Weitere Originalquellen zu Altstraßen (auszugsweise)

F.W. Schmidts Lokaluntersuchungen über den Pfahlgraben sowie über die alten Befestigungen zwischen Lahn und Sieg (auszugsweise)

Quelle: Nassauer Annalen, Bd. 6, Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung, 1859

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Reise im Sommer 1845. Von der Wetterau bis an die nass. Landesgrenze

Nach den mit Herrn Habel gepflogenen Besprechungen über das Kastell bei Höchst lag dasselbe unmittelbar auf der rechten Seite der Nidda vor Höchst, und wird von der Frankfurter Chaussee durchschnitten. Herr Habel versicherte, dass er schon seit einer Reihe von Jahren sich vergeblich bemüht habe in diesen Kastell-Ueberresten Ziegeln mit dem Stempel der LEG. XXX. V. V. zu entdecken, und glaubt daher, dass die Angaben von Lehne, und diesem nach von Steiner in dieser Beziehung nicht richtig sind.

Von diesem Kastell führen noch sichtbare Spuren einer Römerstrasse gerade nach Norden und, wie Herr Habel glaubt, nach der Heidenkirche. Sie ging über Kleinschwalbach, wo römische Alterthümer gefunden werden, und von wo sich in dem Wiesbadener Museum ein Altar mit vier Gottheiten befindet.

Eine zweite Strasse, die gegenwärtig ausgebrochen ist, ging von den östlichen Häusern von Höchst nach der Steinstrasse, und traf oberhalb der Bassenheimer Mühle in dieselbe.

Dann vermuthet Herr Habel, dass von dem Kastell bei Höchst eine Strasse nach Bergen ging, da sich in dieser Richtung, z.B. westlich von dem Römerhofe, dann bei dem Frankfurter Friedhofe, römische Alterthümer fanden. Dem Verfasser wurde auch in Bergen gesagt, dass über Seckbach eine hohe Strasse gehe. In dem jetzigen Orte Bergen werden keine römischen Alterthümer gefunden, und die Nachgrabungen des Pfarrers Herrmann haben theils in den Feldern, die "auf dem Keller" heissen, theils an dem südöstlichen Ende von Bergen in den Weinbergen, welche "die Hofgärten" genannt werden, statt gefunden. Der Platz, welcher "auf dem Keller" genannt wird, weil sich hier viele Mauern und Gewölbe unter dem Boden befinden, nimmt einen grossen Raum ein und liegt nördlich von Bergen, längs des Vilbeler Waldes, wo der Abfall der Höhe gegen Vilbel beginnt. Die Ruinen fangen unmittelbar am "Kellergraben" an, erstrecken sich von da weit nach Osten bis au einer Stelle, die "im Himmerich" genannt wird, und hier sollen noch in den letzten Jahren bedeutende römische Ruinen ausgegraben, und mehrere Goldmünzen gefunden worden sein. Man hat von den Feldern, die "auf dem Keller" genannt werden, eine weite Aussicht nach Norden, und übersieht von hier aus den ganzen Zug des Taunus und die Wetterau. Ebenso übersieht man von „den Hofgärten" aus das Thal des Mains und den Zug des Limes längs dieses Flusses und auf dem östlichen Rücken des Odenwaldes. "Auf dem Keller" scheint die Hauptbefestigung gelegen zu haben, und da man von ihr nicht nach Süden sehen kennte, so scheint die Befestigung in "den Hofgärten" für diesen Zweck angelegt worden zu sein. Der Pfarrer Herrmann fand an beiden Plätzen Ziegeln mit dem Stempel der LEO. XXH. P. P. F., wie Hofrath Steiner aus den nachgelassenen Papieren desselben in der Geschichte und Topographie des Maingebietes mittheilt ...

Die Landwehr bei Bergen scheint ihren Anfang am Main bei der Mainkur genommen zu haben und sich über Enkheim nach Bergen ersteckt zu haben. Sie ging westlich an Bergen vorbei, ist nördlich von diesem Orte eingeebnet, und erst gegen den Vilbeler Wald hin, wo die Aecker "auf dem Keller" liegen ist sie noch ganz erhalten und heißt hier "Kellergraben". Von da zieht sie sich durch den Vilbeler Wald, und traf westlich von den Aeckern "auf die Mauer" an die Nidda. Angeblich soll sie auf der nördlichen Seite dieses Flusses fortgezogen sein und sich bis zum Taunus erstreckt haben, wovon jedoch der Verfasser bei seinen Untersuchungen nichts gefunden hat. Die Strecke derselben, die westlich von den römischen Ruinen noch vollkommen erhalten ist und den Namen „Kellergraben" führt, ist von starkem Profil und ganz dem Pfahlgraben ähnlich. Der Verfasser kann sie jedoch nicht für römisch halten, weil sie nicht vor, sondern hinter der römischen Befestigung liegt und für eine alte Anlage noch zu gut erhalten ist. Auch spricht die Benennung "Landwehr" gegen den römischen Ursprung, und deutet auf eine Anlage des späten Mittelalters.

Die Steinstrasse oder der Steinweg ist unzweifelhaft eine römische Heerstraße, die jedoch vom Verfasser nicht verfolgt worden ist. Sie scheint von der Befestigung "in den Hofgärten", oder auch von der Ostseite derjenigen „auf dem Keller" gekommen zu sein. Sie soll die Richtung gegen die Kirche von Vilbel und Dortelweil nehmen, oder auch gegen Gronau. In der Umgegend von Dortelweil sollen römische Alterthümer gefunden werden.

Jene Heerstrasse, die von Bergen nach der Nidda und wahrscheinlich nach Altenstadt führte, verdient eine nähere Untersuchung. Die Spuren der hohen Strasse, welche schon oben bei Marköbel erwähnt worden ist, werden zuerst sichtbar nördlich von Hirzbach, von wo sie, ohne einen Ort zu berühren, auf der Höhe fort, an der Windecker Warte und dem Wachenbucher Signal vorbei, in langen, geraden Linien, und fast noch durchgängig erhaltener römischer Construktion, nach Bergen fortzieht. Sie geht nördlich an Bergen vorbei, wo sie den Namen "Baumgartenweg" hat und zwischen den römischen Befestigungen durch. Von Bergen an führt sie die Benennung "Berger Strasse", geht bei dem Heiligenstock (gegenwärtig einem Chaussee- und Wirthshause) über die Frankfurt-Vilbeler Chaussee, in langen geraden Linien nach Preungesheim, wo sie an der Frankfurt-Homburger Strasse endigt, und von wo ab ihre weitere Fortsetzung nach Heddernheim durch die Feldkultur verwischt ist.

Der Platz, welcher "auf der Mauer" genannt wird, liegt am westlichen Ende von Vilbel auf den Aeckern zwischen der Chaussee und den Wiesen der Nidda, die grösstentheils dem Postmeister von Vilbel gehören. Früher sind viele römische Dinge hier gefunden worden, in neuerer Zeit jedoch deshalb nicht, weil Niemand nach ihnen sucht. Die Felder "auf der Mauer" liegen niedrig und werden beim Austritt der Nidda zum Theil unter Wasser gesetzt. Weiter östlich davon hat man beim Graben von Fundamenten zu Häusern auch römische Ziegeln und Mauern gefunden. Ebenso sind westlich von diesem Platze, auf der ersten Höhe südlich der Nidda gegen Berkersheim, in den letzten Jahren römische Ruinen entdeckt und viele römische Ziegeln ausgegraben worden.

Der Eselspfad, auch Beunenweg genannt, kommt von Heddernheim, führt über Eschersheim und Berkersheim nach dem Platze "auf der Mauer". Es ist ein schmaler Weg, der in einer ganz geraden Richtung läuft, jetzt noch befahren wird und in seiner ganzen Länge noch Ueberreste der römischen Besteinung zeigt. Er beginnt an dem nördlichen Ende von Eschersheim, führt bei der Ziegelhütte über die Frankfurt-Homburger Chaussee und am südlichen Ende von Berkersheim entlang.

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Verbindungsstrassen von Heddernheim nach Friedberg waren:
1. die Steinstrasse, auch hohe, Elisabethen-, Weinstrasse genannt. Sie kommt von Heddernheim, ist auf dem nördlichen Ufer der Nidda unterhalb Bonames, wo die Felder endigen und die Wiesen anfangen, und nördlich an Bonames vorbeigegangen, wo sie anfängt, als Steinstrasse sichtbar zu werden. Sie geht zwischen Niedereschbach und Harheim über den Eschenbach und in ganz gerader Richtung bis südwestlich von Okarben, wo sie auf dem linken Ufer des von Rodheim und Peterweil kommenden Bachs auf die Frankfurt-Friedberger Chaussee trifft. Sie muss durch Okarben gegangen sein, und bei dem Heidenkopf oder Heidenschloss, in der Nähe von Niederwöllstadt, geendigt haben, wenigstens ist die Fortsetzung weiter östlich nicht aufgefunden worden. Sie ist noch jetzt fahrbar und die römische Construktion an vielen Stellen sichtbar.

2. die sogenannte Heerstrasse, welche bei Bonames von der Rheinstrasse abgegangen zu sein scheint. Sie wird zuerst sichtbar zu beiden Seiten des Eschenbachs, oberhalb Niedereschbach, wo die römische Construktion noch erkennbar ist Von da bis zu dem neuen Vicinalwege von Obererlenbach nach Kloppenheim wird sie nicht mehr befahren, und ist ein 10—12 Fuss breiter, mit Gras bewachsener Rain, der den Namen "Heberweg" führt. Von jenem Vicinalwege an wird sie als Verbindungsweg zwischen Obererlenbach und Peterweil benutzt und heisst "Heerstrasse". Hier trifft ein alter Weg von Vilbel, der nur theilweise noch fahrbar ist, in dieselbe. Auf beiden Seiten des Peterweiler Bachs ist sie nicht mehr sichtbar, erscheint aber wieder als fahrbare "Heerstrasse" am linken Thalrande dieses Bachs, zieht sich in fast gerader Linie bis über den, vom Beinhardshofe kommenden Bach, macht hierauf einen Bogen rechts und bleibt bis an den von Oberwöllstadt nach Rodheim führenden Vicinalweg fahrbar. Südwestlich von Oberwöllstadt nimmt sie als Rain, der aber auf beiden Seiten des Rossbachs verschwindet, wieder die gerade Richtung an, und trifft auf der Höhe nördlich dieses Orts in die Frankfurt-Friedberger Chaussee.

Die alte Strasse von Friedberg nach Butzbach ist die Verbindungsstrasse gewesen zwischen erstem* Orte und der Hunenburg, jedoch ging da, wo die neue Chaussee den Winkel nach Butzbach hinein macht, die Römerstrasse gerade aus, ließ diesen Ort etwas rechts liegen, und ist hier in den Gärten noch durchaus als römischer Steinweg sichtbar.

Die römischen Ruinen der Hunenburg haben eine grosse Ausdehnung. Die Südseite derselben wird durch den Weg begrenzt, der, aus dem Wetzlarer Thore von Butzbach kommend, nach dem Walde führt, und die Westseite durch die Weinstrasse, welche sich weiter nördlich in den Feldern verliert, früher jedoch bis zu dem Pfahlgraben gegangen sein soll. Im Osten gehen dieselben bis nahe an die Giessener Chaussee. Die Hunenburg lag auf ganz ebenem und fruchtbarem Terrain, das in Westen, Norden und Osten in einiger Entfernung von massigen Höhen umschlossen wird. Das Kastell hat gewiss auch in obigem Raume gelegen, und es ist wohl nur ein Versehen von Herrn Prof. Dieffenbach, wenn er Seite 217. annimmt, dass es auf dem Degerfelde, einer nordwestlich gelegenen Höhe, befindlich gewesen sei, weil daselbst einige römische Mauerwerke gefunden worden sind. Die Nachgrabungen haben nördlich von den Gärten auf dem freien Ackerfelde stattgefunden. Von dieser Stelle gegen die Wiese und die Giessener Chaussee heisst die Gegend „Hartberg".

Die hohe Strasse, alte Mainz-Butzbacher Strasse, Weinstrasse, alte Strasse. Mit dieser Benennung wird die römische Heerstrasse bezeichnet, welche die Hünenburg mit Heddernheim und Mainz verband, und welche das ganze Mittelalter hindurch die Hauptverbindungsstrasse zwischen Mainz, Marburg und Hessen bildete. Gegenwärtig ist sie zwischen Butzbach und Heddernheim nur noch theilweise fahrbar, und verschwindet mit jedem Jahre mehr. Sie trifft an der Südseite der römischen Ruinen der Hunenburg mit der von Friedberg kommenden Römerstrasse zusammen, und die römische Besteinung ist durch die Gärten und Felder bis zu der Dorfwiese sichtbar, wo die Weinstrasse des Mittelalters die römische Richtung verliess und sich nach Butzbach wendete. Von jener Wiese aus geht sie östlich an Ostheim vorbei und über die Höhe nach dem Thale der Usa, westlich von Obermörlen, bis wohin die römische Besteinung fast durchgängig noch sichtbar ist. Auf beiden Seiten der Usa ist sie ganz zerstört und nicht mehr fahrbar. Von da wendet sie sich als schlechter Fahrweg, auf welchem jedoch die römische Besteinung noch durchgängig zu Tage steht, über eine Höhe, wird von hier an wieder fahrbar, geht westlich vom Hasselheckerhofe vorbei, auf eine Strecke durch den Wald, an dem Löwen- oder Strassenheimer Hof entlang, wo man bei Anwesenheit des Verfassers einen Haufen römischer Ziegeln ausgegraben hatte, nach Oberrossbach, und über den Beinhardshof nach Holzhausen. In dieser ganzen Entfernung kommt die römische Besteinung zu Tage. Bei Holzhausen ist sie über den Erlenbach gegangen, und tritt von jetzt an bis Heddernheim in den fetten Lehmboden der dortigen Gegend, so dass nur noch an wenigen Stellen die römische Besteinung zu Tage kommt, und selbst die alte Richtung wohl theilweise verlassen sein mag. Die Strasse, welche man mit der Benennung „hohe oder Weinstrasse" bezeichnet, führt von Holzhausen, nachdem sie auf einer Strecke die Grenze zwischen Homburg und Darmstadt gebildet hat, an Obereschbach und Kahlbach vorbei nach Heddernheim. Doch scheint auch hier die frühere Richtung theilweise eine andere gewesen zu sein, da dem Verfasser im Felde alte Bäume bezeichnet wurden, an welchen sie früher vorüber geführt haben soll.

Eine hohe oder Weinstrasse, wie sie auf der Reymannschen Karte von Obereschbach über Weisskirchen, Steinbach und Eschborn angegeben, ist in der Gegend unbekannt.

Die alte, hohe, Stein-, Elisabethen-, Weinstrasse, welche die Fortsetzung der vorigen ist, geht von Heddernheim über Praunheim, und ist bis auf die linke Thalhöhe des Schwarzbachs, wo der Vicinalweg von Zeilsheim nach Hofheim rechts von ihr abgeht, noch durchaus fahrbar. Die Römerstrasse macht hier einen kleinen Winkel links, und geht den Thalrand hinab nach der Papiermühle zwischen Hofheim und Kriftel. Sie ist hier auf eine lange Strecke noch sehr gut erhalten, und wurde bei des Verfassers Vorbeireiten ausgebrochen, so dass das römische Strassenprofil ganz zu Tage lag. Etwas oberhalb der Papiermühle ist sie über den Schwarzbach gegangen, und der Müller zeigte in den Gärten und Wiesen der Mühle zu beiden Seiten des Bachs die noch vorhandenen Fundamente derselben. Nach dem Uebergange über den Bach ist sie in einer nördlichen Krümmung auf die Höhe, "das Hochfeld" genannt hinaufgezogen, und ihre Fundamente finden sich noch in den Aeckern.

Auf "dem Hochfelde" lag das Kastell oder die Mansio, welche Herr Habel 1842 hat aufdecken lassen, wovon jedoch bei Anwesenheit des Verfassers nichts mehr zu sehen war. Dieses Kastell hatte 500 Fuss im Quadrat und zwei Gräben. Es ist keine Mauer gefunden Worden, sondern vielmehr die deutlichsten Spuren, dass sie in sehr früher Zeit ausgebrochen worden ist.

Von diesem Hochfelde wendet sich die Strasse nach dem Vicinalwege, der von Kriftel nach Diedenbergen führt und auf die Römerstrasse gelegt ist. In der ganzen Länge der Strasse ist die römische Anlage noch sichtbar. Von Diedenbergen, durch welches die Strasse führt, bis zur Chaussee nach Wiesbaden ist auf sie ein Vicinalweg gelegt, und weiter gegen Kastell und Mainz ist sie in den Feldern von Hochheim in den letzten Jahren ausgebrochen und sind die Steine davon verkauft worden.

Die Kapersburg, welche zwischen der Hunenburg und der Saalburg hinterm Pfahlgraben liegt, ist etwa halb so gross wie die letztere. Ihre Umfassung ist noch gut erhalten, und die vier Eingänge sind sichtbar. 200 Schritt östlich von ihr befindet sich eine kleine Befestigung. Bei den Nachgrabungen, welche Professor Dieffenbach in den Ruinen der Kapersburg hat vornehmen lassen, haben sich unter andern auch Ziegeln mit LEG. XXII. PR. P. F. gefunden.

Aus dem Umstande, dass die meisten Limes-Kastelle von der 22. Legion erbaut worden sind, dürfte folgen, dass diese Anlagen nicht vor Trajan stattgefunden haben können.

Etwa eine Stunde östlich von Homburg v.d. Höhe befindet sich in den Feldern zwischen Seulberg und Friedrichsdorf, auf der Feldmark des ersten Orts und ziemlich in der Mitte beider Orte, eine Stelle, welche „die Hühnburg oder Hunenburg" genannt und von dem Feldwege, der von Seulberg nach dem östlichen Ende von Friedrichsdorf führt, durchschnitten wird. Die Felder, welche mit dieser Benennung bezeichnet werden, haben eine Ausdehnung von 3—400 Schritt im Quadrat, und sind ganz mit Brocken von römischen Ziegeln, Scherben irdener Gefässe u. dgl. bedeckt. Nach Aussage der Besitzer dieser Felder ist der Grund unter der Oberfläche voller Mauern, die von ihnen, so tief der Pflug geht ausgebrochen worden sind, und grossentheils aus Ziegeln, worunter viele mit Buchstaben, bestanden haben sollen. Auch fand der Verfasser ein Ziegelstück, auf welchem die Zahl VII befindlich war. Noch alljährlich werden Fuhren solcher ausgepflügter Ziegelbrocken auf den Aeckern aufgelesen und als Strassenbesserungsmaterial verwendet.

Auch sollen sich Ueberreste einer besteinten Strasse, die einerseits gegen Köppern und andrerseits gegen Obereschbach führen, in den Feldern gefunden haben.

Der Name dieses in Mitten weiter fruchtbarer Felder gelegenen und mit römischen Trümmern und Bauschutt bedeckten Platzes und das Vorkommen einer besteinten Strasse, wovon der Verfasser jedoch keine Beweise hat, und die ihrer Richtung nach als Fortsetzung des von der Kapersburg kommenden Hünerpfades anzusehen sein würde, und andrerseits die Richtung nach den römischen Ruinen bei Heddernheim genommen hätte, setzen es wohl ausser Zweifel, dass hier eine römische Niederlassung, wahrscheinlich ein Kastell, war, welches als Zwischenposten zwischen der Kapersburg am Limes und Heddernheim diente, zwischen welchen beiden es auch in der Mitte lag.

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Das Feldbergkastell. Es liegt, wie die Heidenkirche, in der muldenförmigen Senkung zwischen dem gr. und kl. Feldberge an den Quellen des nach der Lahn abfliessenden Weilbachs, und zwar auf der linken Seite und am nördlichen Abhange des Kl. Feldbergs, wo der Wald endigt und das sumpfige Wiesenterrain dieses Bachs anfangt. Es ist eins der am besten erhaltenen Kastelle. Seine Umfassungsmauer ist noch durchgängig 8—12 Fuss hoch und nimmt, mit dem Schutt zu beiden Seiten, eine bedeutende Breite ein. Es ist ein Viereck, wovon jede Seite 100 Schritt enthält und einen Eingang (folglich vier dergleichen) hat. Vor der Mauer liegt ein 10—12 Fuss breitet, und noch 4—6 Fuss tiefer Graben, und vor diesem ein noch mehrere Fuss hoher Wall mit Glacis. In dem Inneren sind Ziegeln mit LEG. XXII. P. P. F. und NCATTHR (Numerus Cattharensium oder, wo das N fehlt, Cattharenses) gefunden worden, wovon Herr Hannappel mehrere besass. In Mainz kommen die Cattharenses in Verbindung mit der LEG. XXII. zweimal vor und zwar so, dass nach N ein Punktum ist. - Dies Kastell war durch den Gr. und Kl. Feldberg und den Taunus gegen die Südwinde gedeckt, und nur den Nordwest-, Nord- und Nordostwinden offen. Es hatte von allen Kastellen am Limes die rauheste Lage und die Cattharensischen Syrer mögen daher hier nicht wenig gefroren haben.

Der Pflasterweg, welcher gegenwärtig zur Abführung des Holzes aus der Gegend der Althöfer Mauer, des Altkönigs und des Feldbergs benutzt wird, kommt in einer Schneusse, welche die gerade Richtung gegen die römische Befestigung bei Heddernheim nimmt, herauf und zieht sich an dem südlichen Abhänge der Althöfer Mauer auf den bewaldeten Rücken hinauf, der diese Mauer mit dem Altkönig verbindet, läuft dann auf diesem Rücken fort, am nördlichen Abhänge des Altkönigs entlang, und wendet sich dann über den Kl. Feldberg nach der Heidenkirche. Die römische Construktion ist noch an vielen Stellen, besonders da, wo der gegenwärtige Weg rechts oder links neben der alten Strasse läuft, sichtbar. Nördlich vom Altkönig ist der nettere Weg von dem alten verlegt und gebessert worden, und hier erscheint auf dem Wege, der von Falkenstein nach dem Gr. Feldberge führt, 2 bis 300 Schritt südlich, wo der letztere von dem neuen Pflasterwege durchschnitten wird, der römische, aus Steinen bestehende, Strassendamm gegen 3 Fuss hoch und 18 bis 20 Fuss breit, zieht als solcher über den Falkensteiner Weg, und setzt sich durch den Wald in gerader Richtung bis zum Feldbergkastell fort.

Von da an, wo der Pfahlgraben in das Waldterrain am nördlichen Abhänge des Gr. Feldbergs tritt, ist seine Richtung in der Stumpfschen Karte richtig angegeben.

Bei Stockplacken finden sich die Ruinen eines Wachthauses, welches Herr Hannappel hat aufgraben lassen. Der innere Raum hält 8 Fuss Quadrat im Lichten und das Ganze mit der 2 Fuss dicken Mauer 12 Fuss im Quadrat. Um jedes solches Wachthaus befindet sich ein Graben, und die Mauereinfassung ist jeder Zeit ohne Eingang, so dass man nur von oben herab in das Innere gelangen konnte. Bei Aufgrabung des Thurms bei Stockplacken wurden zwei eiserne Wurfspiesse gefunden.

Zwischen Stockplacken und dem alten Jagdhause finden sich noch die Ruinen von zwei solchen Wachthäusern oder Wartthürmen.

Das alte, 50 Schritt hinter dem Grenzwall liegende, Jagdhaus ist ein kleines Kastell von vier Meterruthen (a 10') Seitenlänge und einem Reduit im Innern, das von Herrn Hannappel mit Unrecht für ein späteres Jagdhaus gehalten wird.

Auf dem Klingenkopf, wo gleichfalls die Ruinen eines Thurms liegen, besteht der Pfahlgraben aus aufeinander gesetzten Steinlagen. Der Heidenstock liegt nur 6 Schritt vom Pfahl.

Ueber den Rosskopf, so wie an seinem östlichen Abhänge, wo der Thurm steht, ist der Wall gleichfalls aus Steinen, und Herr Hannappel glaubt, dass hier ein Ringwall gewesen sei, was jedoch ein Irrthum zu sein scheint.

Die drei, auf der Stumpf'schen Karte weiter östlich angegebenen Wachthäuser liegen nach Herrn Hannappel sämmtlich hinter dem Pfahl und werden von ihm für Grabhügel gehalten.

Die Saalburg ist 250 Schritt vom Pfahl entfernt, und etwa eine gute viertel Stunde nordwestlich von ihr liegt, ausserhalb des Pfahlgrabens und gegen 600 Schritt östlich von dem Dorfe Obernhain, der Drususkopf, oder, wie er in der dortigen Gegend genannt wird, der Drusenkippel, die Ruine eines runden Thurms von 32 Schritt Durchmesser, der von einem 16 bis 20 Fuss tiefen, unten gegen 12 und oben mehrere 30 Fuss breiten Graben umgeben ist, der, wie es scheint, durch eine Quelle, die zwischen ihm und der Saalburg ist, unter Wasser gesetzt werden konnte. Vor dem Graben lag noch ein zum Theil erhaltener Wall. Die starke Ringmauer des Thurms, sah an mehrern Stellen aus der Erde hervor. Vor mehrern Jahren wurden auf diesem Thurme alte Baumstämme ausgerodet, wobei viele römische Ziegeln zum Vorschein kamen. Das Terrain, welches von der Saalburg gegen das Drusenkippel mit 4 bis 5 Grad abfällt, geht 150 Schritt vor demselben in eine Wiese über, in welcher ein, von Obernhain kommender, Bach fliesst.

Von einer 8 bis 10 Fuss breiten Steinstrasse, die von dem Drusenkippel nach der Saalburg fährte, wurden bei Anlegung der Chaussee von Homburg nach Usingen im Jahre 1817 die Steine ausgebrochen und zum Bau jener Chaussee verwendet. Diese Angabe kommt von einem Manne (dem Schneider Moosher von Obernhain), der dabei thätig war. Das Terrain, durch welches jene Strasse führte, heisst in alten Flur- und Forstbüchern und Karten "Drusen-Marsch" und ist in der Stumpfschen Karte mit diesem Namen verzeichnet. Woher wohl diese moderne Benennung?

Das Kloster Thron ist grossentheils aus Steinen von der Saalburg erbaut worden.

Oestlich von der Lochmühle ist ein Thurm, und weiter nordöstlich ein zweiter.

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