraße, nämlich der alten Weinstraße, die östlich des Taunus über Butzbach in den Kasseler Raum führte.

Nördlich von Friedberg, in Dorheim, teilte sich die Römerstaße in einen nördlich verlaufenden Ast, genannt "Hohe Straße" oder "Römerstraße", der an Wohnbach vorbei zum Kastell Kloster Arnsburg zog und in nordöstlicher Richtung zum Kastell Echzell.

Über die Straße von Okarben nach Friedberg schrieb der Friedberger Historiker Dieffenbach 1847 im Archiv für Hessische Geschichte und Altertumskunde, Bd. 5: "Etwa 10 Minuten östlich von dem Orte [Ober-Wöllstadt] zieht in gerader Linie von dem Heidenschloß nach Friedberg eine alte Straße, die "oberste Heerstraß" genannt. Sie ist als alter Weg noch 12 Schuh breit ausgesteint. Da, wo sie die von Ober-Wöllstadt nach Bruchenbrücken führende Straße durchschneidet, stand einst ein Zollstock, und es mußten die Fremden in Ober-Wöllstadt Zoll lösen."

Hühnerpfad

Reste einer vermutlich vorrömischen, von den Römern ausgebauten Straße von Köppern zum Kastell Kapersburg erwähnt Wolff. Der Hühnerpfad führte anscheinend ab der Nadelmühle bei Ober-Erlenbach entlang der Gemarkungs- und Landesgrenze nördlich von Köppern bis hin zur Kapersburg und weiter auf der Höhe neben dem Limes nach Langenhain.

Römerstraße Okarben - Nidderau - Marköbel

Zwischen Groß-Karben und Nidderau-Heldenbergen verläuft die heutige Straße kilometerlang schnurgerade auf der alten Römerstraße, vorbei an der "Bonifatiusruhe", einem iro-schottischen Bonifatiuskreuz an der Stelle des überlieferten Rastplatzes der Bonifatiusroute. Diese Straße führte vom Kastell Heldenbergen weiter zum Limeskastell in Marköbel, das den wichtigen Durchgang einer der ältesten Fernwege Europas überwachte, nämlich die West-Ost-Verbindung "Hohe Straße" über die südlichen Ausläufer des Vogelsbergs. Die Verbindung Okarben-Marköbel wurde auch als "grüner Weg" bezeichnet (Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst, 1893).

Ober-Florstadt - Echzell - Inheiden

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Römische Heerstraße

Eine römische Heerstraße verband das Kastell "Hunenburg" bei Butzbach mit Heddernheim und Mainz. Das ganze Mittelalter hindurch bildete sie die Hauptverbindung zwischen Mainz und Marburg.

Heddernheim - Kalbach - Obereschbach - Holzhausen (hier geht sie über den Erlenbach) - Beinhardsdorf - Oberrosbach - Butzbach

Auf der Skizze des Altstraßen- und Römerforschers Georg Wolff sind die wichtigsten römischen und vorzeitlichen Verbindungen Hessens vermerkt:

Wolff Straßenskizze
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Süd-Nord-Verlauf: a) Unbenannte, vorrömische Straße von Frankfurt, westlich an Vilbel und Okarben vorbei nach Friedberg. b) "Hanauer Strasse" von der Römerbrücke bei Kesselstadt über die Hohe Tanne nach Wachenbuchen, bei Oberdorfelden über die Nidder, westlich von Büdesheim über die "Römerstraße" (!), "Forsthausstraße nach Burg-Gräfenrode(r Straße) über L 3351 nach Ilbenstadt, dort mit der Friedberger Straße(!) zum Görbelheimer Grund - von dort zur Görbelheimer Hohl übers Wartfeld (Raiffeisenstr.), dann zur Hanauer Str (B275) und über die kleine Klosterstrasse zum Burgberg. Ost-West-Verlauf: a) Staden - Ober-Florstadt - Niddabrücke - südlich Friedberg - Kapersburg Diese Strecke müßte mit der Straßheimer Straße bzw. dem Straßbach parallel gelaufen sein und dann am Löwenhof zum Wald und von dort zur Kapersburg gelaufen sein. b) Abzweig hinter Ober-Florstadt - Wetter-Übergang bei Bauernheim - Dorn-Assenheimer Straße - durchs Fauerbacher Wegfeld zum Friedberger Mühlweg. Vom Burgberg über die Mörler Straße und "Am Steinernen Kreuz" nach Ockstadt, Schloßstr. und Bachgasse dann über den Golfclub und über die A5 in den Stadtwald. Irgendwo am Viehtrieb ist sie dann auf die o.g. genannte Straße getroffen.


Quellen

Louis Jacobi, August v. Cohausen: Das Römerkastell Saalburg bei Homburg v.d. Höhe, 1883
www.taunus-wetterau-limes.de
www.limesstrasse.de
www.deutsche-limeskommission.de