Historische Jagdwege zu Romrod

Die Relikte alter Wegezüge im Wald zwischen Romrod und Feldatal zeugen zwar nicht von alten Fernwegen, doch sie wurden im 18. Jh. zum Jagdvergnügen des Landgrafen Ludwig VIII. von Hessen-Darmstadt (1691-1768) angelegt.

Jagdweg mit Packlager
Jagdweg mit Packlager
Jagdweg mit Packlager
Breiter Waldweg mit Packlager
Natursteinbrücke im Hohlen Grund
Natursteinbrücke im Hohlen Grund

Der Landgraf war leidenschaftlicher Parforcejäger und unterhielt u.a. in den Wäldern bei Romrod das barocke Jagdschloss Jägertal, das 1797 auf Abbruch verkauft wurde. Aus alten Unterlagen geht hervor, dass der Darmstädtische Hof beispielsweise 1753 mit einem Gefolge von 95 Personen und 1758 von 98 Personen dort zu Jagdaufenthalten logierte. Der Landgraf blieb meistens 14 Tage lang und wurde bei der Ankunft von der Jägerei der Umgegend feierlich begrüßt. Zuvor wurden alle Schneisen und Pirschwege gesäubert, der Wildwechsel ausgekundschaftet und alles zu seinem Empfang und Aufenthalt bestens vorbereitet.

Der Landgraf fuhr morgens und abends auf einem Jagdwagen bis zu einer Entfernung von 5 Stunden vom Jägertal auf die Pirsch, begleitet von einem Wildmeister, der ihm vorausreiten und ihn führen mußte.

Die Schneisen und Wege, die der Landgraf besonders gerne und oft passierte, waren gerade angelegt und und heißen bis heute noch Herrnschneisen. Diese Schneisen durfte niemand benutzen und der Wald war zur Zeit der Hirschbrunst und besonders während der Anwesenheit des Landgrafen für Jedermann geschlossen.

Die breiten Waldwege sind heute noch gut zu erkennen und an manchen Stellen sind noch große Packlager der ehemaligen Wegbefestigung vorhanden. Besonders schön ist eine Stelle, wo ein Jagdweg über eine alte Natursteinbrücke einen Bachlauf quert.

An allen Stellen, wo Ludwig VIII. einen ausgezeichneten Hirsch geschossen hatte, wurden Pflöcke errichtet, worauf die Stärke des Hirsches, die Entfernung des Schusses usw. angegeben war. Leider ist keiner dieser Pflöcke mehr vorhanden und die Inschriften sind leider nirgends aufbewahrt worden.

Backofenhaus im Hohlen Grund
Das Backofenhaus im Hohlen Grund
Im sogenannten Hohlen Grund am Backofenhaus-Teich zwischen Schellnhausen und Oberndorf stand ehemals ein kleines Jagdhäuschen, das Backofenhaus. Seine Lage war für die Jagd, und besonders in der Brunftzeit, bestens geeignet, da sich aufgrund des vielen Wassers im Feldatal die Hirsche dort stark zusammen gezogen haben mögen. Es scheint nicht besonders groß gewesen zu sein und war wohl auch nur zum Übernachten bestimmt. Doch man weiß, dass Landgraf Ludwig VIII. in diesem Häuschen oft Forellen zu frühstücken pflegte. Das Gewölbe des kleinen Kellers, in dem eine reine Quelle entspringt, ist heute noch gut erhalten.

Quelle: C. F. Günther: Bilder aus der Hessischen Vorzeit, 1853
sowie eigene Forschungen