Der römische Grenzwall in Deutschland: Militärische u. technische Beschreibung desselben.

Von August von Cohausen, 1884 (auszugsweise)

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XXXIV. Alte Strassen in der Wetterau und auf der rechten Seite des Mains und des Rheins bis Rheinbrohl

Die Unterscheidungsmerkmale, an denen wir eine alte Strasse erkennen, sind schwer festzustellen, wenn uns nicht, wie bei römischen, wenigstens stellenweise die Konstruktion in einem Querprofil erhalten ist. Man kann sagen, dass eines derselben die Rücksichtslosigkeit sei, mit welcher sie die Ortschaften, ohne sie zu berühren, rechts und links liegen lassen, und welche uns zeigt, dass sie ferne Ziele, unbekümmert um die Interessen der zunächstwohnenden Bauern, verfolge; in der Ebene ist es die lange gerade Linie, im Gebirg der Zug auf den Höhenrücken, die Vermeidung der Stellen, die Brücken und sonstige Kunstbauten bedurft hätten, welche die alten Heer- und Handelsstrassen kennzeichnen. Von vornherein dürfen wir nicht alle alten Strassen für Römerstrassen ansehen, denn so gut wie schon, ehe die Römer ins Land kamen, Handel und Wandel bestand, Waren ein- und ausgeführt und zwischen dem Land und seinen Emporien ausgetauscht wurden, bestanden auch Strassen und Wege und ich glaube nicht, dass jemand im Ernst ausserhalb des Limes gelegene alte Strassen den Römern wird zuschreiben wollen.

Wohl mögen diese während eines Feldzuges nach Deutschland vorübergehend die Bewohner zur Instandhaltung, auf kurze Strecken selbst zur Neuanlage von Strassen angeleitet und gezwungen haben, auch Holzbrücken und Knüppeldämme nach Landesart zu bauen; ihre Agenten werden auch in Friedenszeiten, wie sie für ihre Handelsleute eintraten und deren Verkehr durch Verträge, Geschenke und Tribut sicherten, wohl auch auf die Instandhaltung der Handelsstrassen gewirkt haben; aber selbst angelegt haben die Römer im Ausland keine Strassen, und keine jenseits des Limes gelegene Strasse verdient den Namen Römerstrasse; wo sie dennoch so genannt werden, geschieht es in Folge importierter Gelehrtheit.

Die alten vorrömischen und ausserrömischen Strassen hatten sich durch die Landschaft hin gesucht, und die Strecken gewählt, wo sie für Fuhrwerk und Saumtiere brauchbar blieben auch ohne Kunstbauten, auch ohne Unterhaltung; sah man doch noch in unseren Tagen an manchem Fuhrwerk eine Hacke angebracht, mit welcher der Fuhrmann, zumal der Lücker (Lütticher Fuhrleute) kleine Wegbesserungen selbst vornehmen konnte! Die Strassen hatten die von Natur fest und trocken bleibenden Höhenrücken

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*) Vergl. auch Dr. Hammeran (Anthropol. Festschrift), Urgeschichte von Frankfurt, 1882, mit zahlreichen literarischen Citaten; ausser diesem verdanke ich vieles den brieflichen Mitteilungen und persönlichen Begehungen mit Herrn Dr. Lotz.

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gewählt, welche das ganze Jahr hindurch zu befahren, keiner Überschwemmung und keiner Schneeverwehung ausgesetzt waren und welche in der Regel auch ziemlich gerade Linien einhalten. Von dieser Richtung pflegen alte Strassen sich auch durch rechts und links in den Einsenkungen liegende Ortschaften nicht abbringen zu lassen. Diese aber pflegen längs der Hochstrasse ihre Grabhügel, wie in späterer Zeit ihre Heiligenbilder und Kapellen, aufzurichten, sie selbst als feste Banngrenze anzuerkennen und als Zufuhr zu den meist rechtwinklig anstossenden Ackern zu benutzen.

Nie wird man eine Feldgrenze über eine alte Strasse hinweg oder in gleicher Richtung rechts wie links verfolgen können. Nebenwege, welche in die alte Hauptstrasse einmünden (Taf. XXXI A) vermögen sie nicht zu einer Änderung ihres Striches, und wenn sie sie in mehr oder minder spitzen Winkeln überfahren, so benutzen die neuen den alten Weg auf eine Strecke, oft selbst dann, wenn der Winkel schon ein rechter ist.

Wo die Alte Strasse als Hohlweg eingeschnitten ist, kann man sehen, wie sie diese zum Öfteren verlassen und daneben - bald höher bald tiefer - einen anderen parallelen Hohlweg gebildet hat.

Das Gefälle der alten Strassen ist auf manchen kurzen Strecken oft ein sehr bedeutendes, sodass deshalb die nicht gern vereinzelt fahrenden Fuhrleute sich gegenseitig Vorspann leisten mussten.

Die alten Strassen sind breiter als gewöhnliche Feldwege, mindestens zweigleisig.

Sie führen oft eigene Namen, wie Hunnenstrasse, Rennweg, Elisabethenstrasse, Hoher Weg, Grüneweg u.s.w.

Von bautechnischen Details ist, wenn wir nicht wirklich römische Staatsstrassen mit ihrer Steinbettung und Eiesdecke oder solche mit Stcinplättung vor uns haben, wenig zu bemerken, gar oft mag man sich auf grösseren und kleineren Strecken der Knüppeldämme oder der Faschinen zur Ausbesserung bedient haben; doch kommen auch Felsabschrotungen auf ihnen vor.

So gut wie heute alle Wohnplätze durch Wege mit den allgemeinen Wegen verbunden sind, muss das auch schon zur Zeit und vor der Zeit der Römer stattgefunden haben; es ist selbstverständlich und keiner Aufzeichnung wert. Im südwestlichen Deutschland ist man auf einigen Karten in dies Extrem geraten, sie mit energischen roten Strichen einzuzeichnen.

Wir wollen in dem Vorstehenden die Merkmale angedeutet haben, durch welche mit mehr oder weniger Bestimmtheit eine alte Strasse zu erkennen sein wird. Uns scheint, dass man manche derselben auch ohne diese Mittel nur mittels einer regen Phantasie und einer Landkarte bestimmt und veröffentlicht hat.

Wir überlassen die bayerischen Römerstrassen der dortigen Lokalforschung, die württembergischen sind durch den älteren Paulus erschöpfend

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bearbeitet und die linksmainischen werden, wie wir hoffen, zugleich mit den darangelegenen Castellen durch den Herrn Kreisrichter Conrady beschrieben werden.

Wir beschränken uns auf diejenigen alten Strassen, welche zwischen Main und Rhein auf den Pfahlgraben bezogen werden können, und nehmen als Ausgangspunkt Mainz oder seinen Brückenkopf Castell an.

Durch die schönen Arbeiten des Herrn Dompräbendaten Fr. Schneider und des Herrn Professors J. Grimm kann der einstige Bestand einer durch die Römer bei Mainz erbauten festen Rheinbrücke als nachgewiesen angesehen werden und wir wissen, dass die seit jeher bekannten Pfeilerfundamente ihr angehört haben. Herr Professor Grimm hat dann durch weitere Untersuchungen auch das Castell aufgefunden, welches ihr auf der rechten Rheinseite als Brückenkopf gedient hat. Es liegt mit seinen Langseiten parallel dem Rhein und mit seiner Westfront 225 m vom jetzigen Uferrand entfernt. Es bildet ein Rechteck mit gerundeten Ecken von 72,50 m Breite und wahrscheinlich 95 m Länge, dessen etwa 2 m starke Mauer den Erdwall gegen den Graben stützte.

Die Brückenachse geht, wenn die angenommene Länge richtig ist, mitten durch die Langseite und teilt die nördliche Hälfte fast ausschliesslich dem Friedhof mit der Kirche und dem Schulhaus zu.

Der Brückenkopf der Kölner Brücke, das Castell von Deutz ist fast dreimal so gross (140 k 140 m) und mit weit grösserem Aufwand, mit 18 Türmen befestigt, es weist dies auf seine späte Erbauungszeit hin, während das von Castell nur dem schlichtesten Pfahlgraben-Castell an Grösse und Stärke, am nächsten dem am Feldberg, gleicht.

Es würde gegen alle militärischen, auch von den Römern beobachtete Regeln verstossen, wenn der Strassenverkehr durch das Castell ginge, und die Besatzung des Walles auch im Rücken beunruhigte; in der That fand man auch die Reste einer Römerstrasse auf der Contrescarpe des westlichen Castellgrabens als Beweis, dass die Strasse von der Brücke aus das Castell links und ohne Zweifel auch rechts umgangen hat, um jenseits desselben wieder in die Richtung der Brückenachse zurückzukehren und nun als Stein- oder Elisabethenstrasse die Mainebene zu durchziehen. Wie von der Kehle des Castells aus andere Strassen nordwärts zogen, haben wir später zu sagen.

1. Die Elisabethen-, Stein- oder Steinerne Strasse führt letztere Benennungen von ihrer Bauart, die ersterc deshalb, weil ihr entlang die Pilger zum Grab der heiligen Elisabeth nach Marburg wallfahrteten, ehe es die Reformation zerstört hatte.

Da die Strasse fast überall noch im Gebrauch ist, so ist sie auf der Generalstabskarte eingezeichnet; sie geht durch Diedenbergen, dessen recht-

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winklige Umfassung und Strassenkreuzungen es wahrscheinlich machen, dass es einer römischen Anlage seine Entstehung verdankt.

2. Von Diedenbergen geht die Heidenchaussee an dem verschwundenen Hof Käsern' vorüber über Langenhain, Bremthal, Niedernhausen, Niederseelbach, durchschneidet die beiden voreinanderliegenden Pfahlgraben, zuletzt vom Turm (XXI, 15) im Kleinen Gerloh überwacht, erreicht Idstein und geht weiter als Hohe Strasse zwischen der Wörs und der Ems (dem Goldenen Grund) an die Lahn.

Die Elisabethenstrasse nimmt von Diedenbergen, indem sie Marxheim links lässt, in sehr flacher Kurve die Bichtung auf die ehemalige Papiermühle an der Schwarzbach, wendet sich aber, wenn sie den steilen Thalrand erreicht hat, links. In dem dadurch gebildeten Winkel, dem Felddistrikt Haneck, lag das sogenannte Hofheimer Castell (XXI a). Während hier der Pilgerpfad die gerade Richtung den steilen Abhang hinab fortsetzt und die Schwarzbach bei der Papiermühle überschreitet, zieht sich die Romerstrasse links den Abhang hinab und erreicht die Bach an einer Stelle, wo ohne Zweifel eine Brücke stand, und von wo aus die Strasse jenseits wieder ohne ein Dorf zu berühren eine gerade Strecke von 15000 m bis Heddernheim verfolgt.

3. In der Nähe von Höchst wird sie gekreuzt durch eine Strasse, welche von diesem Städtcheii kommend über Soden und Neuenhain auf der Alten Poststrasse, welche rechts der jetzigen am Forstgarten vorüber Königstein erreicht und von hier aus zwischen dem Glaskopf und dem kleinen Feldberg hindurch zum Pfahlgraben zieht.

Am Roten Kreuz, am Pfahlgrabenturm (XX, 3) durchfährt letztere den Pfahlgraben unter der Benennung Hühnerstrasse, und zieht auf der Höhe nordwärts, nimmt bei Biedelbach den Namen Bonnstrasse an und erreicht bei Walwershaus unter Weilburg die Lahn. Sie wird auf der letzten Strecke auch wohl Hessenstrasse genannt, ist aber zu unterscheiden von der Hessen- oder Weinstrasse, welche von Lorch oder von St. Goar kommend das Castell Holzhausen berührt, bei Oberbrechen die Ems überschreitet, diese Wein- oder Hessenstrasse bei Haintchen schneidet und nach Friedberg oder Butzbach strebt.

4. Von Höchst geht eine Strasse parallel der Elisabethenstrasse ostwärts, überschreitet bei Nied die Nidda und geht auf der nur wenig erhabenen Wasserscheide zwischen diesem Flüsschen und dem Main, in der Richtung auf Bockenheim. Sie lässt am Ausgang des Niederwaldes eine römische Absiedlung, das Heidenschloss links, und am Römerhof römische Gräber rechts und erreicht nach Überschreitung der Biegbrücke das westliche Ende von Bockenheim. Von hier zieht sie als Diebsweg nach Bergen. Ihre natürlich gestreckte Fortsetzung würde jedoch nicht hierher, sondern

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rechts bergab nach Seckbach und zu dem versumpften Mainarm "In den Teichen" führen. Allein schon auf der Höhe zwischen der Festeburg und dem Hessler zweigt sie, noch in den Feldfurchen erkennbar, ehe sie den Heiligen Stock erreicht, links ab und erreicht als Diebsweg Bergen.

Den Abschnitt, welchen der Urselbach zwischen dem Gebirg und der Nidda bildet, haben wir bei der Beschreibung der Lage der Saalburg und der Römerstadt bei Heddernheim in seiner militärischen Wichtigkeit hervorgehoben. Mit der Beschreibung der Bömerstrassen von Mainz bis hierhergelangt, glauben wir die Weiterentwicklung des Strassennetzes am besten von hier aus geschehen zu lassen.

Wenn westlich der Niederung des Urselbaches zwischen Oberursel und Heddernheim ein Armeekorps aufgestellt ist, so steht es mit seinem Hauptdepot Mainz durch die beschriebene Elisabethenstrasse, mit den Pfahlgraben-Castellen, die seine linke Flanke decken, ausser den unter 2 u. 3 genannten auch noch

5. durch den Pflasterweg in Verbindung. Derselbe beginnt an der porta decumana des Feldbergcastells oder eigentlich schon am Roten Kreuz, zuerst unter der Benennung Schanzenweg, dann, wenn er den Pass zwischen den beiden Feldbergen erstiegen hat, als Pflasterweg bekannt, zieht er in die Einsenkung am Fuchstanz zwischen dem Feldberg und dem Altkönig [der Fuchstanz liegt nicht da, wo er in der Gradabteilungskarte bei A 2107 geschrieben steht, sondern 1000m weiter westlich, wo fünf Wege sich kreuzen und 44m weiter westlich die vom Taunusclub erbaute Blockhütte steht], folgt bald rechts bald links einem jetzt Pflasterweg genannten Waldweg, kenntlich an seiner dammartigen steinigen Erhöhung oder aus der Vertiefung, die durch den Ausbruch der Steine entstanden ist, lässt die Weisse Mauer (keine künstliche Anlage, sondern nur eine zusammengestürzte Klippe) etwa 300m nördlich, lässt auch die Ringwälle der Alten Höfe links und geht zwischen Oberhöchstadt und Oberursel, ziemlich die Mitte des Rückens haltend, auf einen Punkt 200m östlich des Stationsgebäudes von Weisskirchen zu und bleibt dadurch gerichtet auf das westliche Thor der Römerstadt Heddernheim, um sich vor demselben mit der Elisabethenstrasse zu vereinigen.

Vor der Front Oberursel-Heddernheim führen drei Flussübergänge zu fünf Objekten.

6. Von dem rechten Prinzipalthor der Römerstadt Heddernheim führt ein Weg zwischen römischen Hausfundamenten zu der gehörigen Orts beschriebenen Brücke über die Nidda; er wendet sich auf dem linken Ufer ostwärts einem hohen Heckenrand entlang, durchschneidet die Landstrasse nach Eschersheim bei der zweiten Linde südlich des Ortes schräg, streift den ausgerotteten Heckenwald, in dem sich ausgedehnte römische Baureste

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auch über die Hondswiese und Hundsweide erstrecken, streift Eckenheim auf seiner Nord-, Preungesheim auf seiner Südseite als Grüner Weg und erreicht unter der Benennung Eselsweg den Heiligenstock, wo er sich mit dem Weg 4 (Nied-Bockenheim) vereinigt. Vereint ziehen beide unter dem Namen Diebsweg und Hohe Strasse auf der Wasserscheide zwischen der Nidder und der zur Kinzig fliessenden Krebsbach, nordostwärts am Schäferkuppel, und am Wartbaum vorüber, ohne ein Dorf zu berühren nach dem Castell von Marköbel. Sie wird auf diesem Zug als Zeichen ihrer fortdauernden Wichtigkeit durch vier mittelalterliche Landwehren unterbrochen:

a) Zwischen Bergen und dem Vilbeler Wald unter dem Namen Bergener Landwehr. Obschon Bergen einen mittelalterlichen Mauerumzug und eine gegen die Überhöhische Raubritterschaft gestellte Warte, die Bergener Warte besitzt, so ist die Bergener Landwehr doch nicht etwa auch dem Dorf dienstbar, sie umzieht es nicht, sondern sperrt von dem Westende dieses Festpunktes ausgehend quer über den Rücken den Diebsweg und seine Hohe Strasse genannte Fortsetzung. Die Landwehr folgt dabei einem die Waldschlucht heraufziehenden Römerweg, welcher nach Art des Pflasterwegs Nr. 6 gebaut, die genannten Orte verband. Vor seiner Ostseite "Auf dem Keller" liegt ein römisches Gehöft, d. h. ein quadratischer Mauerumzug von 100 m Seitenlänge, in welchem im Februar 1884 die Herrn Pfarrer von Stark und Dr. Lotz die Ökonomiegebäude mit Hypokausten, einem Ziehbrunnen und zahlreiche Dachziegel mit dem Stempel der XXH. Legion aufgefunden haben, wie solche auch in anderen Villen ohne jeden militärischen Charakter vorkommen.

b) Im Wald Grosse Lohe (Grosse Kohlbrand) in Richtung Bischofsheim-Gronau.

c) Östlich dem Wartbaum in der Richtung Rossdorf- Windecken und

d) Durch die Landwehr von Oberisigheim in ihrer Richtung auf Kloster Engelthal, die wir bereits VIH, 5 u. 6 erwähnt haben.

Diese Hohe Strasse bildet also die Verbindung zwischen Mainz und dem Pfahlgrabencastell Marköbel.

7. Am Schäferküppel scheint eine Abzweigung über Mittelbuchen und Langendiebach geführt zu haben, um mit Umgehung der Kinzigsümpfe, in deren Mitte Hanau liegt, das Castell von Rückingen zu erreichen.

8. Nur Sumpfpfade verbinden die Castelle von Rückingen, am Neuen Wirtshaus und Gross-Krotzenburg.

9. Gross-Krotzenburg wird von Bergen, bezw. also von Mainz nur durch zweimalige Mainübergänge erreicht und zwar über Bischofsheim, Hochstadt, Philippsruhe, die dortige Furt über den Main, Steinheim, Klein-Auheim^ Hainstadt, Klein-Krotzenburg, Castell Hainstadt, eine Fähre über den Main nach Gross-Krotzenburg. Vom Castell Hainstadt aus werden durch

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eine Strasse auf dem linken Mainufer die dortigen Castelle bis Miltenberg oder, schon von Wörth aus, die Mümlinglinie erreicht.

1. Die Elisabethenstrasse erreicht das westliche Thor der Römerstadt Heddernheim und biegt vor demselben links ab, sodass eine Truppe weiter nach Osten marschieren kann, ohne in jene Stadt einzudringen. So Heddernheim rechts lassend, vereinigt sie sich mit der von Heddernheim nach der Saalburg führenden Römerstrasse, um mit ihr die verschwundene Brücke über die Ursel zu benutzen.

Der Weg, welcher an der Kalten Mühle vorüber bei der Sandelmühle die Ursel überschreitet, ist nicht die Römerstrasse, sondern mag aus einem näheren Pilgerpfad entstanden und deshalb als Elisabethenstrasse angesehen worden sein. Er setzt sich als ein in trockenen Jahreszeiten gangbarer Pfad über das Wiesen- und Sumpfgelände bis nach Bonames fort. Wäre er an die Stelle einer Römerstrasse getreten, so müssten von dieser eine Dammanschüttung geblieben sein, von der nirgends eine Spur. Die Römerstrasse umgeht das Überschwemmungsgebiet in einem dem höheren Gelände entsprechenden Bogen bis Bonames.

Jenseits der Urselbrücke trennt sich nämlich die Römer-Elisabethenstrasse (1) von der Saalburgstrasse (13) und geht nahe dem Fuss der Höhe über zwei Wasserläufe, von denen der zweite von dem 600m entfernten St. Bonifacius-Brunnen herabkommt und als gepflasterte Strasse nach Bonames und als Steinstrasse ganz geradlinig, Niedererlenbach rechts lassend, durch die Flur An der Säule, lässt Kloppenheim, Okarben, die Reste eines Heidenschlosses, Nieder- und Oberwöllstadt rechts und fällt im Galgenfeld in die Heerstrasse (10), als welche sie nach Friedberg und weiter nach Butzbach zieht.

10. Von derselben Brücke unterhalb Niederursel, oder wenig von derselben entfernt, zweigt sich von der Heddernheim-Saalburg-Römerstrasse eine Strasse ab, welche in ihrer Fortsetzung die Heerstrasse heisst. Sie ist auf den älteren Karten streckenweis, auf den neueren ganz verschwunden. Sie geht von dem genannten Punkt (1000m nördlich der Urselbrücke) nach Kahlbach und dann geradlinig über Ober-Erlenbach nach Petterweil weiter, Rodheim und Niederrosbach links, Nieder- und Ober-Wöllstadt rechts lassend gerade auf Friedberg zu, dessen breite Burgstrasse in ihrer Verlängerung liegt, und dann weiter nach Butzbach.

Sie war eine alte Geleitsstrasse und führte den Namen Heerstrasse und Mittelstrasse; als Römerstrasse ist sie allerdings durch keine konstruktiven Reste beglaubigt, wohl aber durch ihre Lage und Notwendigkeit.

11. Auch bei Oberursel muss eine Brücke über die Ursel bestanden haben, von welcher zwei Strassen über Gonzenheim und über Homburg sich weiter fortsetzen. Die erstere geht von Oberursel über Gonzenheim nach

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Holzhausen, das sie links lässt, und unter dem Namen Weinstrasse an der (mittelalterlichen) Altenburg vorüber, am Beinhardhof vorbei nach Oberrosbach, vielleicht zu den Salzwerken von Nauheim.

12. Die zweite geht von Oberursel nach Homburg an alten Grabhügeln vorbei durch die Hardt, gleichfalls am Beinhardhof, Oberrossbach und dem Strassheimer Hof vorüber; von hier an heisst die Strasse die Alte Butzbacher Strasse, geht, die viereckige Schanze Haselheck und Obermörlen rechts lassend, über Ostheim nach Butzbach. In sie mündet von Friedberg kommend an der Haselheck ein tiefer zum Teil versteinter Hohlweg.

Diese vier Strassen mit ihren Fortsetzungen: Die Elisabethen- oder Steinstrasse (1), die Heerstrasse (10), die Weinstrasse (U) und die Alte Butzbacher Strasse (12) drängen alle zwischen dem Fuss des Gebirgs und der Nidda resp. der Wetter auf Butzbach hin, welches an der engsten Stelle zwischen Gebirg und Fluss hinter der Öffnung des Pfahlgrabens liegt, durch welche die Weserstrasse aus Norddeutschland kommt oder wie es im Leben des heiligen Sturmius (736) heisst: via quae a Turingorum regione mercandi causa ad Magontiam pergentes ducit. Verteidigt ist dieser Eingang durch das Castell Hunneburg bei Butzbach.

Hinter ihm liegt im zweiten Treffen Friedberg, welches, wenn auch durch keine erhaltenen Castellmauern, doch durch die grosse Menge und den verschiedensten Truppenkörpern angehörige Ziegelstempel als bedeutendes Castell beglaubigt wird C VII, p. 93).

In diese 4 Parallelstrassen laufen nun von den Pfahlgrabencastellen Wege herab, welche eine oder mehrere derselben kreuzen, und es gehen von diesen Strassen aus andere durch die Wetterau, welche die an deren Nord- und Ostrand gelegenen Pfahlgrabencastelle allimentieren.

13. Die von der Saalburg nach Heddernheim hinabführende Römerstrasse haben wir schon wiederholt erwähnt. Sie geht von der porta decumana der Saalburg geradlinig auf das linke Prinzipalthor der Römerstadt Heddernheim. Sie bildet zugleich die Längenachse des Saalburg-Castells, mit anderen Worten die Lage des Castells richtet sich nach der Römerstrasse, es ist also erbaut worden nachdem die Strasse schon bestand, oder mindestens schon geplant und abgesteckt war, denn es wird niemand glauben, dass man das Castell angelegt, und dann in seiner Längenachse, mochte ihre Verlängerung fallen wohin sie wollte, eine Strasse angelegt habe.

Hinter dem Castell vereinigen sich mit ihr zwei aus dem Ausland nördlich von Usingen, westlich von Obernhain kommende Wege.

Sie heisst jetzt zwischen der Saalburg und Dornholzhausen der Hammelhans. Sie lasst dies Dorf knapp links, das Alleenhaus knapp rechts liegen, überschreitet an der Knobelsmühle den Dornbach und am dritten Bahnwärterhaus von Homburg die Eisenbahn, geht zwischen Bommersheim und Kahl-

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bach durch. Hier am Rosengarten geht von ihr nordostwärts eine andere alte wohlgebaute Strasse aus, an der Schlinkenmühle zwischen den ebengenannten Dörfern durch — ohne dass wir ihr jedoch eine militärische Bedeutung zumessen könnten.

13. Als ein Hohlweg steigt die Saalburg-Römerstrasse zur Ursel hinab und benutzt die auch von der Steinstrasse benutzte Brücke, ehe sie auf dem rechten Ufer in einer zweiten Hohl den Hohlweg, Zeilweg genannt, kreuzt, der einst Niederursel und das Dorf Heddernheim verband. Sie erreicht die Römerstadt durch das linke Prinzipalthor.

Von der Saalburg-Heddernheimer Strasse gehen schon nahe dem erstgenannten Castelle zwei alte Wege aus, der eine rechts ohne grosse Bedeutung aufwärts zum Pfahlgraben zwischen dem Castell und dem Weissenstein, ein anderer, der Lindenweg genannte, fuhrt in südlicher Richtung. Er wurde von einem der letzten Landgrafen mit Linden bepflanzt in Erinnerung an seinen alten Namen. Er führt ziemlich geradlinig auf einen Punkt nordwestlich von Oberstedten und ist bei dem Walddistrikt "Heidengräber"(Hügelgräber mit Bronzefunden) noch nachzuweisen. Er mag weiter in Verbindung gestanden haben mit der Elisabethenstrasse und so schon von Höchst her in kürzester Zeit und mit sehr sanftem Ansteigen den Gebirgssattel erreichbar gemacht haben; denn es zeigen sich in seiner Verlängerung in der bürgerlichen Niederlassung südwestlich vor dem Dekumanthor der Saalburg Spuren einer Strasse, welche das genannte Thor oder vielmehr die Stelle, wo es bei der Castellanlage erbaut wurde, durchschneiden. Bei der Anlage aber wurde der Weg (der Lindenweg) verlegt, umging die Südostecke des Castells und zeigt sich als Damm mit 8 m breiter Stückung oder Pflasterung und 1,25 m breiten Randpfaden im Walde vor der Ostseite und erreicht den Pfahlgraben an einem Punkt, welcher 225 m westlich dem Punkt liegt, wo heute die Usinger Strasse den Pfahlgraben durchschneidet. Wir haben also wohl im Lindenweg eine alte, ja die älteste Strasse nach Usingen vor uns, welche, abgesehen von der Verlegung am Castell, eine vorrömische war. Da wo der Pfahlgraben von ihr durchschnitten wird, ist sie nur 4 m breit und gepflastert, hat links die Fundamente eines Holzbaues oder Pfahlgrabenturmes, rechts einen Mauerrest, der mit Trümmern eines Inschriftsteines umgeben ist.

14. Die dritte in der Kehle der Saalburg abwärts führende Strasse ist der Rothlauf genannt, verlässt die Römerstrasse 700m unterhalb des Castells in südöstlicher Richtung, indem er teils genau, teils ungenau der uralten Grenze zwischen der Säulberger- und der Hohen Mark folgt, auf die Hunneburg (nördlich von Säulberg) zuläuft, hier eine 1873 untersuchte römische Niederlassung berührt und östlich von Säulberg an alten Frankengräbern vorbei in die Weinstrasse (11) zwischen Gonzenheim imd Holzhausen fällt.

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15. Von der Capersburg geht ein Weg, der Hunnenpfad, nach Köppern und als Grenze zwischen den Gemeindewäldern von Rodheim und Niederrosbach ein zweiter

15 a. nach dem Beinhardhof, der an der Weinstrasse (11) liegt.

15 b. Ein dritter, zum Teil tiefer Hohlweg verbindet unter dem Namen Grüner Weg die Capersburg mit Friedberg, indem er am Strassheimer Hof die Alte Butzbacher Strasse (18) südlich von Ockstadt die Weinstrasse (11) kreuzt.

16. Vom Castell Kaisergrub geht ein alter Weg am Forsthaus Winterstein und an der Schanze Haselheck vorbei nach Niedermörlen, von wo er alsbald auf der Platte die Heerstrasse (10) nach Butzbach erreicht.

Es fällt auf, dass die Wege von den Pfahlgrabencastellen alle so gegen die Weserstrasse gerichtet sind, als sollte die Pfahlgrabenbesatzung nach vorwärts gebracht werden, oder aber als wolle man einem auf der Weserstrasse vordringenden Angreifer rückwärts nach den Castellen ausweichen, nicht so, als wolle man die Castellbesatzung um sie zurückzuziehen, auf die Weserstrasse bringen.

17. Von Butzbach führt unter dem Schutz der Pfahlgrabenstrecke XV Hainhaus-Butzbach dem rechten Wetterufer entlang eine Strasse in Richtung der Dörfer Griedel, Gambach, Oberhörgern (Eberstadt links lassend) zum Castell Arnsburg. Sie ist grossenteils noch ausgesteint und führt wenigstens in der Nähe von Arnsburg noch den Namen Heerstrasse.

Über Eberstadt und Grüningen mag eine Abzweigung nach dem Castell Hainhaus geführt haben, welches jedoch auch auf geradem Weg von Griedel, Holzheim und Grüningen zu erreichen war.

Alle diese Strassen 1 und 10 bis 16 überschreiten weder die Wetter, noch ihre Verlängerung, die Nidda; von Friedberg aber führen zwei alte Strassen zu Brücken, auf welchen sie die Wetter überschreitet. Wie alle wetterauischen Flüsse bietet auch dieser wegen seiner breiten sumpfigen Ufer nur wenig Übergänge.

18. Die erste dieser Strassen benutzt dazu die Stelle bei Schwalheim, wo die Ufer sich nähern und steil sind. Sie zeigte noch bis in die neuere Zeit die Spuren des alten Steindammes, und war bis 1813 noch da, wo sie aufs linke Ufer überging, von einer Friedberger Warte überwacht. 2500m nordöstlich der Brücke teilt sie sich in zwei geradlinige "Hohe Strassen".

Die eine geht als Hohe oder Römerstrasse in nördlicher Richtung, rechts und die römischen Villenruinen bei Bergheim und am Steinernen Haus links lassend, durch Trais-Münzenberg auf das Castell Alteburg bei Arnsburg zu, indem sie hier mit der Strasse (17) zusammentrifft; wahrscheinlich, dass sie von Münzenberg auch über Eberstadt und Grüningen einen Zweig nach dem Castell Hainhaus entsandte.

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Seite 296: 19. Eine andere gemeinsame, mit dieser an der Schwalheimer Brücke ihren Ursprung nehmende Strasse zweigt sich an jenem 2500 ^ von ihr ent- fernten Punkt nordostwärts gleichfalls unter dem Namen Hohe Strasse ganz gerade nach Echzell ab, und wird hier ohne Zweifel auf einer teils Pfahl- teils Enüppelbrücke das Sumpfthal der Horloff überschritten, und unter dem Namen „das Preulpflaster^ den Pfahlgraben erreicht haben. Ob an der Stelle, wo dies geschah, an der Haselheck, ein Castell stand oder ob ein solches, wie ich glaube, an einer 3500 ^ südlich gelegenen Übergangs- stelle lag, wird noch durch Nachgrabungen festzustellen sein. In Echzell und namentlich an dem nördlich davon gelegenen grünen Hügel fehlt es nicht an römischen Antikaglien. 20. Eine dritte, ebenso geradlinige, yon NW. nach SO. ziehende Römerstrasse verbindet die beiden vorhergenannten zu einem fast gleich- seitigen Dreieck von resp. 12000, 10000 und 12000^ Seitenlängen. Sie wird vorzugsweise die Echzeller Bömerstrasse genannt und ist ihr Stein- damm an Stellen 6^ tief unter dem jetzigen Boden gefunden worden. Der Pflug hat, wo er wendet, den Boden allmählich so hoch über den Wegrand und nach und nach auch auf den Weg selbst aufgehäuft. SL Yon der Schwalheimer Brücke geht noch eine alte Strasse, welche Beyenheim und Weckesheim links und Reicheisheim rechts liegen lässt, und überschreitet an der Reichelsheimer Mühle die Horloff und deren zwischen dieser und der Bingenheimer Mühle besonders schmales Thal. Auf ihrem linken Ufer kommen der Strasse die Yogelsberger Basalte entgegen und auf deren sanfter Höhe, dem Lochberg, ist es, wo wir und die Gefälligkeit des Herrn von Harnier ein Pfahlgrabencastell suchen, bis jetzt aber noch nicht bestimmt festzustellen vermocht haben. 82. An diesem Castell vorüber, vor und hinter dem Pfahlgraben, zieht eine alte Strasse in nordsüdlicher Richtung, Herrnweg und Polweg genannt. Sie beginnt, so weit sie kenntlich oder benannt ist, an der Niddabrücke bei Stsutden, geht an dem von uns vermuteten Castell und an Bingenheim vor- über und lässt sich an Bisses und vor dem Castell »Auf der Burg'' bei Unterwiddersheim vorüber nach Steinheim und weiter verfolgen, sodass es uns, wie wir bei den betreffenden Abschnitten XL u. XII. dargelegt haben, wahrscheinlich ist, dass dieser Weg das vom Inland aus wegen der Horloff- sümpfe nicht direkt zugängliche Castell y^hxd der Burg^ allimentiert und das Castell Auf der Mauer bei Inheide auch erreicht haben wird. 28. Dies Castell bei Inheide scheint jedoch noch auf anderem Weg, direkt von der vielgenannten Schwalheimer Brücke aus über Melbach, Sodeln, Wolfersheim, Berstadt, ütphe zugänglich gewesen zu sein, wobei denn auch die alten Salzwerke von Trais-Horloff zugleich aufgeschlossen waren. 84. So nahe dem nördlichsten Zipfel der vom Pfahlgraben umschlossenen Wetterau gedenken wir noch einer Heerstrasse, welche diesen Namen einer UND AUF DEB BECHTEN SsiTE DES MAINS UND DES RHEINS. 297 Thalmulde gegeben hat, die den Pfahlgraben zwischen Bettenhausen und Birklar, östlich yom Eratzert durchschneidet. Wir haben ihrer bereits im Abschnitt XIII, 9, Erwähnung gethan, sie soll sich weiter ins Ausland nach Langsdorf und Grünberg fortsetzen. Ins Inland lässt sie sich leicht über Beilersheim (davon 2000^ westlich die römischen Villareste Alte Burg) Oberbornhofen, Wohnbach, Wolfersheim, Södel, Melbach bis zur Schwal- heimer Brücke verfolgen. 25. Melbach ist schon mehrmals genannt worden. Südlich am Dorf liegt ein künstlich aufgeschütteter, 12 m hoher und 100^ im Durchmesser grosser Hügel, der Hag, Haak oder Hauk genannt. Sein Gipfel bildet ein nach Westen offenes Hufeisen, auf dessen höherem Ostrand eine zerfallene, St. Odilien geweihte Kapelle steht. Vielleicht ein schon in ältester Zeit spoliierter Grabhügel, vielleicht später ein Zufluchtsort, wofür seine Hecken- bewachsung und sein Name Hag spricht — vielleicht eine alte Malstätte, wofür nicht nur der Name des Orts Mel- oder Malbach, sondern auch der Name der sich nach Süden ziehenden „Malstätter Strasse*' spricht. Die- selbe fuhrt an Bayenheim und an einem Zechenhaus vorbei, dessen Stelle früher Malstatt geheissen haben soll. An diesem vorüber nimmt sie den Namen Hohe Strasse an und teilt sich 1500^ nördlich von Assenheim, um hier über die Nidda oder etwas weiter westlich* bei Bruchenbrücken über die Wetter zu gehen. Sie fahrt hier den Namen Münzenberger Strasse. 86. 3000^ südlich von Assenheim liegt Ilbenstadt an der Nidda und war ohne Zweifel mit jenem Ort verbunden. Von Ilbenstadt führt eine nur strecken weis erhaltene alte Strasse, wie andere, Weinstrasse genannt, an das südliche Thor von Friedberg, es muss daher wohl bei Ilbenstadt auch eine Brücke über die Nidda bestanden haben, über welche dann auch die Verbindung gehen konnte, welche von der Elisabethen- oder Steinstrasse bei Niederwöllstadt abzweigend, die Nidda bei Ilbenstadt überschritt und über Bonstadt und Engelthal das Castell Altenstadt erreichte. 87. Eine andere Verbindung scheint von der Hauptader der Elisabethen- strasse bei Eloppenheim abgegangen zu sein, am Stumpfen Turm die Nidda überschritten und dann an den römischen Bauresten „An der Haide'' vor- bei nach Heldenberg, an Eichen vorüber, Altenstadt erreicht zu haben. Nachdem wir die von Mainz mainaufwärts und durch die Wetterau nach Hessen und Thüringen führenden Römerstrassen und die von ihr zu den Ffahlgrabencastellen führenden Strassen beschrieben, gestalten sich die vom Castell Mainz auf dem rechten Ufer rheinabwärts gerichteten Strassen weit einfacher. Die Hauptverbindnngen der Römer von Mainz rheinabwärts zogen auf dessen linker, als der gesichertesten Seite hinab. 298 XXXIV. Alte Strassen in der Wetteraü Die eine auf der Höhe des Hundsrückens, die andere längs des Ufers dem Bergfuss abgewonnen, aber bei Hochwasser wahrscheinlich auf lange Strecken ungangbar; beiden gemeinsam war die Strecke von Mainz bis Bingen. Die Direktion der ersteren auf dem Hundsrücken, zum Teil Kiesel- bacher-, zum anderen Teil Klingel-Strasse genannt, lässt sich bestimmen durch die Orte Bingen, Stromberg, RheinböUen, [mit einer Abzweigung nach Petersacker bei Heimbach gegenüber Lorch] Liebshausen, Eieselbach, Laudert, [mit einer Abzweigung nach Wesel], dann Pfalzfeld und Dort links lassend [mit einer Abzweigung nach Boppard], weiter Udenhausen und Wald- esch links lassend hinab nach Koblenz. Längs der am Ufer hinziehenden Strasse sind nach Bingen nur zu nennen nötig; Heimbach als Überfahrstelle, Yosavia als Sitz des Praefectus balistariorum, Baudobriga als eine von den Römern im Rechteck von 308 k 154 m befestigte, und Confluentes als eine kleinere im Rechteck von 261 ä 128 m befestigte Stadt nebst Brücke über die Mosel, dann Antenacum und am Fuss der Burg Rheineck der Übergang über den Yinxtbach als Grenze zwischen der Qermania prima und secunda, mit welcher auch wir abschliessen. Von diesen Flussübergängen hatte Mainz eine feste Brücke, die folgenden Orte aber wegen der gegenüber beginnenden, zum Pfahlgraben fuhrenden Wege ohne Zweifel Fähren: Bingen — Rüdesheim, Heimbach — Lorch, (Wesel nicht), Boppard — Pilsen, Koblenz — Ehreubreitstein, Weissenthurm — Neuwied, an der zweiten cäsarischen Brückenstelle, und vielleicht noch Nippes — Rheinbrohl. Auch der Leinpfad bestand bis zu Anfang dieses Jahrhunderts Hur auf dem linken Ufer. Auf dem schmalen rechten Ufersaum war zu einer Strasse keine Veranlassung und eine solche auch nur da vorhanden, wo sich das Ufer wie im Rheingau und im Neuwieder Becken verbreiterte. Hand in Hand damit gehen die Römerspuren, welche im Rheingau spärlich nur bei Rüdesheim und Lorch, in Niederberg bei Ehreubreitstein, bei Engers und Neuwied und als letzte auf der ganzen rechten Rheinseite in Rheinbrohl konstatiert sind. Dagegen haben sich die Franken überall da angesiedelt, wo irgend ein für den Feldbau genügender Ufersaum vorhanden war: im Rheingau, wie überhaupt, wo früher die Römer sassen, dann bei Born}y)fen, Osterspai, Braubach, Ober- und Nieder -Lahnstein, Horchheim, Engers, Mühlhofen, Heddesdorf, Irlich, Fahr, Leutesdorf und Hönningen. Sie vermieden die waldigen Höhen; während die vorrömische Bevölkerung hier zahlreiche Hügelgräber hinterlassen, kommen Frankengräber nur ausnahmsweise (Ems, Nassau, Kirberg, Dauborn) vor. UND AUF DBB BECHTSN SbITE DES MaINS UND DES RHEINS. 299 88. Die von Castell nordwärts ziehende Strasse teilt sich in zwei Arme, deren östlicher über Erbenheim, Hessloch rechts, den Eellerskopf links lassend, in die Trompeterstrasse einmündet. 89. Der westliche, Diebsweg genannt, erreicht an der Kurve das Salz- bachthal und geht als Mühlenweg an Gräbern vorbei nach Wiesbaden, in welches er auf der Südostecke der Altenstadt (am Stümper) eintritt. 80« An der Kurve zweigt sich auch die Militärstrasse ab, ersteigt die Adolphshöhe und geht ziemlich geradlinig auf die porta decumana des Castells Wiesbaden zu. Ohne gezwungen zu sein dasselbe zu betreten, kann sie es rechts liegen lassen und ziemlich der heutigen Landstrasse folgend die Platte erreichen. Hier teilt sie sich und geht links unter dem Namen des Alten Sonnen- berger Weges an dem römischen Erdcastell Heidenkringen vorüber nach Wehen und von da zum Pfahlgrabencastell Zugmantel, wie wir dies im Ab- schnitt XX TT. besprochen haben. Im Abschnitt XXTT. haben wir, was über andere alte oder wenigstens benannte Wege, die mit dem Pfahlgraben in Beziehung stehen, über den Bäckerweg, den Ritterweg, den Hohen oder Idsteiner Weg und die Eisen- strasse und schon vorher im Abschnitt XXI. über den Fürstenweg zu sagen ist, an den betreffenden Stellen gesagt, und sind damit bis zur Aar, die sich aus der Gegend von Schwalbach herab bei Diez in die Lahn ergiesst, gelangt. 31. Der von der Platte rechts, ostwärts führende Weg heisst die Trompeterstrasse. Sie führt auf der Höhe, Engenhahn rechts, Eschen- hahn links lassend, dann den Kamen Alte Wiesbadener oder Siebenkippel- Strasse annehmend, durch die beiden Aste des Pfahlgrabens (XXI, 19 u. 27) hindurch bis nach Idstein, von da als Alte Poststrasso und Hohe Strasse auf der Wasserscheide der Ems und Wörs zur Lahn. 88. Der Rennpfad. Schon 2500^ östlich der Platte an einer Stelle, welche die Diebsuhr heisst, trennt sich von der Trompeterstrasse der Renn- pfad und führt rechts ab nach Niedernhausen. Da aber westlich der Platte ein grosser Ringwall, die Rentmauer genannt, lag, so wird der Rennpfad wohl von diesem Zufluchtsort ausgegangen oder ihn berührt haben; denn wenn wir diese Richtung noch weiter westwärts verfolgen, so treffen wir auf dem Kamm des Rheingauer Gebirges wieder auf einen Rennpfad, auf welchen sich ergänzenden Pfaden ein Eilbote in kürzester Zeit von der Kauf- mannsstrasse Rüdesheim-Lorch nach Niedernhausen gelangen konnte. Von der Platte an dem zerstörten Ringwall vorüber treffen wir zuerst auf die hohe Felsklippe des Altensteins, auch einst von einem Ringwall umgeben, dann an die Eiserne Hand, wo wir die Chaussee von Wiesbaden nach Hahn kreuzen, an die Schanzen und die Weisse Mauer, von der wir der Chaussee 300 XXXIY. Alte Strassen in deb Wettebau von Schlangenbad nach Schwalbach bis zum Rothenstein folgen und auf der schmälsten Stelle der Wasserscheide zum Rheingauer Gebirg übergehen. An einer zweiten Eisernen Hand vorüber treten wir auf den Sauerwasserweg in das Rheingauer Gebück ein, um innerhalb und ziemlich parallel mit ihm den Renn weg oder Hohen Weg zu verfolgen. Ob derselbe hier auf dem Hirschsprung (An der grünen Bank), oder im Schlangenbader Thal an der EUngenpforte beginnt, können wir nicht sagen. Auf der Wasserscheide des Rheingauer Gebirgs zieht er, die Ringwälle des Heidenkellers und des Heidenkopfs links, das Hausener Bollwerk, den Franken- born, den Rosenhahn und das Mapper Bollwerk rechts lassend, zum Casimir-Kreuz fort, lässt die Ringwälle Ringmauer und Hallgarter Zange und die Kalte Herberg links, geht am Hermannsborn, an der Hölzernen Hand, am Qrauen Stein, am Qrünen Pfuhl und an der Dickeich, von hier an wieder vorzugsweise Rennpfad genannt, vorüber, am Borde-Kreuz, wo der Weg zum Bollwerk Weisser Turm rechts fuhrt, durch den Walddistrikt In der Still, den Röspel- und die Zimmerköpfe links lassend, an dem Marienborn und der jetzt leider gefallenen anderen Dicken Eich in dem Ruhl vorüber bis zur Eisernen Hand, wo er in den Kaufmannsweg eintritt. Mir scheint zwischen den Namen Rentmauer und Rennweg der Zusammenhang zu bestehen, dass beide Dinge in Zeiten der Gefahr zur eiligen Flucht und Sicherung dienten; dass die Rennwege entstanden um jene Zufluchtsorte zu erreichen, oder von einem zum anderen Nachricht zu bringen, dass der in unserem Lande wenigstens 6 mal vorkommende Namen Rentmauer (bei der Platte, bei Schlossborn, beim Spriesterbacher Hof, bei Rod an der Weil, bei Mengerskirchen und bei Wüstems, Annal. XV, 343) aus Rennmauer umgelautet wurde in Ring- und Rentmauer, wobei der Letztere an die Bedeutung : dem öffentlichen Fiskus angehörig, sich anlehnte. Ebenso hat sich das Volk aus Rennwegen Ring- ja Rindswege zurecht gemacht. So wenig wie jene Rentmauern und überhaupt die Ringwälle der Römerzeit angehören, würden auch die Rennwege nicht hierher gehören; da wir aber von vielen alten Wegen die Zeit, wo sie angelegt oder lebhaft benutzt wurden, nicht anzugeben wissen, so wollen wir auch diese hier nicht ausschliessen. Wir sind der Meinung geworden, dass der Ursprung der Zufluchtsorte im Taunus, die wir gewöhnlich als Ringwälle bezeichnen, einer den Römern, also Christi Geburt vorhergegangenen Zeit zuzuschreiben sind, ihr Gebrauch während der fast 300jährigen Herrschaft derselben fast vergessen, und erst wieder zur Geltung kam, als mit dem Sturz der Römer die gesetz- und machtlose Zeit der Völkerwanderung eintrat und sie wieder aufsuchen und aufrichten lehrte. Auch später, bis in die neueste Zeit traf sie das Schicksal vergessen, aber immer wieder in Gefahr und Not benutzt zu werden. UND AUV DKB RECHTBN SeITB DES MaINS UND DES KhEINS. 301 88« Der Sterzelweg. Wie der Bennpfad auf dem First des Rhein- gaaer Gebirgs, so läuft auf dessen Yorhöhen ein Weg, der Sterzelweg oder -Pfad genannt. Derselbe ist 6 bis 10' breit, zwischen den Weinbergen noch schmäler, an manchen Stellen mit einem schadhaften Pflaster, das ihm wahr- scheinlich den Namen gab, versehen, und läuft yon Wiesbaden über Dotzheim, Neudorf, Eiedrich, unter Hallgarten yorüber nach Johannisberg, am ehe- maligen Kloster Gottesthal vorbei nach Rüdesheim in die Hintergass, wo auch der Kaufmannsweg mündet (vergl. Annal. lY, 156). 84» Die Militärstrasse durch den Rheingau aber lag, wie wir glauben, dem Rhein näher auf der vor den Überschwemmungen genügend hohen Ufer- fläche; sie wird in der Gegend der Kurve angeknüpft und dann mehr oder weniger der heutigen Landstrasse gefolgt sein. Eine dammartige Erhöhung, welche man links der Bahn in den Feldern zwischen Mosbach, Schierstein und Walluf wahrnimmt, mag von ihr herrühren. In Rüdesheim nimmt sie den Namen Kaufmannsstrasse an und ersteigt die Höhe, weil sie durch die gegen das Binger Loch vortretenden Felsen gehindert war dem Rheinufer zu folgen. Sie ersteigt durch die Distrikte Ebenthal, Horwit, Schmalstrich zwischen zahlreichen Hügelgräbern hindurch, das Forsthaus Kammerforst links, und die Wallburger Höhe rechts lassend, die Wasserscheide zur Wisper, dann vorüber an der Eisernen Hand, wo der Rennweg in sie einmündet, durchs Bodenthal und den Moosborn, wo sie eine zweite Hügelgräbergruppe durchschneidet, erreicht sie über den Mandelberg hinabsteigend Lorch. Wie wir oben ad 30 bis zum Abschnitt der Aar, so sind wir. hier zu dem der Wisper gekommen, welche beide in der Gegend von Schwalbach zusammenstossen. 86, Die Wisperstrasse. Die sowohl von Trier als von Mainz in Rhein- böUen zusammentreffenden Strassen zweigen hier rechts ab und folgen der linken Seite der Heimbach, um dann über den Hof Petersacker in schräg nörd- licher Richtung das Rheinufer gegenüber der Wisper zu erreichen. Nachdem der Rhein hier mittels Fähren, wohl eine der Hauptaufgabe der römischen Flottenmannschaft, übersetzt war, folgte die Strasse den sonnigen', rechten Abhängen der Wisper, überschritt den Fuss der Bergvorsprünge — und dürften die Uranfänge der niedrig gelegenen Kammerburg, sowie des Ein- schnittes zwischen der Lauxburg und Gerolstein in diese Zeit hinaufreichen. Sie zog dann den Rücken des Riesenbergs hinan, um über Springen nach Kernel zu gelangen. Auf diese in jetzt so abgelegener Gegend hinziehende Strasse weisen auch die Burgen Rheinberg, Gerolstein, Haneck, Lauxburg und Weberstein mit ihrem Zweck, durch Strassenraub und Geleitsleistung ihr Dasein zu fristen, hin. 86. Die Bäderstrasse. Wenn wir kleine Abweichungen zu deren Rechten ausser Acht lassen, so entspricht die Bäderstrasse von Kernel bis 302 XXXIV. Alte Strassen in der Wettkrau Pohl dem von den Römern benutzten Wege, welcher die beiden genannten Castelle verband und von denen ab eine 2500^ lange Abzweigung, die Retterter Strasse, zu dem Castell Holzhausen geleitet, indem sie 300^ hinter ihm so vorüberführt, dass dieses ihr seine doppelte porta decumana zukehrte, eine Anordnung, die der Strasse zu lieb gegen die Regel, dies Thor von dem Pfahlgraben abzukehren, yerstosst. Schon vorher, am Egenroder Stock, mündet in die Bäderstrasse eine benannte alte Strasse, 37« Die Eohlstrasse, welche von Westen, aus der Gegend von Weiterode kommend, an häufigen Grabhügelgruppen vorüber, Zorn links. Langschied rechts lassend, die Bäderstrasse an dem genannten Heiligenstock kreuzt, nach Laufenseiden zieht und wohl auch die Dörs erreicht. .88« Die Hessenstrasse (Annal. XY, 382). Mit der vorhergenannten ziemlich parallel, geht diese Strasse, so genannt, weil sie die hessische Graf- schaft Rheinfels und Catzenelnbogen mit Oberhessen, Butzbach, Giessen ver- band; von Oberstlieutenant Schmidt Weinstrasse genannt, kommt sie wahrscheinlich nicht von Lorch, sondern von St. Goarshausen, lässt, weil sie den Pfahlgraben jetzt bei dem Castell Holzhausen durchbricht^ auf ein mindestens in die Römerzeit reichendes Alter schliessen. Sie überschreitet bei Catzenelnbogen die Dörsbach, ersteigt die Wasserscheide Fuchsenhohl und senkt sich, Burg Hohenfels links lassend, auf dem Rücken Altgeheg von mehreren Grabhügeln begleitet, nach Hahnstätten zur Aar. Yon hier ersteigt sie wieder die Höhe und geht durch eine Gruppe von 66 Grabhügeln hindurch, über Eirberg, Ohren, Niederselters, hier wieder Hessenstrasse genannt, in der angenommenen Richtung auf Butzbach zu, und erreicht somit das, was Schmidt für die Römer wünschenswert hielt: eine Yerbindung des rheinischen und wetterauischen Pfahlgrabens. 39« Ob die Fortsetzung der Strasse längs des Pfahlgrabens von Pohl nach dem villenreichen Marienfels oder nach Geisig ging, wissen wir nicht sicher, es führte aber eine solche, die sich nicht überall mit der jetzigen deckt, von Geisig auf die Höhe über Schweighausen und Becheln nach Ems und lässt ihre Spuren auf dem Rücken des Wintersberger Hofes noch als 60 cm hoher Damm erkennen. 40. Bei Schweighausen mündet in diese Pfahlgrabenstrasse eine vom Rheinthal heraufkommende Strasse. Nachdem man zwischen Boppard und Pilsen etwa mit einer Fähre den Rhein überschritten hatte, betrat man durch das Oberthor dieses Dorfes den zum Teil in Felsen gehauenen Weg, welcher die sanften Abstufungen benutzend die Hochfläche erreicht, die sich zwischen Osterspai und Camp nach Westen vorstreckt. An ihrem östlichen Ende beginnt das Gebirg in einer bewaldeten Anhöhe, A 940, anzusteigen, in der einst der Hasenhof lag. Die Höhe ist auf ihrer Ostseite durch UND AUF DBR RBGHTEN SeITE DES MaINS UND DES RHEINS. 303 doppelte Gräben und Terrassen mit Wallresten befestigt, welche sich in ihrer Verlängerung zu einem Abschnitt gestalten, indem dieser das Thal, das vom Camperhof zum Rhein föUt, und andererseits die bei Camp in den Rhein mündende Schlucht quer über den Rücken verband, und so die Alte Strasse koupierte d. h. die Halbinsel, auf der Liebeneck und an deren Ende Filsen liegt, zu einem Asyl macht. Auch durch eine neuere, auf der Person'schen Karte zunächst Camperhausen dargestellte Wegsperrung wird die einstige Wichtigkeit der Strasse konstatiert. Die alte Strasse ist zwar nicht mehr in ihrer Konstruktion erhalten und kenntlich, aber in 2 — 3 tiefen Hohlwegen vertreten, welche parallel dem jetzigen Weg an hohen Grabhügeln an der Dreispitz vorüber das höhere Gebirg ersteigen, und mit Umgehung der Thäler die Wasserscheide bei Dachsenhausen erreichen, um bei Schweighausen, vielleicht auch bei dem kleinen Castell von Grauenstein, in die Pfahlgrabenstrasse einzumünden. 41. Wenn auch von Ems eine Strasse über Kemmenau auf die Höhe von Montabaur geführt hat, so wird doch eine Thalstrasse durch Dorf Ems und längs der Pfingstbach das Castell Äugst müheloser und weiter über Cadenbach die Montabaurer Strasse erreicht haben. " 42« Die Montabaurer Strasse ist als eine alte, in die Römer- und wohl noch frühere Zeit reichende Strasse sowohl an ihrem Anfang, als an ihrem Austritt gekennzeichnet. Wenn man die Fähüe, welche Koblenz mit Thal Ehrenbreitstein einst verbunden, verlassen hat, so gelangt man, noch ehe man Niederberg erreicht, hinter dem Ehrenbreitstein zu dem rechts abführenden, sogenannten Alten Emserweg, auch Kniebrech genannt, der an ausgedehnten römischen Bauresten mit Hypokausten vorüber wieder in die Chaussee einfallt und mit ihr über Ahrensberg und Neuhäusel weiter zieht, da aber, wo er den Pfahlgraben durchbricht, im Distrikt Hafenröder von einem Turm überwacht wird (XXVIH, 5). 43. Zwischen dem Rhein und den Felsen des Ehrenbreitsteins ging noch bis zu Anfang dieses Jahrhunderts kein Weg. Man war genötigt, den Weg über Niederberg nach Mallendar einzuschlagen, welcher jenseits der römischen Baureste am Alten Emser Weg sich nach dem oberen Teil von Niederberg krümmt und als tiefer Hohlweg, Urbar und Kloster Besslich links lassend, bei Mallendar das Rheinufer erreicht. Die Bauakten der Festung und der Volksmund behaupten, dass auf dem Westabhang der Südspitze der Feste Ehrenbreitstein ein Römerturm gestanden habe. Wer aber das frühere geringe Yerständnis ßxr Römerbauten in Deutschland und die Bereitwilligkeit, alles den Römern zuzuschreiben, kennt und weiss, wie diese nirgends auf dergleichen Bergspitzen und Punkten, die uns gut gefielen. Türme und Burgen gebaut haben, der wird diesen und ähnlichen Angaben keinen Wert beilegen. S04 XXXTV. Alte Strassen in per Wetteraü 44. Yon Mallendar nach Yallendar hatte eine Romerstrasse keine Schwierigkeit, aber von letztgenanntem Ort führte sie der an den Rhein herantretenden Felswand ausweichend über Weitersburg nach Bendorf und weiter nach Sayn. Yon hier zog sie, durch eine eigentümliche Terraingestaltung gehindert, nicht durch die heutigen Dörfer längs des Qebirgsfiisses. Wie nämlich auf der linken Rheinseite zwischen Mosel und Nette, erreichen auch hier die aus dem Qebirg herabkommenden Bäche nicht den Strom, sondern verschwinden in einer Reihe von sumpfigen und nassen Stellen und Wasserlachen im Kiesuntergrund, ebenso wie wir dies auch zwischen Rheinbrohl und Hönningen gesehen haben. Durch diese einst wohl ausgedehnteren Hindemisse vom Bergfuss getrennt, läuft eine alte Strasse unbekümmert um die nahen Dörfer durch die Flur; sie wird die Kleine Strasse oder der Prozessionsweg genannt. Auf der Generalstabskarte ist sie von Sayn ausgehend zu ver- folgen, und südlich von Gladbach durch eine Abstumpfung des Wegwinkels, der auch in den Ackern sich als dünner Streifen darstellt, zu ergänzen. Nachdem der von Heddesdorf kommende Weg eingemündet, ersteigt die Kleine Strasse den Höhenrücken „Auf Tournay^ zwischen Heddesdorf, Oberbieber und Gladbach, überschreitet die Aubach am Kupferhammer und erreicht das Castell Niederbieber oder andererseits Oberbieber mit der zum Westerwald aufsteigenden Alten Strasse oder Alten Zollstrasse. Der Prozessionsweg wird zum Teil als Feldweg benutzt, zum Teil ist er überackert, ist aber unfruchtbar und trägt nichts: „zur Strafe, weil das unrecht war** (Bonner Jahrb. XLVil). 45. Von Vallendar führt die Alte Vallendarer Strasse auf dem Rücken zwischen der Fehr- und Löhr- und Yeisternachtbach am Wandhof vorüber zu den Höhrer Löchern, durch welche, wie wir darzulegen ver- sucht (XXIX, 1) d{is dort gelegene Castell zerstört worden ist. Als Trift- weg durchbricht die Strasse, durch einen Turm (XXYIH, 24) überwacht, den Pfahlgraben und mag durch Höhr weiter ins Ausland gezogen sein. 46. Yon Sayn, am Zusammenfluss von Sayn und Brex, müssen drei Wege auf die Höhen gegangen sein, die eine über den Meisenhof zum Pfahlgraben. Nachdem sie 2500 ^ hinter ihm hergezogen, durchbricht sie ihn, von einem Turm (XXIX, 11) überwacht, zugleich mit der Alten Bendorfer Strasse. 47. Ein zweiter Weg nach dem Ausland muss von Sayn, auf dem Rücken zwischen Brex und Sayn, gezogen sein, da sie, nachdem sie ihn kaum erstiegen hat, diesseits Stromberg durch ein Stück Pfahlgraben (XXIX, 20) koupiert ist, auch später noch so wichtig war, dass sie noch einmal koupiert worden ist. 305 48« Ein dritter Weg erstieg von Sayn aus die nordliche Hochfläche, auf der, unfern dem Spielmannsheiligenhäuschen, das Castell Alteburg lag. Sie läuft zum Teil im Graben des Pfafalgrabens, bis er die Alteck erreicht. Kurz vorher mündet in diesen Hochweg ein von Gladbach durch das Nasserthal heraufkommender Weg, dessen Austritt aus dem Pfahlgraben durch einen Turm (XXX, 6) überwacht gewesen zu sein scheint. Als Ersatz für diesen Weg sind die Serpentinen des Weges auf die Alteck getreten. 49* Die von Trier kommende Römerstrasse gelangt nach Mayen und von da sowohl über Kruft nach Andernach, als über Ochtendung nach Eettig ; in beiden Fällen mündet sie in die von Koblenz nach Köhi führende Römer- Strasse und wird von ihr zu der zwischen Weissenturm und der Nettemündung gelegenen cäsarischen Brückenstelle geleitet — also gegenüber der Stelle, wo Hoffmann 1818, 10^ unter der heutigen Bodenoberfläche die dreifache Stickung einer Römerstrasse mit der Richtung nach Heddesdorf resp. dem Castell Niederbieber gefunden hat (Bonner Jahrb. XLVli, 35). Diese Römerstrasse, welche von der Cäsarbrücke oder von der sie er- setzenden Fähre ausgeht und das Castell Niederbieber erreicht, findet ihre natürliche Verlängerung in der Alten Strasse oder alten Zollstrasse, welche über Melzbach und Rengsdorf nach Altenkirchen führt, oder in der alten Zollstrasse, welche von Oberbieber über Rengsdorf weiter führt, wie wir dies Abschnitt XXX, 20 u. f. dargelegt haben. 50. Yom Castell Niederbieber muss ein Weg über Oberbieber auf den Rucken zwischen der Mayrans- und der Aubach geführt haben, da auf der Spitze ein Stück Pfahlgraben, die Alteburg (XXX, 16), angelegt, die sie abzusperren bestimmt ist. 5L So wenig wie der Pfahlgraben selbst ist ein alter direkter Weg von dem Castell Niederbieber bis zu der Stelle nachzuweisen, wo wir den Pfahlgrabenturm (XXXI, 6) aufgefunden haben, wahrscheinlich aber ist es, dasB er den Rücken auf der rechten Seite der Rodenbach einhielt. Yen jenem Turm 6 an aber kann allerdings kein Zweifel sein, dass der alte und der neue Weg sich ziemlich decken und zwar, dass jener nicht innerhalb, sondern ausserhalb des Pfahlgrabens herlief, sodass man hier wieder deutlich sieht, dass die Römer keinen Wert auf die Deckung des Weges durch den Pfahlgraben gelegt haben, wie wir dies schon in Württemberg an der Hoch- strasse gesehen haben, welche von Sixhof bis Pfahlbronn ausserhalb des P&hlgrabens herzieht, während dieser an den Abhängen der Rems von Six- hof bis Lorch und von da herauf nach dem Haghof erst bei Pfahlbronn jene romische Strasse wieder einlässt. Selbst am Castell Weiherhof bleibt die Hohe Strasse, welche Schmidt auch Rennweg nennt, ausserhalb des rheinischen Pfahlgrabens und verfolgt die Wasserscheide zwischen dem Rhein und der «•¦ Cohttttstn, Der rOmUch« Or«Biwftll. 20 306 XXXV. Die bOmischen GrsnzwIlle in Bbitankien. Wied, durch mehrere Landwehren und Grengel unterbrochen, bis hinter das Siebengebirg. 68. Noch ehe sie den Weiherhof erreicht, geht links ab auf dem Rücken am Forsthof vorbei ein Rennweg, der sich vor der Burg Hammerstein teilt, bis zum Rhein. 53. Vom Castell Weiherhof geht ein Weg, die Hohe Hohl und dann Römerweg genannt, nach Rheinbrohl, wo wir das Grenzcastell annehmen. 54. Noch ein dritter Weg geht von der Hohen Strasse auf der Rhein- Wied- Wasserscheide links ab zum Thal, gleichfalls ausserhalb des Pfahl- grabens, wird aber, wo er in diesen eintritt, von einem Turm (XXX TT, 8) in der Steinbrink überwacht; in der Nähe des Turmes Nr. 9 wieder aus- tretend, erreicht er als tiefer Hohlweg den Fuss des Qebirgs am Arienbeller Hof und den ehemaligen See Im Maar genannt. 55. Es bleibt uns nur noch zu wiederholen, dass die Alte Strasse von Rheinbrohl auf dem schmalen Rücken zwischen dem Maar und dem Rhein- arm Lache, ohne Zweifel einst durch das letzte Stück Pfahlgraben und den letzten Turm gesperrt, ins Ausland nach Hönningen weiterlief. Wir schliessen hiermit die Aufzählung der alten militärischen Strassen innerhalb des Teiles des Pfahlgrabens, welcher bei Gross-Krotzenburg am Main beginnt und bei Rheinbrohl am Rhein endigt, und erinnern daran, dass wir auf zahlreiche Yizinalwege, welche durch den Pfahlgraben führen und durch Türme bewacht sind, sich also dadurch gleichfalls als alte Kommuni- kationen zu erkennen geben, an den betreffenden Stellen aufmerksam ge- macht haben.

Sollten mit diesen Auszügen irgendwelche Urheberrechte verletzt werden, informieren Sie mich bitte.

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