Der Ortesweg

Der frühzeitliche Ortesweg führte anscheinend schon in der Keltenzeit als Fernweg aus dem Marburger Land durch die nördliche Wetterau (Wedereiba) und den Vogelsberg nach Fulda, wo er bei Radmühl, wo die Salz überquert wurde, die Antsanvia kreuzte.

Südlich von Fulda bei Bronnzell überschritt der Ortesweg den gleichnamigen Fluß. Danach zog er weiter über die Rhön zur keltischen Milseburg bis in das historische Grabfeld und im Mittelalter zur fränkischen Königspfalz Salz. Eine Verbindung der keltischen Zentren Dünsberg bei Gießen und der Milseburg in der Rhön kann daher angenommen werden.

Schriftlich belegt wurde dieser alte Pfad erstmals in der Vita Sturmi (um 810), in der Abt Sturmius im Namen des Bonifatius bei Fulda einen Platz für ein neu zu errichtendes Kloster sucht. Dabei trifft er auf einen Mann, der ein Pferd seines Herrn Ortis führte und auf dem mit altem Namen Ortesveca genannten Wege aus dem Marburger Land und der Wedereiba (Wetterau) in das Grabfeld zog.

Nach den Klostergründungen in Amöneburg und Fulda könnte der Ortesweg der Fernweg sein, den die Mönche und Bonifatiusanhänger zwischen diesen beiden frühen Zellen genutzt haben.

Verlauf des Ortesweges

Ich vermute, dass der Ortesweg von Fulda über Schlechtenwegen, Ulrichstein und Burg-Gemünden nach Amöneburg führte, wo Bonifatius schon 721 ein Kloster gründete. Zwei alte Quellen aus dem 19. Jh. über die Geschichte des Großherzogthums Hessen und der Geschichte Hessens belegen, dass Burg-Gemünden ehemals auch Ober-Gemünden und "Gemünden an der Straße" hieß, da es an der alten Fernstraße Amöneburg - Fulda lag. Dort heißt es auch, dass die ursprüngliche Dorfschaft Gemünden wahrscheinlich den ganzen Bezirk bis an den Ort, wo sich die Felda in die Ohm ergießt, bedeckte "Dieser Ort aber konnte den Mönchen, die von Fulda nach Amöneburg reiseten, darum merkwürdig genug sein, um ihn nach dieser Ausmündung zu benennen".

Georg Landau schreibt 1842 in seiner Beschreibung des Kurfürstenthums Hessen: "Zwischen Salzschlirf und Muß zog die uralte Straße von Fulda nach Amöneburg über die Altfell, und schon 885 bestand für dieselbe eine steinerne Brücke, die im 16ten Jahrhundert bereits zerstört, erst in neuester Zeit wieder hergestellt worden ist."

Der Altstrassenforscher Friedrich Kofler führt den Ortesweg über Steinfurt und südlich von Schlechtenwegen durch die Haardt und über den Himmelsberg Richtung Fulda.

Nach anderen Quellen verlief der Ortesweg über den Taufstein im Vogelsberg und zog über Altenschlirf und Schlechtenwegen in den Lüdergrund bei Blankenau. Dort überschritt er den Fluss, führte vorbei an der Ortswüstung Dankenrod im Biebertal, und zog am Fuße der Hainburg, der Ruine eines mittelalterlichen Herrensitzes, talabwärts nach Hainzell. Südöstlich von Hainzell passierte der Ortesweg die Erlenstruth Richtung Schlagbergfurt nordwestlich Kleinheiligkreuz, wo er die Antsanvia kreuzte, und erstieg den Osthang des Himmelsberges. Nahe der Hermannseiche zog er ostwärts, um sich mit einem von der Antsanvia ausgehendern Verbindungsweg, der von Siebertsheiligen kam, zu vereinigen. Weiter verlief der Ortesweg über die Niederröderhöhe, Kohlhaus und Bronnzell, wo er die Fulda querte, nach der Milseburg in der Rhön.